Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.
16jähriges Mägdlein! -- da raubte Abdul mich aus dem Lager der Christen. Jch war die erste in seinem Harem. Nach einem Jahre fiel Abdul im Kampfe und ich fand Gelegenheit, wieder in die Heimath zu entfliehen. Mein Sohn kam in Deutschland zur Welt. Jch hatte den wunderbaren Zauberspiegel aus Abdul's Schatz mitgebracht und so manche geheime Kunst hatte ich im Orient erlernt und darum heißen mich die dummen Leute hier eine Hexe. Für Asprian aber habe ich in meinem Hüttlein noch manchen Schatz bewahrt, wenn er einmal heirathen sollte. Glaubt's mir, edles Fräulein! Euer Hochmuth hat nun schon so viele Ritter zu Grunde gerichtet, daß wohl keiner mehr der Narr sein wird, um euch zu werben, und wollt ihr nicht als alte Jungfer verlacht werden -- so bleibt wohl nichts übrig, als daß Jhr meinem Asprian, wenn er gleich ein wenig krumm- beinig ist, die Hand als Gemahlin reicht. Hildegard. Unverschämtes Weib! wie kannst Du es wagen, mir solch einen Antrag zu machen? Jch und Asprian! Wiltrud. Jhr und Asprian! Ja wohl! Wartet nur bis er
16jähriges Mägdlein! — da raubte Abdul mich aus dem Lager der Chriſten. Jch war die erſte in ſeinem Harem. Nach einem Jahre fiel Abdul im Kampfe und ich fand Gelegenheit, wieder in die Heimath zu entfliehen. Mein Sohn kam in Deutſchland zur Welt. Jch hatte den wunderbaren Zauberſpiegel aus Abdul’s Schatz mitgebracht und ſo manche geheime Kunſt hatte ich im Orient erlernt und darum heißen mich die dummen Leute hier eine Hexe. Für Asprian aber habe ich in meinem Hüttlein noch manchen Schatz bewahrt, wenn er einmal heirathen ſollte. Glaubt’s mir, edles Fräulein! Euer Hochmuth hat nun ſchon ſo viele Ritter zu Grunde gerichtet, daß wohl keiner mehr der Narr ſein wird, um euch zu werben, und wollt ihr nicht als alte Jungfer verlacht werden — ſo bleibt wohl nichts übrig, als daß Jhr meinem Asprian, wenn er gleich ein wenig krumm- beinig iſt, die Hand als Gemahlin reicht. Hildegard. Unverſchämtes Weib! wie kannſt Du es wagen, mir ſolch einen Antrag zu machen? Jch und Asprian! Wiltrud. Jhr und Asprian! Ja wohl! Wartet nur bis er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#WILT"> <p><pb facs="#f0078" n="74"/> 16jähriges Mägdlein! — da raubte Abdul mich aus dem<lb/> Lager der Chriſten. Jch war die erſte in ſeinem<lb/> Harem. Nach einem Jahre fiel Abdul im Kampfe<lb/> und ich fand Gelegenheit, wieder in die Heimath zu<lb/> entfliehen. Mein Sohn kam in Deutſchland zur<lb/> Welt. Jch hatte den wunderbaren Zauberſpiegel aus<lb/> Abdul’s Schatz mitgebracht und ſo manche geheime<lb/> Kunſt hatte ich im Orient erlernt und darum heißen<lb/> mich die dummen Leute hier eine Hexe. Für Asprian<lb/> aber habe ich in meinem Hüttlein noch manchen<lb/> Schatz bewahrt, wenn er einmal heirathen ſollte.<lb/> Glaubt’s mir, edles Fräulein! Euer Hochmuth hat<lb/> nun ſchon ſo viele Ritter zu Grunde gerichtet, daß<lb/> wohl keiner mehr der Narr ſein wird, um euch zu<lb/> werben, und wollt ihr nicht als alte Jungfer verlacht<lb/> werden — ſo bleibt wohl nichts übrig, als daß Jhr<lb/> meinem Asprian, wenn er gleich ein wenig krumm-<lb/> beinig iſt, die Hand als Gemahlin reicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#HIL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hildegard.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Unverſchämtes Weib! wie kannſt Du es wagen,<lb/> mir ſolch einen Antrag zu machen? Jch und<lb/> Asprian!</p> </sp><lb/> <sp who="#WILT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wiltrud.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jhr und Asprian! Ja wohl! Wartet nur bis er<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0078]
16jähriges Mägdlein! — da raubte Abdul mich aus dem
Lager der Chriſten. Jch war die erſte in ſeinem
Harem. Nach einem Jahre fiel Abdul im Kampfe
und ich fand Gelegenheit, wieder in die Heimath zu
entfliehen. Mein Sohn kam in Deutſchland zur
Welt. Jch hatte den wunderbaren Zauberſpiegel aus
Abdul’s Schatz mitgebracht und ſo manche geheime
Kunſt hatte ich im Orient erlernt und darum heißen
mich die dummen Leute hier eine Hexe. Für Asprian
aber habe ich in meinem Hüttlein noch manchen
Schatz bewahrt, wenn er einmal heirathen ſollte.
Glaubt’s mir, edles Fräulein! Euer Hochmuth hat
nun ſchon ſo viele Ritter zu Grunde gerichtet, daß
wohl keiner mehr der Narr ſein wird, um euch zu
werben, und wollt ihr nicht als alte Jungfer verlacht
werden — ſo bleibt wohl nichts übrig, als daß Jhr
meinem Asprian, wenn er gleich ein wenig krumm-
beinig iſt, die Hand als Gemahlin reicht.
Hildegard.
Unverſchämtes Weib! wie kannſt Du es wagen,
mir ſolch einen Antrag zu machen? Jch und
Asprian!
Wiltrud.
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