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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

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Der Kukuk weiß, was hier geschah!
Zu solchem Spaß sind wir nicht da!
Wir nicht da,
Nicht da,
Da, da, da!
Der Lärm hört auf, die Leute verlaufen sich, nur Müller bleibt.
Müller, Casperl und Grethl.
Müller.
Das ist eine sehr fatale, unangenehme Affaire,
Monsieur Casperl! Das kann man nicht so vor-
übergehen lassen. Ohne Zweifel werden Sie wegen
nächtlicher Ruhestörung von der Polizei in Unter-
suchung gezogen werden, und die Strafe wird nicht
ausbleiben.
Grethl.
Ja, mein Mann hat manchmal gar so lebhafte
Träum'!
Müller.
Das bedaure ich; allein bei öffentlichen An-
gelegenheiten kann darauf keine Rücksicht genommen
werden.
Casperl (in Positur).
Oho! -- Jch glaub', daß besonders jetzt, in
unserer Zeit der deutschen Einigkeit, ein jeder Staats-
bürger doch wenigstens träumen kann, was er
Der Kukuk weiß, was hier geſchah!
Zu ſolchem Spaß ſind wir nicht da!
Wir nicht da,
Nicht da,
Da, da, da!
Der Lärm hört auf, die Leute verlaufen ſich, nur Müller bleibt.
Müller, Casperl und Grethl.
Müller.
Das iſt eine ſehr fatale, unangenehme Affaire,
Monſieur Casperl! Das kann man nicht ſo vor-
übergehen laſſen. Ohne Zweifel werden Sie wegen
nächtlicher Ruheſtörung von der Polizei in Unter-
ſuchung gezogen werden, und die Strafe wird nicht
ausbleiben.
Grethl.
Ja, mein Mann hat manchmal gar ſo lebhafte
Träum’!
Müller.
Das bedaure ich; allein bei öffentlichen An-
gelegenheiten kann darauf keine Rückſicht genommen
werden.
Casperl (in Poſitur).
Oho! — Jch glaub’, daß beſonders jetzt, in
unſerer Zeit der deutſchen Einigkeit, ein jeder Staats-
bürger doch wenigſtens träumen kann, was er
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[139/0175] Der Kukuk weiß, was hier geſchah! Zu ſolchem Spaß ſind wir nicht da! Wir nicht da, Nicht da, Da, da, da! Der Lärm hört auf, die Leute verlaufen ſich, nur Müller bleibt. Müller, Casperl und Grethl. Müller. Das iſt eine ſehr fatale, unangenehme Affaire, Monſieur Casperl! Das kann man nicht ſo vor- übergehen laſſen. Ohne Zweifel werden Sie wegen nächtlicher Ruheſtörung von der Polizei in Unter- ſuchung gezogen werden, und die Strafe wird nicht ausbleiben. Grethl. Ja, mein Mann hat manchmal gar ſo lebhafte Träum’! Müller. Das bedaure ich; allein bei öffentlichen An- gelegenheiten kann darauf keine Rückſicht genommen werden. Casperl (in Poſitur). Oho! — Jch glaub’, daß beſonders jetzt, in unſerer Zeit der deutſchen Einigkeit, ein jeder Staats- bürger doch wenigſtens träumen kann, was er

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/175>, abgerufen am 28.11.2024.