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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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Leben ein Theil des grossen Lebens der Welt. Wie im Ocean
eine Woge die andere treibt, wie durch den Weltraum die
Lichtwelle dahinblitzt, dass die erschütterten Aethermolekel
beben und die einen wider die andern geworfen, die Bewe¬
gung in die Unendlichkeit fortpflanzen, wie die lichtbringende
Mutter Sonne die Planeten zu sich heranzieht, so geht die grosse
Kette des Bedingenden und Bedingten, das wiederum Bedin¬
gendes zu anderem Bedingten wird, durch das ganze All, und
mit Millionen Armen reichen sich die Massentheilchen die Hände
und stossen sich wiederum ab. Und während die Unendlich¬
keit im Kleinsten wie im Grössten schweigend und demuths¬
voll sich dem Gesetze beugt, sollte die verschwindend kleine
Function eines Theilchens vom Ganzen, weil es Bewusstsein
heisst und die Basis unseres Eigendünkels bildet, sich allein
auflehnen wollen gegen die grosse Herrschaft, eine zweite Welt
bildend zum Hohne der ersten? --

Das im Raume ausgedehnte Bewusstsein findet sich nur da,
wo centrale Nervensubstanz in ihrer Integrität besteht und hört
auf zu sein, wenn diese Integrität bis zu einer gewissen Grenze
aufgehoben ist. -- Wenn bei Krankheiten der Hemisphären das
Gedächtniss erlischt, und das Gedächtniss etwas nur der "Seele"
Eigenthümliches wäre, wie könnte es möglich sein, dass desor¬
ganisirte Materie offenbar ein Stück aus diesem immateriellen
Wesen reissen könnte? Wenn ein auf die Hemisphären, resp.
das Cerebrospinalorgan wirkender Druck das Bewusstsein auf¬
hebt und Beseitigung des Druckes dasselbe oft eben so schnell

Leben ein Theil des grossen Lebens der Welt. Wie im Ocean
eine Woge die andere treibt, wie durch den Weltraum die
Lichtwelle dahinblitzt, dass die erschütterten Aethermolekel
beben und die einen wider die andern geworfen, die Bewe¬
gung in die Unendlichkeit fortpflanzen, wie die lichtbringende
Mutter Sonne die Planeten zu sich heranzieht, so geht die grosse
Kette des Bedingenden und Bedingten, das wiederum Bedin¬
gendes zu anderem Bedingten wird, durch das ganze All, und
mit Millionen Armen reichen sich die Massentheilchen die Hände
und stossen sich wiederum ab. Und während die Unendlich¬
keit im Kleinsten wie im Grössten schweigend und demuths¬
voll sich dem Gesetze beugt, sollte die verschwindend kleine
Function eines Theilchens vom Ganzen, weil es Bewusstsein
heisst und die Basis unseres Eigendünkels bildet, sich allein
auflehnen wollen gegen die grosse Herrschaft, eine zweite Welt
bildend zum Hohne der ersten? —

Das im Raume ausgedehnte Bewusstsein findet sich nur da,
wo centrale Nervensubstanz in ihrer Integrität besteht und hört
auf zu sein, wenn diese Integrität bis zu einer gewissen Grenze
aufgehoben ist. — Wenn bei Krankheiten der Hemisphären das
Gedächtniss erlischt, und das Gedächtniss etwas nur der „Seele“
Eigenthümliches wäre, wie könnte es möglich sein, dass desor¬
ganisirte Materie offenbar ein Stück aus diesem immateriellen
Wesen reissen könnte? Wenn ein auf die Hemisphären, resp.
das Cerebrospinalorgan wirkender Druck das Bewusstsein auf¬
hebt und Beseitigung des Druckes dasselbe oft eben so schnell

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[XI/0019] Leben ein Theil des grossen Lebens der Welt. Wie im Ocean eine Woge die andere treibt, wie durch den Weltraum die Lichtwelle dahinblitzt, dass die erschütterten Aethermolekel beben und die einen wider die andern geworfen, die Bewe¬ gung in die Unendlichkeit fortpflanzen, wie die lichtbringende Mutter Sonne die Planeten zu sich heranzieht, so geht die grosse Kette des Bedingenden und Bedingten, das wiederum Bedin¬ gendes zu anderem Bedingten wird, durch das ganze All, und mit Millionen Armen reichen sich die Massentheilchen die Hände und stossen sich wiederum ab. Und während die Unendlich¬ keit im Kleinsten wie im Grössten schweigend und demuths¬ voll sich dem Gesetze beugt, sollte die verschwindend kleine Function eines Theilchens vom Ganzen, weil es Bewusstsein heisst und die Basis unseres Eigendünkels bildet, sich allein auflehnen wollen gegen die grosse Herrschaft, eine zweite Welt bildend zum Hohne der ersten? — Das im Raume ausgedehnte Bewusstsein findet sich nur da, wo centrale Nervensubstanz in ihrer Integrität besteht und hört auf zu sein, wenn diese Integrität bis zu einer gewissen Grenze aufgehoben ist. — Wenn bei Krankheiten der Hemisphären das Gedächtniss erlischt, und das Gedächtniss etwas nur der „Seele“ Eigenthümliches wäre, wie könnte es möglich sein, dass desor¬ ganisirte Materie offenbar ein Stück aus diesem immateriellen Wesen reissen könnte? Wenn ein auf die Hemisphären, resp. das Cerebrospinalorgan wirkender Druck das Bewusstsein auf¬ hebt und Beseitigung des Druckes dasselbe oft eben so schnell

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/19>, abgerufen am 21.11.2024.