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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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selber zu empfangen, bildete man Ansichten von den Ansichten, unter ppe_544.002
denen die Welt anderen erschienen war.

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Bemerkenswert an dieser Darstellung, die das Wesen der Romantik ppe_544.004
nicht erschöpfen will und sich auf wenige Momente, nämlich das ppe_544.005
Überliterarische, das Leben aus zweiter Hand, den Intellektualismus ppe_544.006
der Frühromantiker beschränkt, ist die Bedingtheit durch die erdrückende ppe_544.007
Leistung der vorhergehenden Generation. Diese Leistung ppe_544.008
war in der Geburtsstunde der romantischen Altersgenossen noch gar ppe_544.009
nicht vorhanden und konnte erst in den Jahren der Entwicklung zum ppe_544.010
schicksalbestimmenden Bildungserlebnis werden. Das Gleichnis der ppe_544.011
physischen Genealogie steht also auf einem Fuße fest, insofern die ppe_544.012
Söhne ohne die Väter nicht zu denken sind, aber es hinkt auf dem ppe_544.013
andern, indem nicht im einseitigen Akt der Zeugung, sondern in der ppe_544.014
wechselseitigen Berührung, in der Reibung und Spannung zwischen ppe_544.015
Werdendem und Vollendetem der fruchtbare Zeitpunkt der Bedingtheit ppe_544.016
zu erblicken ist.

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In diesem Sinne muß sich an der vollendeten Romantik wieder eine ppe_544.018
neue Generation gebildet haben, die ohne ihren Vorausgang nicht zu ppe_544.019
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wir unserer eigenen Zeit kommen, desto mehr erfüllt sich der Generationsrhythmus ppe_544.021
mit persönlichem Leben, sind wir doch gewohnt, von ppe_544.022
unserer eigenen Lage auf die Zeit der Väter und Großväter zurückzublicken. ppe_544.023
So hat denn auch das letztvergangene Jahrhundert als ppe_544.024
erstes zu einer generationsmäßig gegliederten Gesamtdarstellung ppe_544.025
seiner Literatur herausgefordert. Im Jahre 1909 ließ Friedrich ppe_544.026
Kummer
seine "Deutsche Literaturgeschichte des neunzehnten ppe_544.027
Jahrhunderts, dargestellt nach Generationen" erscheinen. Er nannte ppe_544.028
als Anreger Erich Schmidt, als historische Vorgänger Ranke, Rümelin, ppe_544.029
Lorenz, als literarhistorische Verwandte Haym, Stern und Bartels, ppe_544.030
aber er ließ den Namen Dilthey ungenannt, obwohl seine Definition ppe_544.031
ihm besonders nahe kam: "Eine Generation umfaßt alle etwa gleichzeitig ppe_544.032
lebenden Menschen, die aus den gleichen wirtschaftlichen, politischen ppe_544.033
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daher mit verwandter Weltanschauung, Bildung, Moral und Kunstempfindung ppe_544.035
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aber ein näherer Vergleich zeigt doch, wie verwaschen die spätere ppe_544.037
Formulierung ist: "Der engere Kreis von Individuen" ist ausgedehnt ppe_544.038
auf "alle etwa gleichzeitig lebenden Menschen"; die "Verbindung zu ppe_544.039
einem homogenen Ganzen" ist ersetzt durch eine "Ausstattung mit ppe_544.040
verwandter Weltanschauung, Bildung, Moral und Kunstempfindung"; ppe_544.041
es fehlen "die großen Tatsachen und Veränderungen" als generationsbildende

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selber zu empfangen, bildete man Ansichten von den Ansichten, unter ppe_544.002
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Überliterarische, das Leben aus zweiter Hand, den Intellektualismus ppe_544.006
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In diesem Sinne muß sich an der vollendeten Romantik wieder eine ppe_544.018
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als Anreger Erich Schmidt, als historische Vorgänger Ranke, Rümelin, ppe_544.029
Lorenz, als literarhistorische Verwandte Haym, Stern und Bartels, ppe_544.030
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/568>, abgerufen am 22.11.2024.