Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Holz errichtet, das sie uns als Absteigequartier anwiesen. Der Altar wurde sogleich mit einigen Speisen zierlich ausgestattet, die uns die sorgliche Hausfrau, Mad. Behn, mitgegeben hatte; allein, statt wie die Chinesen, sie den Göttern zu opfern, machten wir sündige Menschen uns darüber und verspeisten sie mit wahrem Heißhunger. Als der Appetit gestillt war, wurde der mitgebrachten Schlange die Haut abgezogen und das Thier den Chinesen geschenkt. Diese gaben zu verstehen, daß sie selbe nicht berühren würden, worüber ich mich sehr wunderte, da die Chinesen alles essen. Später überzeugte ich mich aber, daß sie sich nur zum Schein so gestellt hatten, denn als wir nach mehreren Stunden von unserer Jagdpartie zurückkehrten, und ich die Laubhütten der Chinesen besuchte, fand ich sie in einer solchen vereint, vor einer großen Schüssel sitzend, in welcher gebratene Stücke Fleisch lagen, die ganz die runde Form der Schlange hatten. Die Leute wollten sie eilig verbergen; allein ich trat rasch hinzu, gab ihnen einiges Geld und bat sie, mich diese Speise kosten zu lassen. Ich fand das Fleisch außerordentlich zart und fein, sogar zarter als das Fleisch junger Hühner. Doch ich bin voraus geeilt und habe vergessen, von unserer Jagdpartie zu erzählen. -- Wir frugen die Arbeitsleute, ob sie uns nicht die Spur eines Tigers anzugeben wüßten. Sie beschrieben uns eine Gegend im Walde, wo noch vor wenig Tagen solch ein Ungeheuer residirt haben sollte. Wir machten uns sogleich auf den Weg dahin. Das Vordringen im Walde war sehr beschwerlich: wir mußten viel über gefallene Baumstämme klettern, durch Gestrippe kriechen und Sümpfe überschreiten; Holz errichtet, das sie uns als Absteigequartier anwiesen. Der Altar wurde sogleich mit einigen Speisen zierlich ausgestattet, die uns die sorgliche Hausfrau, Mad. Behn, mitgegeben hatte; allein, statt wie die Chinesen, sie den Göttern zu opfern, machten wir sündige Menschen uns darüber und verspeisten sie mit wahrem Heißhunger. Als der Appetit gestillt war, wurde der mitgebrachten Schlange die Haut abgezogen und das Thier den Chinesen geschenkt. Diese gaben zu verstehen, daß sie selbe nicht berühren würden, worüber ich mich sehr wunderte, da die Chinesen alles essen. Später überzeugte ich mich aber, daß sie sich nur zum Schein so gestellt hatten, denn als wir nach mehreren Stunden von unserer Jagdpartie zurückkehrten, und ich die Laubhütten der Chinesen besuchte, fand ich sie in einer solchen vereint, vor einer großen Schüssel sitzend, in welcher gebratene Stücke Fleisch lagen, die ganz die runde Form der Schlange hatten. Die Leute wollten sie eilig verbergen; allein ich trat rasch hinzu, gab ihnen einiges Geld und bat sie, mich diese Speise kosten zu lassen. Ich fand das Fleisch außerordentlich zart und fein, sogar zarter als das Fleisch junger Hühner. Doch ich bin voraus geeilt und habe vergessen, von unserer Jagdpartie zu erzählen. — Wir frugen die Arbeitsleute, ob sie uns nicht die Spur eines Tigers anzugeben wüßten. Sie beschrieben uns eine Gegend im Walde, wo noch vor wenig Tagen solch ein Ungeheuer residirt haben sollte. Wir machten uns sogleich auf den Weg dahin. Das Vordringen im Walde war sehr beschwerlich: wir mußten viel über gefallene Baumstämme klettern, durch Gestrippe kriechen und Sümpfe überschreiten; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0085" n="78"/> Holz errichtet, das sie uns als Absteigequartier anwiesen. Der Altar wurde sogleich mit einigen Speisen zierlich ausgestattet, die uns die sorgliche Hausfrau, Mad. Behn, mitgegeben hatte; allein, statt wie die Chinesen, sie den Göttern zu opfern, machten wir sündige Menschen uns darüber und verspeisten sie mit wahrem Heißhunger.