Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Laut blöckt mir das Vieh in den Stallungen rings, und der
Kater miaut und der Hund bellt.
Was deutet mir das? Und wie leg' ich's aus? Gibt's Ah-
nungen oder was gibt's denn?
Wenn die Scheere, die fällt, in den Boden sich spießt, so be-
hauptet man, daß es Besuch gibt;
Das verschüttete Salz, anzeigt es Verdruß, und am Lichte
der Räuber ein Brieflein;
Wenn man Schafen begegnet, bedeutet's ein Glück, wenn man
Schweinen begegnet, ein Unheil;
Fühlt Einer sich krank und er soll abziehn, sieht Nachts er die
Bahre vorbeiziehn;
Wird einer geköpft, ein Verbrecher, so zuckt vorher an der
Mauer das Richtschwert.
Was deutet [m]ir nun dieß Hundegebell? Ist's mein Tod oder
der Phyllis?

Mopsus, Phyllis.
Phyllis.
Sacht schleich' ich heran; doch treff' ich ihn wohl? Wo steht
er? Ich sehe ja keinen
Stich hier in der Nacht, wie soll ich ihm denn beibringen
den Stich mit der Gabel?
Mopsus.
Es rumort in der Luft und der Donner beginnt.
Phyllis.
O hätt' ich doch Anatomie noch
Als ledig studirt, nun wüßt' ich den Fleck, wo es ihn zu
verwunden am besten!
Laut bloͤckt mir das Vieh in den Stallungen rings, und der
Kater miaut und der Hund bellt.
Was deutet mir das? Und wie leg' ich's aus? Gibt's Ah-
nungen oder was gibt's denn?
Wenn die Scheere, die faͤllt, in den Boden ſich ſpießt, ſo be-
hauptet man, daß es Beſuch gibt;
Das verſchuͤttete Salz, anzeigt es Verdruß, und am Lichte
der Raͤuber ein Brieflein;
Wenn man Schafen begegnet, bedeutet's ein Gluͤck, wenn man
Schweinen begegnet, ein Unheil;
Fuͤhlt Einer ſich krank und er ſoll abziehn, ſieht Nachts er die
Bahre vorbeiziehn;
Wird einer gekoͤpft, ein Verbrecher, ſo zuckt vorher an der
Mauer das Richtſchwert.
Was deutet [m]ir nun dieß Hundegebell? Iſt's mein Tod oder
der Phyllis?

Mopſus, Phyllis.
Phyllis.
Sacht ſchleich' ich heran; doch treff' ich ihn wohl? Wo ſteht
er? Ich ſehe ja keinen
Stich hier in der Nacht, wie ſoll ich ihm denn beibringen
den Stich mit der Gabel?
Mopſus.
Es rumort in der Luft und der Donner beginnt.
Phyllis.
O haͤtt' ich doch Anatomie noch
Als ledig ſtudirt, nun wuͤßt' ich den Fleck, wo es ihn zu
verwunden am beſten!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MOP">
            <p><pb facs="#f0053" n="47"/>
Laut blo&#x0364;ckt mir das Vieh in den Stallungen rings, und der<lb/>
Kater miaut und der Hund bellt.<lb/>
Was deutet mir das? Und wie leg' ich's aus? Gibt's Ah-<lb/>
nungen oder was gibt's denn?<lb/>
Wenn die Scheere, die fa&#x0364;llt, in den Boden &#x017F;ich &#x017F;pießt, &#x017F;o be-<lb/>
hauptet man, daß es Be&#x017F;uch gibt;<lb/>
Das ver&#x017F;chu&#x0364;ttete Salz, anzeigt es Verdruß, und am Lichte<lb/>
der Ra&#x0364;uber ein Brieflein;<lb/>
Wenn man Schafen begegnet, bedeutet's ein Glu&#x0364;ck, wenn man<lb/>
Schweinen begegnet, ein Unheil;<lb/>
Fu&#x0364;hlt Einer &#x017F;ich krank und er &#x017F;oll abziehn, &#x017F;ieht Nachts er die<lb/>
Bahre vorbeiziehn;<lb/>
Wird einer geko&#x0364;pft, ein Verbrecher, &#x017F;o zuckt vorher an der<lb/>
Mauer das Richt&#x017F;chwert.<lb/>
Was deutet <supplied>m</supplied>ir nun dieß Hundegebell? I&#x017F;t's mein Tod oder<lb/>
der Phyllis?</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us, Phyllis</hi>.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PHY">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Sacht &#x017F;chleich' ich heran; doch treff' ich ihn wohl? Wo &#x017F;teht<lb/>
er? Ich &#x017F;ehe ja keinen<lb/>
Stich hier in der Nacht, wie &#x017F;oll ich ihm denn beibringen<lb/>
den Stich mit der Gabel?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOP">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Es rumort in der Luft und der Donner beginnt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PHY">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>O ha&#x0364;tt' ich doch Anatomie noch<lb/>
Als ledig &#x017F;tudirt, nun wu&#x0364;ßt' ich den Fleck, wo es ihn zu<lb/>
verwunden am be&#x017F;ten!<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0053] Laut bloͤckt mir das Vieh in den Stallungen rings, und der Kater miaut und der Hund bellt. Was deutet mir das? Und wie leg' ich's aus? Gibt's Ah- nungen oder was gibt's denn? Wenn die Scheere, die faͤllt, in den Boden ſich ſpießt, ſo be- hauptet man, daß es Beſuch gibt; Das verſchuͤttete Salz, anzeigt es Verdruß, und am Lichte der Raͤuber ein Brieflein; Wenn man Schafen begegnet, bedeutet's ein Gluͤck, wenn man Schweinen begegnet, ein Unheil; Fuͤhlt Einer ſich krank und er ſoll abziehn, ſieht Nachts er die Bahre vorbeiziehn; Wird einer gekoͤpft, ein Verbrecher, ſo zuckt vorher an der Mauer das Richtſchwert. Was deutet mir nun dieß Hundegebell? Iſt's mein Tod oder der Phyllis? Mopſus, Phyllis. Phyllis. Sacht ſchleich' ich heran; doch treff' ich ihn wohl? Wo ſteht er? Ich ſehe ja keinen Stich hier in der Nacht, wie ſoll ich ihm denn beibringen den Stich mit der Gabel? Mopſus. Es rumort in der Luft und der Donner beginnt. Phyllis. O haͤtt' ich doch Anatomie noch Als ledig ſtudirt, nun wuͤßt' ich den Fleck, wo es ihn zu verwunden am beſten!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/53
Zitationshilfe: Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/53>, abgerufen am 24.11.2024.