Nein! Die freie Seele rette Sich von jeder Sinnenkette, Himmlisch wird sie dann ertönen, Wird mit Engeln um die Wette Alles, was sie will, verschönen! Die Vorigen, T[i]resias.
Tiresias. O Königin! Welch Misgeschick brach über unsre Stadt herein! Wie bin ich froh, zu finden dich im Kreise deiner Sängerlein! Sie mögen retten uns!
Jokaste. Was giebt's?
Kind. Mit Waffen bin ich nicht vertraut.
Tiresias. Nicht Waffen gilt's, nur einen Vers, der gut und richtig ist gebaut. Es hat erzürnt Apollo sich von uns Thebanern abgekehrt, Weil wir den Götzen Kotzebue statt seiner hier im Land verehrt; Drum hat er uns die Sphinx geschickt, so nennt sie sich, und ist ein Weib Mit großen Flügeln an der Brust, und einem langen Drachenleib. Sie sagt, sie wäre Mauthnerin, und sitzt auf einem Fels am Weg,
Nein! Die freie Seele rette Sich von jeder Sinnenkette, Himmliſch wird ſie dann ertoͤnen, Wird mit Engeln um die Wette Alles, was ſie will, verſchoͤnen! Die Vorigen, T[i]reſias.
Tireſias. O Koͤnigin! Welch Misgeſchick brach uͤber unſre Stadt herein! Wie bin ich froh, zu finden dich im Kreiſe deiner Saͤngerlein! Sie moͤgen retten uns!
Jokaſte. Was giebt's?
Kind. Mit Waffen bin ich nicht vertraut.
Tireſias. Nicht Waffen gilt's, nur einen Vers, der gut und richtig iſt gebaut. Es hat erzuͤrnt Apollo ſich von uns Thebanern abgekehrt, Weil wir den Goͤtzen Kotzebue ſtatt ſeiner hier im Land verehrt; Drum hat er uns die Sphinx geſchickt, ſo nennt ſie ſich, und iſt ein Weib Mit großen Fluͤgeln an der Bruſt, und einem langen Drachenleib. Sie ſagt, ſie waͤre Mauthnerin, und ſitzt auf einem Fels am Weg,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><spwho="#KINS"><p><pbfacs="#f0056"n="50"/>
Nein! Die freie Seele rette<lb/>
Sich von jeder Sinnenkette,<lb/>
Himmliſch wird ſie dann ertoͤnen,<lb/>
Wird mit Engeln um die Wette<lb/><hirendition="#g">Alles, was ſie will, verſchoͤnen</hi>!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><stage><hirendition="#c"><hirendition="#g">Die Vorigen, T<suppliedreason="damage">i</supplied>reſias</hi>.</hi></stage></sp><lb/><spwho="#TIR"><speaker><hirendition="#c"><hirendition="#g">Tireſias</hi>.</hi></speaker><lb/><p>O Koͤnigin! Welch Misgeſchick brach uͤber unſre Stadt herein!<lb/>
Wie bin ich froh, zu finden dich im Kreiſe deiner Saͤngerlein!<lb/>
Sie moͤgen retten uns!</p></sp><lb/><spwho="#JOK"><speaker><hirendition="#c"><hirendition="#g">Jokaſte</hi>.</hi></speaker><lb/><p>Was giebt's?</p></sp><lb/><spwho="#KIN"><speaker><hirendition="#c"><hirendition="#g">Kind</hi>.</hi></speaker><lb/><p>Mit Waffen bin ich nicht vertraut.</p></sp><lb/><spwho="#TIR"><speaker><hirendition="#c"><hirendition="#g">Tireſias</hi>.</hi></speaker><lb/><p>Nicht Waffen gilt's, nur einen Vers, der gut und richtig iſt<lb/>
gebaut.<lb/>
Es hat erzuͤrnt Apollo ſich von uns Thebanern abgekehrt,<lb/>
Weil wir den Goͤtzen Kotzebue ſtatt ſeiner hier im Land<lb/>
verehrt;<lb/>
Drum hat er uns die Sphinx geſchickt, ſo nennt ſie ſich, und<lb/>
iſt ein Weib<lb/>
Mit großen Fluͤgeln an der Bruſt, und einem langen<lb/>
Drachenleib.<lb/>
Sie ſagt, ſie waͤre Mauthnerin, und ſitzt auf einem Fels<lb/>
am Weg,<lb/></p></sp></div></div></body></text></TEI>
[50/0056]
Nein! Die freie Seele rette
Sich von jeder Sinnenkette,
Himmliſch wird ſie dann ertoͤnen,
Wird mit Engeln um die Wette
Alles, was ſie will, verſchoͤnen!
Die Vorigen, Tireſias.
Tireſias.
O Koͤnigin! Welch Misgeſchick brach uͤber unſre Stadt herein!
Wie bin ich froh, zu finden dich im Kreiſe deiner Saͤngerlein!
Sie moͤgen retten uns!
Jokaſte.
Was giebt's?
Kind.
Mit Waffen bin ich nicht vertraut.
Tireſias.
Nicht Waffen gilt's, nur einen Vers, der gut und richtig iſt
gebaut.
Es hat erzuͤrnt Apollo ſich von uns Thebanern abgekehrt,
Weil wir den Goͤtzen Kotzebue ſtatt ſeiner hier im Land
verehrt;
Drum hat er uns die Sphinx geſchickt, ſo nennt ſie ſich, und
iſt ein Weib
Mit großen Fluͤgeln an der Bruſt, und einem langen
Drachenleib.
Sie ſagt, ſie waͤre Mauthnerin, und ſitzt auf einem Fels
am Weg,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/56>, abgerufen am 11.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.