Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869. Wiltrud [für sich.] Da liegt sie, die Stolze! Jetzt ist's Zeit, ihr zuzureden. [zu Hildegard.] Edles Fräulein, ihr scheint er- müdet. Und wie? Thränen rinnen über eure Wangen? Kann ich euch dienen? Hildegard. Du, mir dienen, Asprians Mutter? Wiltrud. Jhr scheint mir Vorwürfe machen zu wollen und seid nicht ihr's selbst, die ihr den Zauberspiegel wollt, den Asprian nur von sich läßt, wenn ein Ritter ihn im Kampfe von ihm gewinnt? Oder sollte mein Sohn das schätzbare Kleinod so mir nichts dir nichts euch zu Füssen legen? Reicht ihm eure Hand und der Spiegel ist euer Eigen. Hildegard [heftig aufstehend.] Wie, Unverschämte? Jch das Edelfräulein von Hoheneck sollte -- --? Wiltrud. Jhr solltet Vernunft annehmen. Wißt Jhr nicht daß mein Asprian edlen Stammes ist? Sein Vater ist der vornehme Sarazenerhäuptling Abdul Mehmed. Als ich meinen Vater als treue Tochter in den Kreuz- zug begleitete -- ach, damals war ich ein schönes Wiltrud [für ſich.] Da liegt ſie, die Stolze! Jetzt iſt’s Zeit, ihr zuzureden. [zu Hildegard.] Edles Fräulein, ihr ſcheint er- müdet. Und wie? Thränen rinnen über eure Wangen? Kann ich euch dienen? Hildegard. Du, mir dienen, Asprians Mutter? Wiltrud. Jhr ſcheint mir Vorwürfe machen zu wollen und ſeid nicht ihr’s ſelbſt, die ihr den Zauberſpiegel wollt, den Asprian nur von ſich läßt, wenn ein Ritter ihn im Kampfe von ihm gewinnt? Oder ſollte mein Sohn das ſchätzbare Kleinod ſo mir nichts dir nichts euch zu Füſſen legen? Reicht ihm eure Hand und der Spiegel iſt euer Eigen. Hildegard [heftig aufſtehend.] Wie, Unverſchämte? Jch das Edelfräulein von Hoheneck ſollte — —? Wiltrud. Jhr ſolltet Vernunft annehmen. Wißt Jhr nicht daß mein Asprian edlen Stammes iſt? Sein Vater iſt der vornehme Sarazenerhäuptling Abdul Mehmed. Als ich meinen Vater als treue Tochter in den Kreuz- zug begleitete — ach, damals war ich ein ſchönes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0077" n="73"/> <sp who="#WILT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wiltrud</hi> </speaker> <stage>[für ſich.]</stage><lb/> <p>Da liegt ſie, die Stolze! Jetzt iſt’s Zeit, ihr<lb/> zuzureden.</p> <stage>[zu Hildegard.]</stage> <p>Edles Fräulein, ihr ſcheint er-<lb/> müdet. Und wie? Thränen rinnen über eure Wangen?<lb/> Kann ich euch dienen?</p> </sp><lb/> <sp who="#HIL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hildegard.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du, mir dienen, Asprians Mutter?</p> </sp><lb/> <sp who="#WILT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wiltrud.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jhr ſcheint mir Vorwürfe machen zu wollen und<lb/> ſeid nicht ihr’s ſelbſt, die ihr den Zauberſpiegel wollt,<lb/> den Asprian nur von ſich läßt, wenn ein Ritter ihn<lb/> im Kampfe von ihm gewinnt? Oder ſollte mein<lb/> Sohn das ſchätzbare Kleinod ſo mir nichts dir nichts<lb/> euch zu Füſſen legen? Reicht ihm eure Hand und der<lb/> Spiegel iſt euer Eigen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HIL"> <speaker> <hi rendition="#b">Hildegard</hi> </speaker> <stage>[heftig aufſtehend.]</stage><lb/> <p>Wie, Unverſchämte? Jch das Edelfräulein von<lb/> Hoheneck ſollte — —?</p> </sp><lb/> <sp who="#WILT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wiltrud.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jhr ſolltet Vernunft annehmen. Wißt Jhr nicht<lb/> daß mein Asprian edlen Stammes iſt? Sein Vater<lb/> iſt der vornehme Sarazenerhäuptling Abdul Mehmed.<lb/> Als ich meinen Vater als treue Tochter in den Kreuz-<lb/> zug begleitete — ach, damals war ich ein ſchönes<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0077]
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Kann ich euch dienen?
Hildegard.
Du, mir dienen, Asprians Mutter?
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Jhr ſcheint mir Vorwürfe machen zu wollen und
ſeid nicht ihr’s ſelbſt, die ihr den Zauberſpiegel wollt,
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im Kampfe von ihm gewinnt? Oder ſollte mein
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Hildegard [heftig aufſtehend.]
Wie, Unverſchämte? Jch das Edelfräulein von
Hoheneck ſollte — —?
Wiltrud.
Jhr ſolltet Vernunft annehmen. Wißt Jhr nicht
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iſt der vornehme Sarazenerhäuptling Abdul Mehmed.
Als ich meinen Vater als treue Tochter in den Kreuz-
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