Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.Was die Socialeinflüsse anlangt, so könnte man gel- Nur Eines kann man mit einiger Sicherheit behaupten, Bei allen Lebewesen, die nicht einer künstlichen, son- Wenn wir beim Menschen dasselbe Verhältniss anneh- Was die Socialeinflüsse anlangt, so könnte man gel- Nur Eines kann man mit einiger Sicherheit behaupten, Bei allen Lebewesen, die nicht einer künstlichen, son- Wenn wir beim Menschen dasselbe Verhältniss anneh- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0141" n="121"/> <p>Was die Socialeinflüsse anlangt, so könnte man gel-<lb/> tend machen, dass sie im allgemeinen um so stärker wür-<lb/> den, je grösser die Geburtenrate minus dem Geburtenüber-<lb/> schuss, also je grösser die Sterberate ist, da die Extralaus-<lb/> jäte gegenüber der socialen so wenig in Betracht kommt.<lb/> Allein dies gilt vor allem von der Jetztzeit, früher lag das<lb/> Verhältniss mehr zu Gunsten des extralen Theils. Wir<lb/> müssen hier unsere Unfähigkeit bekennen, einen brauch-<lb/> baren Vergleich anzustellen und überlassen die Arbeit den<lb/> Historikern der Medicin und der Cultur im Allgemeinen.</p><lb/> <p>Nur Eines kann man mit einiger Sicherheit behaupten,<lb/> dass nämlich in den letzten Jahrhunderten die Gesammt-<lb/> heit der Lebensbedingungen für die westarischen Völker<lb/> entschieden leichter, d. h. einfacher für unsere Constitu-<lb/> tionskraft geworden sind. Denn ein so bedeutendes An-<lb/> steigen der mittleren Lebensdauer, wie es thatsächlich in<lb/> den letzten Jahrhunderten beobachtet worden ist, kann aus<lb/> allgemein biologischen Gründen nicht in ihrer ganzen Grösse<lb/> auf eine entsprechende Vervollkommnung der Constitutions-<lb/> kraft bezogen werden.</p><lb/> <p>Bei allen Lebewesen, die nicht einer künstlichen, son-<lb/> dern nur der natürlichen Zuchtwahl unterworfen sind, be-<lb/> obachten wir direct, wenn es uns überhaupt möglich ist,<lb/> keinen oder nur einen sehr geringen sichtbaren Fortschritt<lb/> in der Entwickelung. Das ist ja grade einer der Gründe<lb/> gewesen, weshalb die <hi rendition="#g">Darwin-Wallace</hi>’schen Theorien<lb/> sich so langsam Bahn gebrochen haben, und weshalb alle<lb/> Darwinianer so gewaltige Zeiträume für grössere Umwand-<lb/> lungsprocesse in Rechnung setzen.</p><lb/> <p>Wenn wir beim Menschen dasselbe Verhältniss anneh-<lb/> men, so bedeuten ein paar Jahrhunderte eine lächerlich<lb/> kurze Zeit für eine nur einigermaassen deutlich merkbare<lb/> Vervollkommnung, d. h. Erhöhung der Regulationskräfte.<lb/> Deshalb sind wir gezwungen, wenn wir einer sehr bedeu-<lb/> tenden Zunahme der mittleren Lebensdauer in den letzten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0141]
Was die Socialeinflüsse anlangt, so könnte man gel-
tend machen, dass sie im allgemeinen um so stärker wür-
den, je grösser die Geburtenrate minus dem Geburtenüber-
schuss, also je grösser die Sterberate ist, da die Extralaus-
jäte gegenüber der socialen so wenig in Betracht kommt.
Allein dies gilt vor allem von der Jetztzeit, früher lag das
Verhältniss mehr zu Gunsten des extralen Theils. Wir
müssen hier unsere Unfähigkeit bekennen, einen brauch-
baren Vergleich anzustellen und überlassen die Arbeit den
Historikern der Medicin und der Cultur im Allgemeinen.
Nur Eines kann man mit einiger Sicherheit behaupten,
dass nämlich in den letzten Jahrhunderten die Gesammt-
heit der Lebensbedingungen für die westarischen Völker
entschieden leichter, d. h. einfacher für unsere Constitu-
tionskraft geworden sind. Denn ein so bedeutendes An-
steigen der mittleren Lebensdauer, wie es thatsächlich in
den letzten Jahrhunderten beobachtet worden ist, kann aus
allgemein biologischen Gründen nicht in ihrer ganzen Grösse
auf eine entsprechende Vervollkommnung der Constitutions-
kraft bezogen werden.
Bei allen Lebewesen, die nicht einer künstlichen, son-
dern nur der natürlichen Zuchtwahl unterworfen sind, be-
obachten wir direct, wenn es uns überhaupt möglich ist,
keinen oder nur einen sehr geringen sichtbaren Fortschritt
in der Entwickelung. Das ist ja grade einer der Gründe
gewesen, weshalb die Darwin-Wallace’schen Theorien
sich so langsam Bahn gebrochen haben, und weshalb alle
Darwinianer so gewaltige Zeiträume für grössere Umwand-
lungsprocesse in Rechnung setzen.
Wenn wir beim Menschen dasselbe Verhältniss anneh-
men, so bedeuten ein paar Jahrhunderte eine lächerlich
kurze Zeit für eine nur einigermaassen deutlich merkbare
Vervollkommnung, d. h. Erhöhung der Regulationskräfte.
Deshalb sind wir gezwungen, wenn wir einer sehr bedeu-
tenden Zunahme der mittleren Lebensdauer in den letzten
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