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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

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Denn wo Leiden sind und Schmerzen,
Nahet sich die Waldfrau gern,
Bringet Trost den armen Herzen,
Und sei sie auch noch so fern.
Darum lasse Deine Trauer,
Meinen Gruß will ich Dir weih'n;
Rück' den Stein nur an der Mauer,
Hier, wo ich Dir jetzt erschein'.
Hier, an dieser Eisenklammer
Drücke -- und es fällt die Wand,
Und zu Ende ist Dein Jammer,
Fliehe dann in freies Land.
Was dann weiter noch sich füge,
Dessen harre -- bleib ein Mann!
Muth und Treue feiern Siege
Nach der Prüfung schwerem Bann!
[Verschwindet, die Wand schließt sich.]
Kuno [auffahrend.]
Bleibe, bleibe, schönes Bild der Hoffnung! bleibe
süßer Traum, der du mich erquickt hast! -- -- doch
wie? War's nur ein Traum? Hab' ich doch schon
oft von der wunderbaren Waldfrau gehört, die sich
des Elends der Menschen annimmt. War sie es
vielleicht wirklich? Wie hätten mir solch' lieb-
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Denn wo Leiden ſind und Schmerzen,
Nahet ſich die Waldfrau gern,
Bringet Troſt den armen Herzen,
Und ſei ſie auch noch ſo fern.
Darum laſſe Deine Trauer,
Meinen Gruß will ich Dir weih’n;
Rück’ den Stein nur an der Mauer,
Hier, wo ich Dir jetzt erſchein’.
Hier, an dieſer Eiſenklammer
Drücke — und es fällt die Wand,
Und zu Ende iſt Dein Jammer,
Fliehe dann in freies Land.
Was dann weiter noch ſich füge,
Deſſen harre — bleib ein Mann!
Muth und Treue feiern Siege
Nach der Prüfung ſchwerem Bann!
[Verſchwindet, die Wand ſchließt ſich.]
Kuno [auffahrend.]
Bleibe, bleibe, ſchönes Bild der Hoffnung! bleibe
ſüßer Traum, der du mich erquickt haſt! — — doch
wie? War’s nur ein Traum? Hab’ ich doch ſchon
oft von der wunderbaren Waldfrau gehört, die ſich
des Elends der Menſchen annimmt. War ſie es
vielleicht wirklich? Wie hätten mir ſolch’ lieb-
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[145/0149] Denn wo Leiden ſind und Schmerzen, Nahet ſich die Waldfrau gern, Bringet Troſt den armen Herzen, Und ſei ſie auch noch ſo fern. Darum laſſe Deine Trauer, Meinen Gruß will ich Dir weih’n; Rück’ den Stein nur an der Mauer, Hier, wo ich Dir jetzt erſchein’. Hier, an dieſer Eiſenklammer Drücke — und es fällt die Wand, Und zu Ende iſt Dein Jammer, Fliehe dann in freies Land. Was dann weiter noch ſich füge, Deſſen harre — bleib ein Mann! Muth und Treue feiern Siege Nach der Prüfung ſchwerem Bann! [Verſchwindet, die Wand ſchließt ſich.] Kuno [auffahrend.] Bleibe, bleibe, ſchönes Bild der Hoffnung! bleibe ſüßer Traum, der du mich erquickt haſt! — — doch wie? War’s nur ein Traum? Hab’ ich doch ſchon oft von der wunderbaren Waldfrau gehört, die ſich des Elends der Menſchen annimmt. War ſie es vielleicht wirklich? Wie hätten mir ſolch’ lieb- 10

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/149>, abgerufen am 21.11.2024.