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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Zur Illustration ein thatsächliches Beispiel aus dem
Thierreich. Bei den russischen Wölfen zeigt sich in immer
wachsender Zahl eine langbeinige Spielart. Darwin würde
diese etwa so erklären: Unter den Jungen werden
ab und zu einige geboren, die etwas längere Beine mit
auf die Welt brachten als ihre Mitwölfe. Zur Zeit des
Nahrungsmangels, im Winter, wo viele Wölfe zu Grunde
gehen, ist diese neue Eigenschaft ein grosser Vortheil. Ein
weiteres Areal kann nach Nahrung durchstreift und die
Beute besser verfolgt werden. Dadurch überwintern die
Langbeine in verhältnissmässig grösserer Zahl als die Kurz-
beine und machen, da sie durch Vererbung zum grossen
Theil die neue Eigenschaft übertragen, in der nächsten
Generation einen etwas grösseren Procentsatz der Art aus
als früher. Wenn dieser Process des öfteren Erzeugens
der langbeinigen Spielart und ihrer Auslese im Kampf um's
Dasein sich durch sehr viele Generationen wiederholt, so
muss allmählich die russische Wolfsart fast nur noch lang-
beinige Exemplare aufweisen.

Bei den Menschen findet mutatis mutandis derselbe
Vorgang statt. Vergleichen wir den heutigen Cultur-
menschen mit dem noch heute lebenden Wilden, also mit
Menschen, die unsern Vorfahren ähnlich sind, so fällt am
meisten unsere stärkere Gehirnentwickelung auf und damit
verbunden unsere höhere Intelligenz, die uns über die
niedriger entwickelten Stämme hat siegen lassen. Auch die
socialen Instincte (im Sinne Darwin's) haben sich vervoll-
kommnet. Der Fortschritt in diesen beiden Punkten ist
jedenfalls der wichtigste, und sein Andauern zur weiteren
Entfaltung des Menschengeschlechts unumgänglich nöthig.
Selbstverständlich ist neben der Entwicklung der Intelligenz
und der socialen Instincte die Erhaltung der Consti-
tutions- und Fortpflanzungskraft gegangen. Alle Individuen,
die in diesen beiden Punkten schwach beanlagt waren,
wurden durch die äusseren Schädlichkeiten beeinträchtigt,

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Zur Illustration ein thatsächliches Beispiel aus dem
Thierreich. Bei den russischen Wölfen zeigt sich in immer
wachsender Zahl eine langbeinige Spielart. Darwin würde
diese etwa so erklären: Unter den Jungen werden
ab und zu einige geboren, die etwas längere Beine mit
auf die Welt brachten als ihre Mitwölfe. Zur Zeit des
Nahrungsmangels, im Winter, wo viele Wölfe zu Grunde
gehen, ist diese neue Eigenschaft ein grosser Vortheil. Ein
weiteres Areal kann nach Nahrung durchstreift und die
Beute besser verfolgt werden. Dadurch überwintern die
Langbeine in verhältnissmässig grösserer Zahl als die Kurz-
beine und machen, da sie durch Vererbung zum grossen
Theil die neue Eigenschaft übertragen, in der nächsten
Generation einen etwas grösseren Procentsatz der Art aus
als früher. Wenn dieser Process des öfteren Erzeugens
der langbeinigen Spielart und ihrer Auslese im Kampf um’s
Dasein sich durch sehr viele Generationen wiederholt, so
muss allmählich die russische Wolfsart fast nur noch lang-
beinige Exemplare aufweisen.

Bei den Menschen findet mutatis mutandis derselbe
Vorgang statt. Vergleichen wir den heutigen Cultur-
menschen mit dem noch heute lebenden Wilden, also mit
Menschen, die unsern Vorfahren ähnlich sind, so fällt am
meisten unsere stärkere Gehirnentwickelung auf und damit
verbunden unsere höhere Intelligenz, die uns über die
niedriger entwickelten Stämme hat siegen lassen. Auch die
socialen Instincte (im Sinne Darwin’s) haben sich vervoll-
kommnet. Der Fortschritt in diesen beiden Punkten ist
jedenfalls der wichtigste, und sein Andauern zur weiteren
Entfaltung des Menschengeschlechts unumgänglich nöthig.
Selbstverständlich ist neben der Entwicklung der Intelligenz
und der socialen Instincte die Erhaltung der Consti-
tutions- und Fortpflanzungskraft gegangen. Alle Individuen,
die in diesen beiden Punkten schwach beanlagt waren,
wurden durch die äusseren Schädlichkeiten beeinträchtigt,

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[19/0039] Zur Illustration ein thatsächliches Beispiel aus dem Thierreich. Bei den russischen Wölfen zeigt sich in immer wachsender Zahl eine langbeinige Spielart. Darwin würde diese etwa so erklären: Unter den Jungen werden ab und zu einige geboren, die etwas längere Beine mit auf die Welt brachten als ihre Mitwölfe. Zur Zeit des Nahrungsmangels, im Winter, wo viele Wölfe zu Grunde gehen, ist diese neue Eigenschaft ein grosser Vortheil. Ein weiteres Areal kann nach Nahrung durchstreift und die Beute besser verfolgt werden. Dadurch überwintern die Langbeine in verhältnissmässig grösserer Zahl als die Kurz- beine und machen, da sie durch Vererbung zum grossen Theil die neue Eigenschaft übertragen, in der nächsten Generation einen etwas grösseren Procentsatz der Art aus als früher. Wenn dieser Process des öfteren Erzeugens der langbeinigen Spielart und ihrer Auslese im Kampf um’s Dasein sich durch sehr viele Generationen wiederholt, so muss allmählich die russische Wolfsart fast nur noch lang- beinige Exemplare aufweisen. Bei den Menschen findet mutatis mutandis derselbe Vorgang statt. Vergleichen wir den heutigen Cultur- menschen mit dem noch heute lebenden Wilden, also mit Menschen, die unsern Vorfahren ähnlich sind, so fällt am meisten unsere stärkere Gehirnentwickelung auf und damit verbunden unsere höhere Intelligenz, die uns über die niedriger entwickelten Stämme hat siegen lassen. Auch die socialen Instincte (im Sinne Darwin’s) haben sich vervoll- kommnet. Der Fortschritt in diesen beiden Punkten ist jedenfalls der wichtigste, und sein Andauern zur weiteren Entfaltung des Menschengeschlechts unumgänglich nöthig. Selbstverständlich ist neben der Entwicklung der Intelligenz und der socialen Instincte die Erhaltung der Consti- tutions- und Fortpflanzungskraft gegangen. Alle Individuen, die in diesen beiden Punkten schwach beanlagt waren, wurden durch die äusseren Schädlichkeiten beeinträchtigt, 2*

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/39>, abgerufen am 09.11.2024.