Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.
immer in den Ostereiern lesen und in meinem zer- rissenen Robinson! -- Ja! wenn ich so eine Bil- derbibel wieder kriegen könnte!! Jch will das Christkindl recht darum bitten! Holla! jetzt fällt mir was ein! Gut ist gut und besser ist besser! Gestern war ich bei den Nachbarkindern; die haben alle an's Christkindchen geschrieben, was sie sich wünschen und was es ihnen mitbringen soll! Warum sollt' ich das nicht auch probiren? Das ist ja nichts Uebles; ich will mir Nichts wünschen, als das schöne, schöne Buch. Damals konnte ich noch nicht lesen und sah nur immer die Bilder an, die mir die Mutter erklärte; jetzt wär's noch was Anderes -- jetzt kann der Mensch lesen! Viktoria! Also gleich an's Werk, eh' die Mutter wieder kömmt, die könnte mir's vielleicht gar verbieten, daß ich so frei bin und an das Christkind schreibe. (Läuft an den Tisch und schreibt.) -- Ja nicht nur lesen kann der Mensch, -- auch schreiben kann er! -- Aber wie fang' ich den Brief an? -- -- Aha! so -- "Liebes Christkindchen mit dem gold'nen Schein! Jch bitte dich gar schön, wie's auch andere Kinder zu thun sich erlauben -- sich erlauben -- bringe mir morgen zum heiligen Weihnachtstage, 5*
immer in den Oſtereiern leſen und in meinem zer- riſſenen Robinſon! — Ja! wenn ich ſo eine Bil- derbibel wieder kriegen könnte!! Jch will das Chriſtkindl recht darum bitten! Holla! jetzt fällt mir was ein! Gut iſt gut und beſſer iſt beſſer! Geſtern war ich bei den Nachbarkindern; die haben alle an’s Chriſtkindchen geſchrieben, was ſie ſich wünſchen und was es ihnen mitbringen ſoll! Warum ſollt’ ich das nicht auch probiren? Das iſt ja nichts Uebles; ich will mir Nichts wünſchen, als das ſchöne, ſchöne Buch. Damals konnte ich noch nicht leſen und ſah nur immer die Bilder an, die mir die Mutter erklärte; jetzt wär’s noch was Anderes — jetzt kann der Menſch leſen! Viktoria! Alſo gleich an’s Werk, eh’ die Mutter wieder kömmt, die könnte mir’s vielleicht gar verbieten, daß ich ſo frei bin und an das Chriſtkind ſchreibe. (Läuft an den Tiſch und ſchreibt.) — Ja nicht nur leſen kann der Menſch, — auch ſchreiben kann er! — Aber wie fang’ ich den Brief an? — — Aha! ſo — „Liebes Chriſtkindchen mit dem gold’nen Schein! Jch bitte dich gar ſchön, wie’s auch andere Kinder zu thun ſich erlauben — ſich erlauben — bringe mir morgen zum heiligen Weihnachtstage, 5*
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immer in den Oſtereiern leſen und in meinem zer-
riſſenen Robinſon! — Ja! wenn ich ſo eine Bil-
derbibel wieder kriegen könnte!! Jch will das
Chriſtkindl recht darum bitten! Holla! jetzt fällt
mir was ein! Gut iſt gut und beſſer iſt beſſer!
Geſtern war ich bei den Nachbarkindern; die haben
alle an’s Chriſtkindchen geſchrieben, was ſie ſich
wünſchen und was es ihnen mitbringen ſoll! Warum
ſollt’ ich das nicht auch probiren? Das iſt ja
nichts Uebles; ich will mir Nichts wünſchen, als
das ſchöne, ſchöne Buch. Damals konnte ich noch
nicht leſen und ſah nur immer die Bilder an, die
mir die Mutter erklärte; jetzt wär’s noch was
Anderes — jetzt kann der Menſch leſen! Viktoria!
Alſo gleich an’s Werk, eh’ die Mutter wieder
kömmt, die könnte mir’s vielleicht gar verbieten,
daß ich ſo frei bin und an das Chriſtkind ſchreibe.
(Läuft an den Tiſch und ſchreibt.) — Ja nicht nur leſen
kann der Menſch, — auch ſchreiben kann er! —
Aber wie fang’ ich den Brief an? — — Aha!
ſo — „Liebes Chriſtkindchen mit dem gold’nen
Schein! Jch bitte dich gar ſchön, wie’s auch andere
Kinder zu thun ſich erlauben — ſich erlauben —
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