Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.[Wenzel tritt ein, von einem Diener mit einer Fackel begleitet, der sich wieder entfernt, nachdem er die Fackel an die Mauer gestellt.] Ja -- er ist's. Wenzel. Bist Du noch nicht mürb geworden, Kuno? Hat die Moderluft hier Deinen Sinn noch nicht erweicht? -- Thor, der Du bist! ein Wörtchen -- und Du bist frei und hast Dir Deinen Feind zum Freunde ge- macht. Kuno. Was quälst Du mich vergebens? War es an mir gelegen, die Liebe meiner Tochter für Dich zu erzwingen? Sollte ich das zarte Herz eines Mäd- chens mit Eisenketten fesseln, während es schon von Rosenbanden umschlungen war? Wenzel. Was Rosenbanden? Während ich der Vater, um Bertha gefreit, hast Du meinem Sohne heimlich das Burgpförtlein geöffnet, daß er das Herz des Mägdleins gewinne. Kuno. Und warum sollte ich der Neigung Alberts in den Weg getreten sein? Jst er nicht Dein Sohn? Sollte er nicht mehr berechtigt gewesen sein, um sie zu werben, da die Jugend ihm den Weg gebahnt, [Wenzel tritt ein, von einem Diener mit einer Fackel begleitet, der ſich wieder entfernt, nachdem er die Fackel an die Mauer geſtellt.] Ja — er iſt’s. Wenzel. Biſt Du noch nicht mürb geworden, Kuno? Hat die Moderluft hier Deinen Sinn noch nicht erweicht? — Thor, der Du biſt! ein Wörtchen — und Du biſt frei und haſt Dir Deinen Feind zum Freunde ge- macht. Kuno. Was quälſt Du mich vergebens? War es an mir gelegen, die Liebe meiner Tochter für Dich zu erzwingen? Sollte ich das zarte Herz eines Mäd- chens mit Eiſenketten feſſeln, während es ſchon von Roſenbanden umſchlungen war? Wenzel. Was Roſenbanden? Während ich der Vater, um Bertha gefreit, haſt Du meinem Sohne heimlich das Burgpförtlein geöffnet, daß er das Herz des Mägdleins gewinne. Kuno. Und warum ſollte ich der Neigung Alberts in den Weg getreten ſein? Jſt er nicht Dein Sohn? Sollte er nicht mehr berechtigt geweſen ſein, um ſie zu werben, da die Jugend ihm den Weg gebahnt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0146" n="142"/> <stage> <hi rendition="#c">[<hi rendition="#g">Wenzel</hi> tritt ein, von einem Diener mit einer Fackel begleitet, der ſich<lb/> wieder entfernt, nachdem er die Fackel an die Mauer geſtellt.]</hi> </stage><lb/> <p>Ja — er iſt’s.</p><lb/> <sp who="#WEN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wenzel.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Biſt Du noch nicht mürb geworden, Kuno? Hat<lb/> die Moderluft hier Deinen Sinn noch nicht erweicht?<lb/> — Thor, der Du biſt! ein Wörtchen — und Du biſt<lb/> frei und haſt Dir Deinen Feind zum Freunde ge-<lb/> macht.</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kuno.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Was quälſt Du mich vergebens? War es an<lb/><hi rendition="#g">mir</hi> gelegen, die Liebe meiner Tochter für Dich zu<lb/> erzwingen? Sollte ich das zarte Herz eines Mäd-<lb/> chens mit Eiſenketten feſſeln, während es ſchon von<lb/> Roſenbanden umſchlungen war?</p> </sp><lb/> <sp who="#WEN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wenzel.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Was Roſenbanden? Während <hi rendition="#g">ich</hi> der <hi rendition="#g">Vater,</hi><lb/> um Bertha gefreit, haſt Du meinem <hi rendition="#g">Sohne</hi> heimlich<lb/> das Burgpförtlein geöffnet, daß er das Herz des<lb/> Mägdleins gewinne.</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kuno.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Und warum ſollte ich der Neigung Alberts in<lb/> den Weg getreten ſein? Jſt er nicht Dein Sohn?<lb/> Sollte er nicht <hi rendition="#g">mehr</hi> berechtigt geweſen ſein, um<lb/> ſie zu werben, da die Jugend ihm den Weg gebahnt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0146]
[Wenzel tritt ein, von einem Diener mit einer Fackel begleitet, der ſich
wieder entfernt, nachdem er die Fackel an die Mauer geſtellt.]
Ja — er iſt’s.
Wenzel.
Biſt Du noch nicht mürb geworden, Kuno? Hat
die Moderluft hier Deinen Sinn noch nicht erweicht?
— Thor, der Du biſt! ein Wörtchen — und Du biſt
frei und haſt Dir Deinen Feind zum Freunde ge-
macht.
Kuno.
Was quälſt Du mich vergebens? War es an
mir gelegen, die Liebe meiner Tochter für Dich zu
erzwingen? Sollte ich das zarte Herz eines Mäd-
chens mit Eiſenketten feſſeln, während es ſchon von
Roſenbanden umſchlungen war?
Wenzel.
Was Roſenbanden? Während ich der Vater,
um Bertha gefreit, haſt Du meinem Sohne heimlich
das Burgpförtlein geöffnet, daß er das Herz des
Mägdleins gewinne.
Kuno.
Und warum ſollte ich der Neigung Alberts in
den Weg getreten ſein? Jſt er nicht Dein Sohn?
Sollte er nicht mehr berechtigt geweſen ſein, um
ſie zu werben, da die Jugend ihm den Weg gebahnt,
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