Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869. Georg. Fürwahr, schönes Fräulein. Wir thun's mit Lust und Lieb; und wem es endlich gelungen sein mag, das edle Wild zu erbeuten, der sei auch von Herzen beneidet darob. Hildegard. Aber ihr wißt doch, daß ihr ins Blaue jagt. Das Wild entschlüpft euch immer und wolltet ihr es gar schlau mit dem Netze fangen, so würde es das Garn durchbrechen. Albert. Und dennoch lassen wir nicht ab. Einer von uns Beiden muß es gewinnen. Hildegard. Gebt euch doch fürder keine Mühe. Jch hab's schon oft genug erklärt: der Mann, der mich zum Weibe haben soll, ist nicht geboren; frei will ich sein, frei bleiben mein Lebtag; und darum auch habe ich die harte Bedingung gesetzt, daß nur der mich als Weib gewinnt, der mir den Zauberspiegel bringt, den der Köhler Asprian in seiner Höhle be- wahrt. Keiner hat's noch vollbracht! Die Leichen der unglücklichen Bewerber haben die Wölfe des Waldes gefressen oder die Raben auf der Haide und Georg. Fürwahr, ſchönes Fräulein. Wir thun’s mit Luſt und Lieb; und wem es endlich gelungen ſein mag, das edle Wild zu erbeuten, der ſei auch von Herzen beneidet darob. Hildegard. Aber ihr wißt doch, daß ihr ins Blaue jagt. Das Wild entſchlüpft euch immer und wolltet ihr es gar ſchlau mit dem Netze fangen, ſo würde es das Garn durchbrechen. Albert. Und dennoch laſſen wir nicht ab. Einer von uns Beiden muß es gewinnen. Hildegard. Gebt euch doch fürder keine Mühe. Jch hab’s ſchon oft genug erklärt: der Mann, der mich zum Weibe haben ſoll, iſt nicht geboren; frei will ich ſein, frei bleiben mein Lebtag; und darum auch habe ich die harte Bedingung geſetzt, daß nur der mich als Weib gewinnt, der mir den Zauberſpiegel bringt, den der Köhler Asprian in ſeiner Höhle be- wahrt. Keiner hat’s noch vollbracht! Die Leichen der unglücklichen Bewerber haben die Wölfe des Waldes gefreſſen oder die Raben auf der Haide und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0057" n="53"/> <sp who="#GEO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Georg.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Fürwahr, ſchönes Fräulein. Wir thun’s mit<lb/> Luſt und Lieb; und wem es endlich gelungen ſein<lb/> mag, das edle Wild zu erbeuten, der ſei auch von<lb/> Herzen beneidet darob.</p> </sp><lb/> <sp who="#HIL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hildegard.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Aber ihr wißt doch, daß ihr ins Blaue jagt.<lb/> Das Wild entſchlüpft euch immer und wolltet ihr es<lb/> gar ſchlau mit dem Netze fangen, ſo würde es das<lb/> Garn durchbrechen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALBERT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Albert.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Und dennoch laſſen wir nicht ab. Einer von<lb/> uns Beiden muß es gewinnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HIL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hildegard.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Gebt euch doch fürder keine Mühe. Jch hab’s<lb/> ſchon oft genug erklärt: der Mann, der mich zum<lb/> Weibe haben ſoll, iſt nicht geboren; frei will ich<lb/> ſein, frei bleiben mein Lebtag; und <hi rendition="#g">darum</hi> auch<lb/> habe ich die harte Bedingung geſetzt, daß nur <hi rendition="#g">der</hi><lb/> mich als Weib gewinnt, der mir den Zauberſpiegel<lb/> bringt, den der Köhler Asprian in ſeiner Höhle be-<lb/> wahrt. <hi rendition="#g">Keiner</hi> hat’s noch vollbracht! Die Leichen<lb/> der unglücklichen Bewerber haben die Wölfe des<lb/> Waldes gefreſſen oder die Raben auf der Haide und<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0057]
Georg.
Fürwahr, ſchönes Fräulein. Wir thun’s mit
Luſt und Lieb; und wem es endlich gelungen ſein
mag, das edle Wild zu erbeuten, der ſei auch von
Herzen beneidet darob.
Hildegard.
Aber ihr wißt doch, daß ihr ins Blaue jagt.
Das Wild entſchlüpft euch immer und wolltet ihr es
gar ſchlau mit dem Netze fangen, ſo würde es das
Garn durchbrechen.
Albert.
Und dennoch laſſen wir nicht ab. Einer von
uns Beiden muß es gewinnen.
Hildegard.
Gebt euch doch fürder keine Mühe. Jch hab’s
ſchon oft genug erklärt: der Mann, der mich zum
Weibe haben ſoll, iſt nicht geboren; frei will ich
ſein, frei bleiben mein Lebtag; und darum auch
habe ich die harte Bedingung geſetzt, daß nur der
mich als Weib gewinnt, der mir den Zauberſpiegel
bringt, den der Köhler Asprian in ſeiner Höhle be-
wahrt. Keiner hat’s noch vollbracht! Die Leichen
der unglücklichen Bewerber haben die Wölfe des
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