Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Peter. Jhr wißt doch, wie ich Euch gesagt habe, daß mir selbst ihre Herkunft nicht bekannt ist. Als ich eines Abends vom Fischen heimkam, eilte mir meine Martha jammernd und händeringend entgegen. Jch war höchst erstaunt und begierig, was etwa geschehen sein möchte. Verzweifelnd sagte sie mir, daß seit dem frühen Morgen unser kleines Töchterchen Maria verloren sei. Das Kind, damals 3 Jahre alt, sei wie gewöhnlich gegen den Wald hinausgelaufen um Beeren zu pflücken, sei Mittags schon nicht heim- gekehrt. Sie habe gerufen, habe in den Wald weit hineingesucht -- keine Spur gefunden -- Alles vergebens; auch die Holzarbeiter, die tief im Wald gearbeitet, sagten, sie hätten wohl ein kleines Mädchen laufen sehen, haben sich aber nicht weiter darum gekümmert, nur ein weißes Tüchlein gefunden, das sie wohl um den Hals gehabt haben möge. Ach! es war recht traurig. Huldbrand. Der Wald ist von jeher voll bösen Gethiers, wie ich weiß, und Jhr mögt wohl besürchtet haben, daß ein Wolf oder Bär das Kind zerrissen habe. Peter. Wohl habt ihr Recht, Herr Ritter; denn es mußte Peter. Jhr wißt doch, wie ich Euch geſagt habe, daß mir ſelbſt ihre Herkunft nicht bekannt iſt. Als ich eines Abends vom Fiſchen heimkam, eilte mir meine Martha jammernd und händeringend entgegen. Jch war höchſt erſtaunt und begierig, was etwa geſchehen ſein möchte. Verzweifelnd ſagte ſie mir, daß ſeit dem frühen Morgen unſer kleines Töchterchen Maria verloren ſei. Das Kind, damals 3 Jahre alt, ſei wie gewöhnlich gegen den Wald hinausgelaufen um Beeren zu pflücken, ſei Mittags ſchon nicht heim- gekehrt. Sie habe gerufen, habe in den Wald weit hineingeſucht — keine Spur gefunden — Alles vergebens; auch die Holzarbeiter, die tief im Wald gearbeitet, ſagten, ſie hätten wohl ein kleines Mädchen laufen ſehen, haben ſich aber nicht weiter darum gekümmert, nur ein weißes Tüchlein gefunden, das ſie wohl um den Hals gehabt haben möge. Ach! es war recht traurig. Huldbrand. Der Wald iſt von jeher voll böſen Gethiers, wie ich weiß, und Jhr mögt wohl beſürchtet haben, daß ein Wolf oder Bär das Kind zerriſſen habe. Peter. Wohl habt ihr Recht, Herr Ritter; denn es mußte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0056" n="18"/> <sp who="#PETER"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Peter.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jhr wißt doch, wie ich Euch geſagt habe, daß<lb/> mir ſelbſt ihre Herkunft nicht bekannt iſt. Als ich<lb/> eines Abends vom Fiſchen heimkam, eilte mir meine<lb/> Martha jammernd und händeringend entgegen. Jch<lb/> war höchſt erſtaunt und begierig, was etwa geſchehen<lb/> ſein möchte. Verzweifelnd ſagte ſie mir, daß ſeit<lb/> dem frühen Morgen unſer kleines Töchterchen Maria<lb/> verloren ſei. Das Kind, damals 3 Jahre alt, ſei<lb/> wie gewöhnlich gegen den Wald hinausgelaufen um<lb/> Beeren zu pflücken, ſei Mittags ſchon nicht heim-<lb/> gekehrt. Sie habe gerufen, habe in den Wald weit<lb/> hineingeſucht — keine Spur gefunden — Alles<lb/> vergebens; auch die Holzarbeiter, die tief im Wald<lb/> gearbeitet, ſagten, ſie hätten wohl ein kleines Mädchen<lb/> laufen ſehen, haben ſich aber nicht weiter darum<lb/> gekümmert, nur ein weißes Tüchlein gefunden, das<lb/> ſie wohl um den Hals gehabt haben möge. Ach!<lb/> es war recht traurig.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Huldbrand.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Der Wald iſt von jeher voll böſen Gethiers,<lb/> wie ich weiß, und Jhr mögt wohl beſürchtet haben,<lb/> daß ein Wolf oder Bär das Kind zerriſſen habe.</p> </sp><lb/> <sp who="#PETER"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Peter.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wohl habt ihr Recht, Herr Ritter; denn es mußte<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0056]
Peter.
Jhr wißt doch, wie ich Euch geſagt habe, daß
mir ſelbſt ihre Herkunft nicht bekannt iſt. Als ich
eines Abends vom Fiſchen heimkam, eilte mir meine
Martha jammernd und händeringend entgegen. Jch
war höchſt erſtaunt und begierig, was etwa geſchehen
ſein möchte. Verzweifelnd ſagte ſie mir, daß ſeit
dem frühen Morgen unſer kleines Töchterchen Maria
verloren ſei. Das Kind, damals 3 Jahre alt, ſei
wie gewöhnlich gegen den Wald hinausgelaufen um
Beeren zu pflücken, ſei Mittags ſchon nicht heim-
gekehrt. Sie habe gerufen, habe in den Wald weit
hineingeſucht — keine Spur gefunden — Alles
vergebens; auch die Holzarbeiter, die tief im Wald
gearbeitet, ſagten, ſie hätten wohl ein kleines Mädchen
laufen ſehen, haben ſich aber nicht weiter darum
gekümmert, nur ein weißes Tüchlein gefunden, das
ſie wohl um den Hals gehabt haben möge. Ach!
es war recht traurig.
Huldbrand.
Der Wald iſt von jeher voll böſen Gethiers,
wie ich weiß, und Jhr mögt wohl beſürchtet haben,
daß ein Wolf oder Bär das Kind zerriſſen habe.
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