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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

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ihr Leben für mich wieder! Vielleicht sind sie jetzt
schon erlegen! Hildegard! thust du recht daran?
-- Aber es ist, als ob eine unbekannte Gewalt
sich meiner bemächtigt hätte. Jch muß -- und
weiß nicht warum und wie? -- Ach, wie müd
bin ich! Jch will hier ein wenig ruhen, bevor ich
den Berg hinansteige.
[setzt sich auf eine Rasenbank.]
Jch möchte schlummern und kann nicht! Was
ist's aber, das mich innerlich so sehr bewegt und be-
unruhigt? Jetzt vielleicht kämpfen die edlen Ritter
um meinetwillen. Vielleicht sind sie schon gefallen;
denn Keiner bat noch den starken Asprian überwäl-
tigt, Keiner, der je mit ihm gekämpft! -- Gehst
du nicht zu weit mit deinem Stolze, Hildegard?
Bist du berechtigt, Menschenleben zu opfern um
deiner Freiheit willen? Und auch ihn ließ ich hin-
zieh'n zu seinem Untergang? Jhn -- den herr-
lichen, edlen Hans von Elend! O hätte ich ihn nicht
fortgelassen! Mein Herz fühlte sich ergriffen -- schon
bei der ersten Begegnung mit ihm. Weh mir! Nun
soll ich selbst auf das Bitterste gestraft werden; denn
ich muß es mir selbst gestehen: er von Allen ist
der Mann, dem ich meine Hand reichen könnte!

[Sie sinkt auf die Bank von Schmerz ergriffen. Wiltrud kömmt aus ihrer
Hütte.]
ihr Leben für mich wieder! Vielleicht ſind ſie jetzt
ſchon erlegen! Hildegard! thuſt du recht daran?
— Aber es iſt, als ob eine unbekannte Gewalt
ſich meiner bemächtigt hätte. Jch muß — und
weiß nicht warum und wie? — Ach, wie müd
bin ich! Jch will hier ein wenig ruhen, bevor ich
den Berg hinanſteige.
[ſetzt ſich auf eine Raſenbank.]
Jch möchte ſchlummern und kann nicht! Was
iſt’s aber, das mich innerlich ſo ſehr bewegt und be-
unruhigt? Jetzt vielleicht kämpfen die edlen Ritter
um meinetwillen. Vielleicht ſind ſie ſchon gefallen;
denn Keiner bat noch den ſtarken Asprian überwäl-
tigt, Keiner, der je mit ihm gekämpft! — Gehſt
du nicht zu weit mit deinem Stolze, Hildegard?
Biſt du berechtigt, Menſchenleben zu opfern um
deiner Freiheit willen? Und auch ihn ließ ich hin-
zieh’n zu ſeinem Untergang? Jhn — den herr-
lichen, edlen Hans von Elend! O hätte ich ihn nicht
fortgelaſſen! Mein Herz fühlte ſich ergriffen — ſchon
bei der erſten Begegnung mit ihm. Weh mir! Nun
ſoll ich ſelbſt auf das Bitterſte geſtraft werden; denn
ich muß es mir ſelbſt geſtehen: er von Allen iſt
der Mann, dem ich meine Hand reichen könnte!

[Sie ſinkt auf die Bank von Schmerz ergriffen. Wiltrud kömmt aus ihrer
Hütte.]
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[72/0076] ihr Leben für mich wieder! Vielleicht ſind ſie jetzt ſchon erlegen! Hildegard! thuſt du recht daran? — Aber es iſt, als ob eine unbekannte Gewalt ſich meiner bemächtigt hätte. Jch muß — und weiß nicht warum und wie? — Ach, wie müd bin ich! Jch will hier ein wenig ruhen, bevor ich den Berg hinanſteige. [ſetzt ſich auf eine Raſenbank.] Jch möchte ſchlummern und kann nicht! Was iſt’s aber, das mich innerlich ſo ſehr bewegt und be- unruhigt? Jetzt vielleicht kämpfen die edlen Ritter um meinetwillen. Vielleicht ſind ſie ſchon gefallen; denn Keiner bat noch den ſtarken Asprian überwäl- tigt, Keiner, der je mit ihm gekämpft! — Gehſt du nicht zu weit mit deinem Stolze, Hildegard? Biſt du berechtigt, Menſchenleben zu opfern um deiner Freiheit willen? Und auch ihn ließ ich hin- zieh’n zu ſeinem Untergang? Jhn — den herr- lichen, edlen Hans von Elend! O hätte ich ihn nicht fortgelaſſen! Mein Herz fühlte ſich ergriffen — ſchon bei der erſten Begegnung mit ihm. Weh mir! Nun ſoll ich ſelbſt auf das Bitterſte geſtraft werden; denn ich muß es mir ſelbſt geſtehen: er von Allen iſt der Mann, dem ich meine Hand reichen könnte! [Sie ſinkt auf die Bank von Schmerz ergriffen. Wiltrud kömmt aus ihrer Hütte.]

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/76>, abgerufen am 21.11.2024.