Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.
was ich mit dem Minnehelden zu thun hätte. Bei Dir würde er liegen in dunkler Haft. -- Doch ge- nug. -- So lange ich Bertha nicht gefunden, so lange sie nicht mein ist, sollst Du hier in Ketten schmachten. Und wenn Du verhungert sein wirst, hänge ich Dein elend Gerippe an den Wartthurm hinaus, daß es im Abendwind schwanke den Raben und Geyern zum Zeitvertreib! (geht rasch ab.) [Die Thüre wird von Aussen geschlossen, die Fackel erlöscht.] Kuno. Arme hab' ich -- die sind gefesselt! Eine Faust hab' ich, die noch ein Schwert schwingen kann! -- Nichts! Nichts! -- Jst denn Alles vorbei? -- Weh mir! Hilf' mein Herrgott, wenn du gerecht bist! -- Ach! käme doch der Schlaf, der gute Geselle! Käme der Schlaf, der Ruhe bringt für immer! soll ich -- denn -- ver -- schmachten? [sinkt ohnmächtig auf sein Lager.] [Man hört eine sanfte Musik, während an der hinteren Wand sich eine Oeffnung bildet, durch die man in magisch erleuchtetes Waldesgrün blickt.] [Waltinne erscheint.] Waltinne. Armer Mann, der Du gefangen Liegst gefesselt! Jch vernahm Deiner Stimme Klagebangen, Jch vernahm es und ich kam.
was ich mit dem Minnehelden zu thun hätte. Bei Dir würde er liegen in dunkler Haft. — Doch ge- nug. — So lange ich Bertha nicht gefunden, ſo lange ſie nicht mein iſt, ſollſt Du hier in Ketten ſchmachten. Und wenn Du verhungert ſein wirſt, hänge ich Dein elend Gerippe an den Wartthurm hinaus, daß es im Abendwind ſchwanke den Raben und Geyern zum Zeitvertreib! (geht raſch ab.) [Die Thüre wird von Auſſen geſchloſſen, die Fackel erlöſcht.] Kuno. Arme hab’ ich — die ſind gefeſſelt! Eine Fauſt hab’ ich, die noch ein Schwert ſchwingen kann! — Nichts! Nichts! — Jſt denn Alles vorbei? — Weh mir! Hilf’ mein Herrgott, wenn du gerecht biſt! — Ach! käme doch der Schlaf, der gute Geſelle! Käme der Schlaf, der Ruhe bringt für immer! ſoll ich — denn — ver — ſchmachten? [ſinkt ohnmächtig auf ſein Lager.] [Man hört eine ſanfte Muſik, während an der hinteren Wand ſich eine Oeffnung bildet, durch die man in magiſch erleuchtetes Waldesgrün blickt.] [Waltinne erſcheint.] Waltinne. Armer Mann, der Du gefangen Liegſt gefeſſelt! Jch vernahm Deiner Stimme Klagebangen, Jch vernahm es und ich kam. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#WEN"> <p><pb facs="#f0148" n="144"/> was ich mit dem Minnehelden zu thun hätte. Bei<lb/> Dir würde er liegen in dunkler Haft. — Doch ge-<lb/> nug. — So lange ich Bertha nicht gefunden, ſo<lb/> lange ſie nicht <hi rendition="#g">mein</hi> iſt, ſollſt Du hier in Ketten<lb/> ſchmachten. Und wenn Du verhungert ſein wirſt,<lb/> hänge ich Dein elend Gerippe an den Wartthurm<lb/> hinaus, daß es im Abendwind ſchwanke den Raben<lb/> und Geyern zum Zeitvertreib!</p> <stage>(geht raſch ab.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">[Die Thüre wird von Auſſen geſchloſſen, die Fackel erlöſcht.]</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kuno.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Arme hab’ ich — die ſind gefeſſelt! Eine Fauſt<lb/> hab’ ich, die noch ein Schwert ſchwingen kann! —<lb/> Nichts! Nichts! — Jſt denn Alles vorbei? — Weh<lb/> mir! Hilf’ mein Herrgott, wenn du gerecht biſt! —<lb/> Ach! käme doch der Schlaf, der gute Geſelle! Käme<lb/> der Schlaf, der Ruhe bringt für immer! ſoll ich —<lb/> denn — ver — ſchmachten?</p> <stage>[ſinkt ohnmächtig auf ſein Lager.]</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">[Man hört eine ſanfte Muſik, während an der hinteren Wand ſich eine Oeffnung<lb/> bildet, durch die man in magiſch erleuchtetes Waldesgrün blickt.]<lb/> [<hi rendition="#g">Waltinne</hi> erſcheint.]</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#WALDFRAU"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Waltinne.</hi> </hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <l>Armer Mann, der Du gefangen</l><lb/> <l>Liegſt gefeſſelt! Jch vernahm</l><lb/> <l>Deiner Stimme Klagebangen,</l><lb/> <l>Jch vernahm es und ich kam.</l><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0148]
was ich mit dem Minnehelden zu thun hätte. Bei
Dir würde er liegen in dunkler Haft. — Doch ge-
nug. — So lange ich Bertha nicht gefunden, ſo
lange ſie nicht mein iſt, ſollſt Du hier in Ketten
ſchmachten. Und wenn Du verhungert ſein wirſt,
hänge ich Dein elend Gerippe an den Wartthurm
hinaus, daß es im Abendwind ſchwanke den Raben
und Geyern zum Zeitvertreib! (geht raſch ab.)
[Die Thüre wird von Auſſen geſchloſſen, die Fackel erlöſcht.]
Kuno.
Arme hab’ ich — die ſind gefeſſelt! Eine Fauſt
hab’ ich, die noch ein Schwert ſchwingen kann! —
Nichts! Nichts! — Jſt denn Alles vorbei? — Weh
mir! Hilf’ mein Herrgott, wenn du gerecht biſt! —
Ach! käme doch der Schlaf, der gute Geſelle! Käme
der Schlaf, der Ruhe bringt für immer! ſoll ich —
denn — ver — ſchmachten? [ſinkt ohnmächtig auf ſein Lager.]
[Man hört eine ſanfte Muſik, während an der hinteren Wand ſich eine Oeffnung
bildet, durch die man in magiſch erleuchtetes Waldesgrün blickt.]
[Waltinne erſcheint.]
Waltinne.
Armer Mann, der Du gefangen
Liegſt gefeſſelt! Jch vernahm
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Jch vernahm es und ich kam.
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