Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.
Und mein Herr hat ganz Recht gehabt und er ist in seinem Vertrauen nicht getäuscht worden; denn ich mische nie Wasser in den Wein. Jch trinke ihn immer pur und unverfälscht. Ueberhaupt bin ich ein Foind des Wassers und kann's gar nicht be- greifen, wie's Leut giebt, die so viel Wasser trinken wie z. B. die Gemahlin meines Herrn Ritters; die hat eine wahre Passion auf's Wasser. Entweder trinkt's Eins oder sie pritschelt damit; und wann gerad Niemand da ist, so geht's zu dem großen Ziehbrunnen und schaut alleweil nunter. Pfui Teufel, das Wasser! Lied. Das Wasser ist ein Element, Das ein gescheidter Mensch nicht kennt; Zum Waschen laß ich's noch passiren, Zum Trinken muß man's ignoriren. Das Wasser ist sehr ungesund, Drum bring ich's niemals in den Schlund; Wozu läg denn das Bier in Fässern, Um sich die Gurgel nur zu wässern! Und warum gäb es wohl den Wein? Da müßt man doch ein Esel sein, Sich noch mit Wasser abzugeben, Wenn ringsum blüh'n die schönsten Reben!
Und mein Herr hat ganz Recht gehabt und er iſt in ſeinem Vertrauen nicht getäuſcht worden; denn ich miſche nie Waſſer in den Wein. Jch trinke ihn immer pur und unverfälſcht. Ueberhaupt bin ich ein Foind des Waſſers und kann’s gar nicht be- greifen, wie’s Leut giebt, die ſo viel Waſſer trinken wie z. B. die Gemahlin meines Herrn Ritters; die hat eine wahre Paſſion auf’s Waſſer. Entweder trinkt’s Eins oder ſie pritſchelt damit; und wann gerad Niemand da iſt, ſo geht’s zu dem großen Ziehbrunnen und ſchaut alleweil nunter. Pfui Teufel, das Waſſer! Lied. Das Waſſer iſt ein Element, Das ein geſcheidter Menſch nicht kennt; Zum Waſchen laß ich’s noch paſſiren, Zum Trinken muß man’s ignoriren. Das Waſſer iſt ſehr ungeſund, Drum bring ich’s niemals in den Schlund; Wozu läg denn das Bier in Fäſſern, Um ſich die Gurgel nur zu wäſſern! Und warum gäb es wohl den Wein? Da müßt man doch ein Eſel ſein, Sich noch mit Waſſer abzugeben, Wenn ringsum blüh’n die ſchönſten Reben! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CASP"> <p><pb facs="#f0094" n="56"/> Und mein Herr hat ganz Recht gehabt und er iſt<lb/> in ſeinem Vertrauen nicht getäuſcht worden; denn<lb/> ich miſche nie Waſſer in den Wein. Jch trinke ihn<lb/> immer pur und unverfälſcht. Ueberhaupt bin ich<lb/> ein Foind des Waſſers und kann’s gar nicht be-<lb/> greifen, wie’s Leut giebt, die ſo viel Waſſer trinken<lb/> wie z. B. die Gemahlin meines Herrn Ritters; die<lb/> hat eine wahre Paſſion auf’s Waſſer. Entweder<lb/> trinkt’s Eins oder ſie pritſchelt damit; und wann gerad<lb/> Niemand da iſt, ſo geht’s zu dem großen Ziehbrunnen<lb/> und ſchaut alleweil nunter. Pfui Teufel, das Waſſer!</p><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#g">Lied.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l>Das Waſſer iſt ein Element,</l><lb/> <l>Das ein geſcheidter Menſch nicht kennt;</l><lb/> <l>Zum Waſchen laß ich’s noch paſſiren,</l><lb/> <l>Zum Trinken muß man’s ignoriren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Waſſer iſt ſehr ungeſund,</l><lb/> <l>Drum bring ich’s niemals in den Schlund;</l><lb/> <l>Wozu läg denn das Bier in Fäſſern,</l><lb/> <l>Um ſich die Gurgel nur zu wäſſern!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und warum gäb es wohl den Wein?</l><lb/> <l>Da müßt man doch ein Eſel ſein,</l><lb/> <l>Sich noch mit Waſſer abzugeben,</l><lb/> <l>Wenn ringsum blüh’n die ſchönſten Reben!</l> </lg><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0094]
Und mein Herr hat ganz Recht gehabt und er iſt
in ſeinem Vertrauen nicht getäuſcht worden; denn
ich miſche nie Waſſer in den Wein. Jch trinke ihn
immer pur und unverfälſcht. Ueberhaupt bin ich
ein Foind des Waſſers und kann’s gar nicht be-
greifen, wie’s Leut giebt, die ſo viel Waſſer trinken
wie z. B. die Gemahlin meines Herrn Ritters; die
hat eine wahre Paſſion auf’s Waſſer. Entweder
trinkt’s Eins oder ſie pritſchelt damit; und wann gerad
Niemand da iſt, ſo geht’s zu dem großen Ziehbrunnen
und ſchaut alleweil nunter. Pfui Teufel, das Waſſer!
Lied.
Das Waſſer iſt ein Element,
Das ein geſcheidter Menſch nicht kennt;
Zum Waſchen laß ich’s noch paſſiren,
Zum Trinken muß man’s ignoriren.
Das Waſſer iſt ſehr ungeſund,
Drum bring ich’s niemals in den Schlund;
Wozu läg denn das Bier in Fäſſern,
Um ſich die Gurgel nur zu wäſſern!
Und warum gäb es wohl den Wein?
Da müßt man doch ein Eſel ſein,
Sich noch mit Waſſer abzugeben,
Wenn ringsum blüh’n die ſchönſten Reben!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |