Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.Schüttelt noch einmal die Flügel, Sonnt euch auf dem grünen Hügel, Singet hell: Gut Nacht, gut Nacht, Schlummert all bei Sternenpracht! Margaretha. Er schnarcht wie ein kleines Mäuslein. Gräfin. G'segn's ihm der liebe Gott, daß er wächst und gedeiht! (tritt an die Wiege.) Ach! wenn doch mein Friedrich den Knaben säh' wie er so lieblich schlummert! Jst doch nichts Lie- beres, als der sanfte Athemzug eines schlafenden Kindleins! Margaretha. Ja der edle Herr, wo mag er jetzt Herberg haben? Gräfin. Herberg? Ei was denkst du Margreth? Jm Krieg da gibts selten Herberg. Das Bett ist Gottes freies Erdreich und die Zehrung ein Stück vertrock- netes Brod; ja oft fehlt's sogar am frischen Trank aus einer Quelle und Hunger und Durst sind zu- meist der Ritter Feldgenossen. Schüttelt noch einmal die Flügel, Sonnt euch auf dem grünen Hügel, Singet hell: Gut Nacht, gut Nacht, Schlummert all bei Sternenpracht! Margaretha. Er ſchnarcht wie ein kleines Mäuslein. Gräfin. G’ſegn’s ihm der liebe Gott, daß er wächst und gedeiht! (tritt an die Wiege.) Ach! wenn doch mein Friedrich den Knaben ſäh’ wie er ſo lieblich ſchlummert! Jſt doch nichts Lie- beres, als der ſanfte Athemzug eines ſchlafenden Kindleins! Margaretha. Ja der edle Herr, wo mag er jetzt Herberg haben? Gräfin. Herberg? Ei was denkſt du Margreth? Jm Krieg da gibts ſelten Herberg. Das Bett iſt Gottes freies Erdreich und die Zehrung ein Stück vertrock- netes Brod; ja oft fehlt’s ſogar am friſchen Trank aus einer Quelle und Hunger und Durſt ſind zu- meiſt der Ritter Feldgenoſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#GRÄ"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0077" n="71"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <l>Schüttelt noch einmal die Flügel,</l><lb/> <l>Sonnt euch auf dem grünen Hügel,</l><lb/> <l>Singet hell: Gut Nacht, gut Nacht,</l><lb/> <l>Schlummert all bei Sternenpracht!</l> </lg> </lg><lb/> <p>Schläft er?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#c">Margaretha.</hi> </speaker><lb/> <p>Er ſchnarcht wie ein kleines Mäuslein.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRÄ"> <speaker> <hi rendition="#c">Gräfin.</hi> </speaker><lb/> <p>G’ſegn’s ihm der liebe Gott, daß er wächst und<lb/> gedeiht!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(tritt an die Wiege.)</hi> </stage><lb/> <p>Ach! wenn doch mein Friedrich den Knaben ſäh’<lb/> wie er ſo lieblich ſchlummert! Jſt doch nichts Lie-<lb/> beres, als der ſanfte Athemzug eines ſchlafenden<lb/> Kindleins!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#c">Margaretha.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja der edle Herr, wo mag er jetzt Herberg haben?</p> </sp><lb/> <sp who="#GRÄ"> <speaker> <hi rendition="#c">Gräfin.</hi> </speaker><lb/> <p>Herberg? Ei was denkſt du Margreth? Jm<lb/> Krieg da gibts ſelten Herberg. Das Bett iſt Gottes<lb/> freies Erdreich und die Zehrung ein Stück vertrock-<lb/> netes Brod; ja oft fehlt’s ſogar am friſchen Trank<lb/> aus einer Quelle und Hunger und Durſt ſind zu-<lb/> meiſt der Ritter Feldgenoſſen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0077]
Schüttelt noch einmal die Flügel,
Sonnt euch auf dem grünen Hügel,
Singet hell: Gut Nacht, gut Nacht,
Schlummert all bei Sternenpracht!
Schläft er?
Margaretha.
Er ſchnarcht wie ein kleines Mäuslein.
Gräfin.
G’ſegn’s ihm der liebe Gott, daß er wächst und
gedeiht!
(tritt an die Wiege.)
Ach! wenn doch mein Friedrich den Knaben ſäh’
wie er ſo lieblich ſchlummert! Jſt doch nichts Lie-
beres, als der ſanfte Athemzug eines ſchlafenden
Kindleins!
Margaretha.
Ja der edle Herr, wo mag er jetzt Herberg haben?
Gräfin.
Herberg? Ei was denkſt du Margreth? Jm
Krieg da gibts ſelten Herberg. Das Bett iſt Gottes
freies Erdreich und die Zehrung ein Stück vertrock-
netes Brod; ja oft fehlt’s ſogar am friſchen Trank
aus einer Quelle und Hunger und Durſt ſind zu-
meiſt der Ritter Feldgenoſſen.
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