</p> <p>Als der Appetit gestillt war, wurde der mitgebrachten Schlange die Haut abgezogen und das Thier den Chinesen geschenkt. Diese gaben zu verstehen, daß sie selbe nicht berühren würden, worüber ich mich sehr wunderte, da die Chinesen alles essen. Später überzeugte ich mich aber, daß sie sich nur zum Schein so gestellt hatten, denn als wir nach mehreren Stunden von unserer Jagdpartie zurückkehrten, und ich die Laubhütten der Chinesen besuchte, fand ich sie in einer solchen vereint, vor einer großen Schüssel sitzend, in welcher gebratene Stücke Fleisch lagen, die ganz die runde Form der Schlange hatten. Die Leute wollten sie eilig verbergen; allein ich trat rasch hinzu, gab ihnen einiges Geld und bat sie, mich diese Speise kosten zu lassen. Ich fand das Fleisch außerordentlich zart und fein, sogar zarter als das Fleisch junger Hühner.</p> <p>Doch ich bin voraus geeilt und habe vergessen, von unserer Jagdpartie zu erzählen. — Wir frugen die Arbeitsleute, ob sie uns nicht die Spur eines Tigers anzugeben wüßten. Sie beschrieben uns eine Gegend im Walde, wo noch vor wenig Tagen solch ein Ungeheuer residirt haben sollte. Wir machten uns sogleich auf den Weg dahin. Das Vordringen im Walde war sehr beschwerlich: wir mußten viel über gefallene Baumstämme klettern, durch Gestrippe kriechen und Sümpfe überschreiten;</p> <p> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0085]
Holz errichtet, das sie uns als Absteigequartier anwiesen. Der Altar wurde sogleich mit einigen Speisen zierlich ausgestattet, die uns die sorgliche Hausfrau, Mad. Behn, mitgegeben hatte; allein, statt wie die Chinesen, sie den Göttern zu opfern, machten wir sündige Menschen uns darüber und verspeisten sie mit wahrem Heißhunger.
Als der Appetit gestillt war, wurde der mitgebrachten Schlange die Haut abgezogen und das Thier den Chinesen geschenkt. Diese gaben zu verstehen, daß sie selbe nicht berühren würden, worüber ich mich sehr wunderte, da die Chinesen alles essen. Später überzeugte ich mich aber, daß sie sich nur zum Schein so gestellt hatten, denn als wir nach mehreren Stunden von unserer Jagdpartie zurückkehrten, und ich die Laubhütten der Chinesen besuchte, fand ich sie in einer solchen vereint, vor einer großen Schüssel sitzend, in welcher gebratene Stücke Fleisch lagen, die ganz die runde Form der Schlange hatten. Die Leute wollten sie eilig verbergen; allein ich trat rasch hinzu, gab ihnen einiges Geld und bat sie, mich diese Speise kosten zu lassen. Ich fand das Fleisch außerordentlich zart und fein, sogar zarter als das Fleisch junger Hühner.
Doch ich bin voraus geeilt und habe vergessen, von unserer Jagdpartie zu erzählen. — Wir frugen die Arbeitsleute, ob sie uns nicht die Spur eines Tigers anzugeben wüßten. Sie beschrieben uns eine Gegend im Walde, wo noch vor wenig Tagen solch ein Ungeheuer residirt haben sollte. Wir machten uns sogleich auf den Weg dahin. Das Vordringen im Walde war sehr beschwerlich: wir mußten viel über gefallene Baumstämme klettern, durch Gestrippe kriechen und Sümpfe überschreiten;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |