ppo_131.001 vorherrschenden eigenthümlichen Ton des Gefühls, ppo_131.002 und oft selbst durch die regellose Form der Darstellung. ppo_131.003 Denn es ist der Ton einer trunkenen,ppo_131.004 oder nahe an die Trunkenheit hinstreifenden Begeisterung,ppo_131.005 welcher in der Dithyrambe vorherrscht, ppo_131.006 und als Folge einer vorhergegangenen sinnlichen Berauschung ppo_131.007 durch den Genuß des Weines sich ankündigt, ppo_131.008 woraus von selbst die kecke Auswahl üppiger ppo_131.009 Bilder, der Gebrauch gewagter Gleichnisse, ungewöhnlicher ppo_131.010 Ausdrücke, und das Vorhandenseyn kühner ppo_131.011 Sprünge in Hinsicht der Folge und Verbindung ppo_131.012 der aufgestellten Jdeen, Bilder und Gefühle sich ppo_131.013 erklären läßt. -- Obgleich Ursprung und Benennung ppo_131.014 der Dithyrambe griechisch ist; so haben sich ppo_131.015 doch keine Gesänge dieser Art aus dem Alterthume ppo_131.016 erhalten, und nur die Nachrichten davon sagen aus, ppo_131.017 daß die Dithyramben bestimmt waren zur Verherrlichung ppo_131.018 des Bacchus an den ihm geheiligten Festen, ppo_131.019 so wie sie an diesen Tagen während eines wilden ppo_131.020 und regellosen Tanzes abgesungen wurden. -- Bei ppo_131.021 der Wiedererweckung der Dithyramben von den neuern ppo_131.022 Dichtern mußte nothwendig der Anstrich der griechischen ppo_131.023 Oertlichkeit und Eigenthümlichkeit wegfallen. ppo_131.024 Willamov, Blum, Mahler Müller, Joh. ppo_131.025 Heinr. Voß, Schiller, Kuhn u. a. haben unter ppo_131.026 den Teutschen gelungene Dithyramben aufgestellt. ppo_131.027 Sie haben gefühlt, daß die Betrunkenheit an sich ppo_131.028 nie ästhetisch seyn, mithin auch nicht in einer schönen ppo_131.029 Form dargestellt werden kann, daß aber wohl ppo_131.030 der Uebergang von dem völlig nüchternen Bewußtseyn ppo_131.031 zu dem Zustande des begeisternden Rausches ppo_131.032 eine ästhetische Darstellung verstattet, wodurch Gefühl ppo_131.033 und Einbildungskraft mächtig bewegt werden, ppo_131.034 ohne doch dadurch im Leben selbst die Mittellinie
ppo_131.001 vorherrschenden eigenthümlichen Ton des Gefühls, ppo_131.002 und oft selbst durch die regellose Form der Darstellung. ppo_131.003 Denn es ist der Ton einer trunkenen,ppo_131.004 oder nahe an die Trunkenheit hinstreifenden Begeisterung,ppo_131.005 welcher in der Dithyrambe vorherrscht, ppo_131.006 und als Folge einer vorhergegangenen sinnlichen Berauschung ppo_131.007 durch den Genuß des Weines sich ankündigt, ppo_131.008 woraus von selbst die kecke Auswahl üppiger ppo_131.009 Bilder, der Gebrauch gewagter Gleichnisse, ungewöhnlicher ppo_131.010 Ausdrücke, und das Vorhandenseyn kühner ppo_131.011 Sprünge in Hinsicht der Folge und Verbindung ppo_131.012 der aufgestellten Jdeen, Bilder und Gefühle sich ppo_131.013 erklären läßt. — Obgleich Ursprung und Benennung ppo_131.014 der Dithyrambe griechisch ist; so haben sich ppo_131.015 doch keine Gesänge dieser Art aus dem Alterthume ppo_131.016 erhalten, und nur die Nachrichten davon sagen aus, ppo_131.017 daß die Dithyramben bestimmt waren zur Verherrlichung ppo_131.018 des Bacchus an den ihm geheiligten Festen, ppo_131.019 so wie sie an diesen Tagen während eines wilden ppo_131.020 und regellosen Tanzes abgesungen wurden. — Bei ppo_131.021 der Wiedererweckung der Dithyramben von den neuern ppo_131.022 Dichtern mußte nothwendig der Anstrich der griechischen ppo_131.023 Oertlichkeit und Eigenthümlichkeit wegfallen. ppo_131.024 Willamov, Blum, Mahler Müller, Joh. ppo_131.025 Heinr. Voß, Schiller, Kuhn u. a. haben unter ppo_131.026 den Teutschen gelungene Dithyramben aufgestellt. ppo_131.027 Sie haben gefühlt, daß die Betrunkenheit an sich ppo_131.028 nie ästhetisch seyn, mithin auch nicht in einer schönen ppo_131.029 Form dargestellt werden kann, daß aber wohl ppo_131.030 der Uebergang von dem völlig nüchternen Bewußtseyn ppo_131.031 zu dem Zustande des begeisternden Rausches ppo_131.032 eine ästhetische Darstellung verstattet, wodurch Gefühl ppo_131.033 und Einbildungskraft mächtig bewegt werden, ppo_131.034 ohne doch dadurch im Leben selbst die Mittellinie
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doch keine Gesänge dieser Art aus dem Alterthume ppo_131.016
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/143>, abgerufen am 21.11.2024.
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