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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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b) Methoden der Typenbildung

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Jede Typologie bleibt zahlenmäßig begrenzt und beginnt mit einem ppe_492.003
ungleichen Paar, da der Typus zunächst an seinem Gegentypus zu ppe_492.004
erkennen ist. Nach durchgeführtem Vergleich ergibt sich als logische ppe_492.005
Notwendigkeit und Gesetzmäßigkeit die ergänzende Hinzuziehung ppe_492.006
eines dritten Typus, der entweder eine Zwischenstellung zwischen den ppe_492.007
beiden im Vergleich gewonnenen Gegensätzen einnimmt, oder ihre ppe_492.008
Reihe fortsetzt, indem er den Gegensatz nach der einen Seite hin ppe_492.009
steigert. Alle Typenbildung findet in der Dreizahl eine vorläufige ppe_492.010
Abrundung. Wenn der dritte Typus C sowohl mit dem ersten Typus A ppe_492.011
als mit dem zweiten B Gemeinsamkeiten teilt, die jeweils zu dem ppe_492.012
andern in Gegensatz stehen, so werden durch seine Zwischenstellung ppe_492.013
die Pole verbunden. Wenn aber der dritte Typus den Gegensatz verschärft, ppe_492.014
indem er über einen der anfangs festgestellten Typen, sagen ppe_492.015
wir A, in einseitiger Steigerung oder neuer Richtung weit hinausgeht, ppe_492.016
dann kann das Gleichgewicht durch einen vierten (D) wieder hergestellt ppe_492.017
werden, der die Übersteigerung des Typus B nach der anderen ppe_492.018
Seite hin vollzieht. Es können sich also die zwei Reihen: ppe_492.019
A C B oder C A B D ergeben.

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Im einen Fall bleiben A und B die Extreme, die am weitesten voneinander ppe_492.021
entfernt sind. Im anderen Fall können sich zwischen den ppe_492.022
neuen Extremen (C und D) und den ursprünglich aufgestellten Gegensätzen ppe_492.023
(A und B) bei Heranziehung weiteren Vergleichsmaterials ppe_492.024
neue Zwischenstufen ergeben, so daß die Sechszahl erreicht wird in ppe_492.025
der Reihe C E A B F D.

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Oder es kann sogar, wenn jetzt erst das Mittelglied zwischen A und ppe_492.027
B gefunden wird, ohne Zahlenmystik ein Siebengestirn aufleuchten: ppe_492.028
C E A G B F D.

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Solche Spaltung trat beispielsweise bei Weiterbildung der Diltheyschen ppe_492.030
Weltanschauungstypen in Erscheinung (Buch II, S. 356). Ebenso ppe_492.031
bei den Rutz-Sieversschen Schalltypen, die mit der Dreizahl begannen, ppe_492.032
oder bei den Integrationstypen Jaenschs, die sich mit ihr ppe_492.033
nicht begnügten. Zur Sechszahl gelangten Eduard Sprangers "Lebensformen" ppe_492.034
in weitergreifender Ausdehnung der Strukturpsychologie auf ppe_492.035
alle menschlichen Anlagen. Der eine seiner Typen, der uns hier ppe_492.036
allein angeht, der des ästhetischen Menschen, ist wieder in drei Unterabteilungen ppe_492.037
gegliedert, die des Impressionisten, des Expressionisten ppe_492.038
und des dazwischenstehenden Klassikers. Der eine gibt sich ppe_492.039
der äußeren Welt und ihren Eindrücken hin, der andere kommt den ppe_492.040
Lebenseindrücken in ausströmender Gefühlswelt zuvor; beim dritten

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b) Methoden der Typenbildung

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Jede Typologie bleibt zahlenmäßig begrenzt und beginnt mit einem ppe_492.003
ungleichen Paar, da der Typus zunächst an seinem Gegentypus zu ppe_492.004
erkennen ist. Nach durchgeführtem Vergleich ergibt sich als logische ppe_492.005
Notwendigkeit und Gesetzmäßigkeit die ergänzende Hinzuziehung ppe_492.006
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die Pole verbunden. Wenn aber der dritte Typus den Gegensatz verschärft, ppe_492.014
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Seite hin vollzieht. Es können sich also die zwei Reihen: ppe_492.019
A C B oder C A B D ergeben.

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Im einen Fall bleiben A und B die Extreme, die am weitesten voneinander ppe_492.021
entfernt sind. Im anderen Fall können sich zwischen den ppe_492.022
neuen Extremen (C und D) und den ursprünglich aufgestellten Gegensätzen ppe_492.023
(A und B) bei Heranziehung weiteren Vergleichsmaterials ppe_492.024
neue Zwischenstufen ergeben, so daß die Sechszahl erreicht wird in ppe_492.025
der Reihe C E A B F D.

