ppo_167.001 Person, gewöhnlich eines Verstorbenen, ppo_167.002 spricht, und auf diesen den Ausdruck seiner Gefühle ppo_167.003 überträgt. Die Benennung gehört dem Ovid,ppo_167.004 welcher in 21 Heroiden ausgezeichnete und bereits ppo_167.005 vollendete Jndividuen aus dem heroischen Zeitalter ppo_167.006 unter der lyrisch=epistolischen Form vergegenwärtigte. ppo_167.007 Denn dadurch eben gehört die Heroide, obgleich ihr ppo_167.008 äußeres Gewand epistolisch ist, zunächst zur lyrischenppo_167.009 Form der Dichtkunst, daß in ihr weder ppo_167.010 Thatsachen, noch Grundsätze und Lehren versinnlicht, ppo_167.011 sondern individuelle Gefühle unter einer idealischen ppo_167.012 Haltung dargestellt werden. Enthielte die Heroide ppo_167.013 gleichmäßig oder abwechselnd die Schilderung von ppo_167.014 individuellen Gefühlen, Thatsachen und Lehren; so ppo_167.015 müßte sie, in der Theorie, als Untergattung der ppo_167.016 poetischen Epistel unter der Ergänzungsklasse dichterischer ppo_167.017 Formen aufgeführt werden.
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Sie wird aber, durch den in ihr vorherrschenden ppo_167.019 Grundton eines aus Wonne und Wehmuth gemischten ppo_167.020 Gefühls, eine Untergattung der Elegie. Die ppo_167.021 bald stärkere, bald schwächere Farbengebung in der ppo_167.022 Darstellung dieses gemischten Gefühls beruht theilsppo_167.023 auf dem in der Heroide versinnlichten Stoffe, theilsppo_167.024 auf der Lebendigkeit und Stärke der in dem Dichter ppo_167.025 aufgeregten Gefühle. So wie die einzelnen ppo_167.026 Elegieen an Fülle der Bilder und Kraft des Tones ppo_167.027 sehr von einander verschieden sind; so auch die Heroiden. ppo_167.028 Die dichterische Literatur der Britten, Franzosen ppo_167.029 und Jtaliener erscheint verhältnißmäßig reicher ppo_167.030 im Anbau der Heroide, als die teutsche, in welcher ppo_167.031 unter den Dichtern des siebenzehnten Jahrhunderts ppo_167.032 Hoffmannswaldau und Lohenstein, und unter ppo_167.033 den Dichtern des achtzehnten Jahrhunderts ppo_167.034 Dusch, von Trautzschen, Schiebeler und
ppo_167.001 Person, gewöhnlich eines Verstorbenen, ppo_167.002 spricht, und auf diesen den Ausdruck seiner Gefühle ppo_167.003 überträgt. Die Benennung gehört dem Ovid,ppo_167.004 welcher in 21 Heroiden ausgezeichnete und bereits ppo_167.005 vollendete Jndividuen aus dem heroischen Zeitalter ppo_167.006 unter der lyrisch=epistolischen Form vergegenwärtigte. ppo_167.007 Denn dadurch eben gehört die Heroide, obgleich ihr ppo_167.008 äußeres Gewand epistolisch ist, zunächst zur lyrischenppo_167.009 Form der Dichtkunst, daß in ihr weder ppo_167.010 Thatsachen, noch Grundsätze und Lehren versinnlicht, ppo_167.011 sondern individuelle Gefühle unter einer idealischen ppo_167.012 Haltung dargestellt werden. Enthielte die Heroide ppo_167.013 gleichmäßig oder abwechselnd die Schilderung von ppo_167.014 individuellen Gefühlen, Thatsachen und Lehren; so ppo_167.015 müßte sie, in der Theorie, als Untergattung der ppo_167.016 poetischen Epistel unter der Ergänzungsklasse dichterischer ppo_167.017 Formen aufgeführt werden.
