ppe_497.001 und in der sonnenklaren Moral der "Kraniche des Ibykus" irrationale ppe_497.002 und rationale Einstellung, und wenn man noch eine frühere Ballade ppe_497.003 Goethes hinzuziehen darf, so erscheint die gänzlich verschiedene ppe_497.004 Haltung gegenüber dem Naturelement, dessen magische Anziehungskraft ppe_497.005 den Fischer willenlos zu sich niederzieht, während der Taucher ppe_497.006 in Erhabenheit die brandende Gewalt überwindet und erst beim zweitenmal ppe_497.007 ihr erliegt. Damit wäre ein impressionistisches oder expressionistisches ppe_497.008 Übergewicht auch in der Klassik zu unterscheiden.
ppe_497.009 Wie der Typus des Klassikers, so würden sich auch Impressionist ppe_497.010 und Expressionist, die bei Spranger Untertypen des ästhetischen ppe_497.011 Menschen sind, in neuen Spaltungen verdoppeln und immer weiter ppe_497.012 differenzieren lassen. Aber mit jeder Vermehrung würde der Wert ppe_497.013 einer ordnenden Übersicht sich verwaschen und verlieren. Das Streben ppe_497.014 nach einer Vollzähligkeit der Typen, die in Erschöpfung aller ppe_497.015 Möglichkeiten sich zum Kreis rundete, widerstreitet dem Vorteil ppe_497.016 klarer Sonderung und Vereinfachung. Diese bleibt in ihrer Bestimmtheit ppe_497.017 ein Hilfsmittel zur Charakteristik des Einzelnen, aber sie kann ppe_497.018 nicht eigentlich zum Gerüst synthetischen Aufbaus für das Ganze werden. ppe_497.019 Immerhin ist der Versuch, einen geschichtlichen Rhythmus der ppe_497.020 Ablösung zwischen den einzelnen Typen herzustellen, öfters unternommen ppe_497.021 werden.
ppe_497.022 c) Geschichtliche Typenfolge
ppe_497.023 Eine der ersten und folgenreichsten Typologien der Dichtung war ppe_497.024 Schillers Unterscheidung zwischen naiv und sentimentalisch. Es ist ppe_497.025 lehrreich zu sehen, wie die Grenzen der Anwendbarkeit dem Verfasser ppe_497.026 während seiner Arbeit selbst zu Bewußtsein kamen. Der Ausgangspunkt ppe_497.027 war, wenn wir dem Gang der Abhandlung folgen, die ppe_497.028 Selbstanalyse, die das eigene Interesse für die Natur als ein moralisches, ppe_497.029 auf eine Idee gegründetes erkannte. Wenn nun in Auseinandersetzung ppe_497.030 mit Kant dem Naiven der Überraschung ein Naives ppe_497.031 der Gesinnung gegenübergestellt wurde, so schien dies zweite vorwiegend ppe_497.032 im Menschen des Altertums vertreten. Damit bereitet sich als ppe_497.033 Ergebnis vergleichender Analyse, bei der z. B. Goethes Werther dem ppe_497.034 Sauhirten Homers entgegentritt, die Bezeichnung der antiken Dichtung ppe_497.035 als naiv, der der modernen als sentimentalisch vor.
ppe_497.036 Als Entwicklung vom Altertum zur Neuzeit zeichnet sich also der ppe_497.037 Weg vom Naiven zum Sentimentalischen ab. Aber schon wird mit ppe_497.038 der Bemerkung, daß jedes wahre Genie naiv sei, dieser Aufbau erschüttert. ppe_497.039 Shakespeare und Moliere sind naive Dichter und Goethe ppe_497.040 soll, gerade im "Werther", naive und sentimentalische Züge vereinigen.
ppe_497.001 und in der sonnenklaren Moral der „Kraniche des Ibykus“ irrationale ppe_497.002 und rationale Einstellung, und wenn man noch eine frühere Ballade ppe_497.003 Goethes hinzuziehen darf, so erscheint die gänzlich verschiedene ppe_497.004 Haltung gegenüber dem Naturelement, dessen magische Anziehungskraft ppe_497.005 den Fischer willenlos zu sich niederzieht, während der Taucher ppe_497.006 in Erhabenheit die brandende Gewalt überwindet und erst beim zweitenmal ppe_497.007 ihr erliegt. Damit wäre ein impressionistisches oder expressionistisches ppe_497.008 Übergewicht auch in der Klassik zu unterscheiden.
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/521>, abgerufen am 22.11.2024.
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