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Oder es kann sogar, wenn jetzt erst das Mittelglied zwischen A und ppe_492.027
B gefunden wird, ohne Zahlenmystik ein Siebengestirn aufleuchten: ppe_492.028
C E A G B F D.

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Solche Spaltung trat beispielsweise bei Weiterbildung der Diltheyschen ppe_492.030
Weltanschauungstypen in Erscheinung (Buch II, S. 356). Ebenso ppe_492.031
bei den Rutz-Sieversschen Schalltypen, die mit der Dreizahl begannen, ppe_492.032
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alle menschlichen Anlagen. Der eine seiner Typen, der uns hier ppe_492.036
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[492/0516] ppe_492.001 b) Methoden der Typenbildung ppe_492.002 Jede Typologie bleibt zahlenmäßig begrenzt und beginnt mit einem ppe_492.003 ungleichen Paar, da der Typus zunächst an seinem Gegentypus zu ppe_492.004 erkennen ist. Nach durchgeführtem Vergleich ergibt sich als logische ppe_492.005 Notwendigkeit und Gesetzmäßigkeit die ergänzende Hinzuziehung ppe_492.006 eines dritten Typus, der entweder eine Zwischenstellung zwischen den ppe_492.007 beiden im Vergleich gewonnenen Gegensätzen einnimmt, oder ihre ppe_492.008 Reihe fortsetzt, indem er den Gegensatz nach der einen Seite hin ppe_492.009 steigert. Alle Typenbildung findet in der Dreizahl eine vorläufige ppe_492.010 Abrundung. Wenn der dritte Typus C sowohl mit dem ersten Typus A ppe_492.011 als mit dem zweiten B Gemeinsamkeiten teilt, die jeweils zu dem ppe_492.012 andern in Gegensatz stehen, so werden durch seine Zwischenstellung ppe_492.013 die Pole verbunden. Wenn aber der dritte Typus den Gegensatz verschärft, ppe_492.014 indem er über einen der anfangs festgestellten Typen, sagen ppe_492.015 wir A, in einseitiger Steigerung oder neuer Richtung weit hinausgeht, ppe_492.016 dann kann das Gleichgewicht durch einen vierten (D) wieder hergestellt ppe_492.017 werden, der die Übersteigerung des Typus B nach der anderen ppe_492.018 Seite hin vollzieht. Es können sich also die zwei Reihen: ppe_492.019 A C B oder C A B D ergeben. ppe_492.020 Im einen Fall bleiben A und B die Extreme, die am weitesten voneinander ppe_492.021 entfernt sind. Im anderen Fall können sich zwischen den ppe_492.022 neuen Extremen (C und D) und den ursprünglich aufgestellten Gegensätzen ppe_492.023 (A und B) bei Heranziehung weiteren Vergleichsmaterials ppe_492.024 neue Zwischenstufen ergeben, so daß die Sechszahl erreicht wird in ppe_492.025 der Reihe C E A B F D. ppe_492.026 Oder es kann sogar, wenn jetzt erst das Mittelglied zwischen A und ppe_492.027 B gefunden wird, ohne Zahlenmystik ein Siebengestirn aufleuchten: ppe_492.028 C E A G B F D. ppe_492.029 Solche Spaltung trat beispielsweise bei Weiterbildung der Diltheyschen ppe_492.030 Weltanschauungstypen in Erscheinung (Buch II, S. 356). Ebenso ppe_492.031 bei den Rutz-Sieversschen Schalltypen, die mit der Dreizahl begannen, ppe_492.032 oder bei den Integrationstypen Jaenschs, die sich mit ihr ppe_492.033 nicht begnügten. Zur Sechszahl gelangten Eduard Sprangers „Lebensformen“ ppe_492.034 in weitergreifender Ausdehnung der Strukturpsychologie auf ppe_492.035 alle menschlichen Anlagen. Der eine seiner Typen, der uns hier ppe_492.036 allein angeht, der des ästhetischen Menschen, ist wieder in drei Unterabteilungen ppe_492.037 gegliedert, die des Impressionisten, des Expressionisten ppe_492.038 und des dazwischenstehenden Klassikers. Der eine gibt sich ppe_492.039 der äußeren Welt und ihren Eindrücken hin, der andere kommt den ppe_492.040 Lebenseindrücken in ausströmender Gefühlswelt zuvor; beim dritten

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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/516>, abgerufen am 22.11.2024.