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Sie wird aber, durch den in ihr vorherrschenden ppo_167.019 Grundton eines aus Wonne und Wehmuth gemischten ppo_167.020 Gefühls, eine Untergattung der Elegie. Die ppo_167.021 bald stärkere, bald schwächere Farbengebung in der ppo_167.022 Darstellung dieses gemischten Gefühls beruht theilsppo_167.023 auf dem in der Heroide versinnlichten Stoffe, theilsppo_167.024 auf der Lebendigkeit und Stärke der in dem Dichter ppo_167.025 aufgeregten Gefühle. So wie die einzelnen ppo_167.026 Elegieen an Fülle der Bilder und Kraft des Tones ppo_167.027 sehr von einander verschieden sind; so auch die Heroiden. ppo_167.028 Die dichterische Literatur der Britten, Franzosen ppo_167.029 und Jtaliener erscheint verhältnißmäßig reicher ppo_167.030 im Anbau der Heroide, als die teutsche, in welcher ppo_167.031 unter den Dichtern des siebenzehnten Jahrhunderts ppo_167.032 Hoffmannswaldau und Lohenstein, und unter ppo_167.033 den Dichtern des achtzehnten Jahrhunderts ppo_167.034 Dusch, von Trautzschen, Schiebeler und
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Person, gewöhnlich eines Verstorbenen, ppo_167.002
spricht, und auf diesen den Ausdruck seiner Gefühle ppo_167.003
überträgt. Die Benennung gehört dem Ovid, ppo_167.004
welcher in 21 Heroiden ausgezeichnete und bereits ppo_167.005
vollendete Jndividuen aus dem heroischen Zeitalter ppo_167.006
unter der lyrisch=epistolischen Form vergegenwärtigte. ppo_167.007
Denn dadurch eben gehört die Heroide, obgleich ihr ppo_167.008
äußeres Gewand epistolisch ist, zunächst zur lyrischen ppo_167.009
Form der Dichtkunst, daß in ihr weder ppo_167.010
Thatsachen, noch Grundsätze und Lehren versinnlicht, ppo_167.011
sondern individuelle Gefühle unter einer idealischen ppo_167.012
Haltung dargestellt werden. Enthielte die Heroide ppo_167.013
gleichmäßig oder abwechselnd die Schilderung von ppo_167.014
individuellen Gefühlen, Thatsachen und Lehren; so ppo_167.015
müßte sie, in der Theorie, als Untergattung der ppo_167.016
poetischen Epistel unter der Ergänzungsklasse dichterischer ppo_167.017
Formen aufgeführt werden.
ppo_167.018
Sie wird aber, durch den in ihr vorherrschenden ppo_167.019
Grundton eines aus Wonne und Wehmuth gemischten ppo_167.020
Gefühls, eine Untergattung der Elegie. Die ppo_167.021
bald stärkere, bald schwächere Farbengebung in der ppo_167.022
Darstellung dieses gemischten Gefühls beruht theils ppo_167.023
auf dem in der Heroide versinnlichten Stoffe, theils ppo_167.024
auf der Lebendigkeit und Stärke der in dem Dichter ppo_167.025
aufgeregten Gefühle. So wie die einzelnen ppo_167.026
Elegieen an Fülle der Bilder und Kraft des Tones ppo_167.027
sehr von einander verschieden sind; so auch die Heroiden. ppo_167.028
Die dichterische Literatur der Britten, Franzosen ppo_167.029
und Jtaliener erscheint verhältnißmäßig reicher ppo_167.030
im Anbau der Heroide, als die teutsche, in welcher ppo_167.031
unter den Dichtern des siebenzehnten Jahrhunderts ppo_167.032
Hoffmannswaldau und Lohenstein, und unter ppo_167.033
den Dichtern des achtzehnten Jahrhunderts ppo_167.034
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/179>, abgerufen am 21.11.2024.
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