Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.
ppo_457.001 ppo_457.003 70. ppo_457.004 ppo_457.005f) Die Satyre. Da das Satyrische, als ästhetische Eigenschaft, ppo_457.006
ppo_457.001 ppo_457.003 70. ppo_457.004 ppo_457.005f) Die Satyre. Da das Satyrische, als ästhetische Eigenschaft, ppo_457.006 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0469" n="457"/><lb n="ppo_457.001"/>dem Erweckten eine Jugend aufdämmert, schöner noch, <lb n="ppo_457.002"/>als diese. —</hi> </p> </div> <div n="2"> <lb n="ppo_457.003"/> <head> <hi rendition="#c">70. <lb n="ppo_457.004"/><hi rendition="#aq">f</hi>) <hi rendition="#g">Die Satyre.</hi></hi> </head> <lb n="ppo_457.005"/> <p> Da das Satyrische, <hi rendition="#g">als ästhetische Eigenschaft,</hi> <lb n="ppo_457.006"/>bereits (Th. 1. S. 413) unter den untergeordneten <lb n="ppo_457.007"/>Eigenschaften der Schönheit der Form <lb n="ppo_457.008"/>aufgeführt und mit zwei Beispielen belegt worden <lb n="ppo_457.009"/>ist; so muß hier der Satyre <hi rendition="#g">als einer selbstständigen <lb n="ppo_457.010"/>dichterischen Form</hi> gedacht werden, <lb n="ppo_457.011"/>deren ästhetischer Charakter auf der Verbindung derjenigen <lb n="ppo_457.012"/>Merkmale, an welchen das Satyrische als <lb n="ppo_457.013"/>Eigenschaft des Schönen erkannt wird, zur vollendeten <lb n="ppo_457.014"/>Einheit der Form beruht. Die Satyre enthält <lb n="ppo_457.015"/>nämlich die Versinnlichung des Contrastes, in <lb n="ppo_457.016"/>welchem gewisse bestimmte Unvollkommenheiten der <lb n="ppo_457.017"/>intellectuellen und sittlichen Welt zu den höchsten <lb n="ppo_457.018"/>Jdealen des Wahren, Schönen und Guten stehen, <lb n="ppo_457.019"/>unter der Einheit einer vollendeten ästhetischen Form. <lb n="ppo_457.020"/>Da jedes Jdeal höher steht, als die Wirklichkeit; <lb n="ppo_457.021"/>so muß schon an sich die Wirklichkeit, bei dem Zusammenhalten <lb n="ppo_457.022"/>mit dem Jdeale, jedesmal verlieren, <lb n="ppo_457.023"/>noch mehr aber, wenn die dichterisch geschilderte <lb n="ppo_457.024"/>Wirklichkeit einen reichhaltigen Stoff in Hinsicht <lb n="ppo_457.025"/>der Verirrungen des menschlichen Verstandes oder <lb n="ppo_457.026"/>der menschlichen Freiheit darbietet. Nothwendig <lb n="ppo_457.027"/>muß die Versinnlichung des hoch über den Kreisen <lb n="ppo_457.028"/>des menschlichen Lebens stehenden Jdeals ein Gefühl <lb n="ppo_457.029"/>der <hi rendition="#g">Lust,</hi> so wie die Ankündigung der menschlichen <lb n="ppo_457.030"/>Verirrungen von diesem Jdeale ein Gefühl der <hi rendition="#g">Unlust</hi> <lb n="ppo_457.031"/>anregen und lebendig erhalten, bis dieses <hi rendition="#g">gemischte</hi> <lb n="ppo_457.032"/>Gefühl der Lust und Unlust zuletzt, im </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [457/0469]
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dem Erweckten eine Jugend aufdämmert, schöner noch, ppo_457.002
als diese. —
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f) Die Satyre. ppo_457.005
Da das Satyrische, als ästhetische Eigenschaft, ppo_457.006
bereits (Th. 1. S. 413) unter den untergeordneten ppo_457.007
Eigenschaften der Schönheit der Form ppo_457.008
aufgeführt und mit zwei Beispielen belegt worden ppo_457.009
ist; so muß hier der Satyre als einer selbstständigen ppo_457.010
dichterischen Form gedacht werden, ppo_457.011
deren ästhetischer Charakter auf der Verbindung derjenigen ppo_457.012
Merkmale, an welchen das Satyrische als ppo_457.013
Eigenschaft des Schönen erkannt wird, zur vollendeten ppo_457.014
Einheit der Form beruht. Die Satyre enthält ppo_457.015
nämlich die Versinnlichung des Contrastes, in ppo_457.016
welchem gewisse bestimmte Unvollkommenheiten der ppo_457.017
intellectuellen und sittlichen Welt zu den höchsten ppo_457.018
Jdealen des Wahren, Schönen und Guten stehen, ppo_457.019
unter der Einheit einer vollendeten ästhetischen Form. ppo_457.020
Da jedes Jdeal höher steht, als die Wirklichkeit; ppo_457.021
so muß schon an sich die Wirklichkeit, bei dem Zusammenhalten ppo_457.022
mit dem Jdeale, jedesmal verlieren, ppo_457.023
noch mehr aber, wenn die dichterisch geschilderte ppo_457.024
Wirklichkeit einen reichhaltigen Stoff in Hinsicht ppo_457.025
der Verirrungen des menschlichen Verstandes oder ppo_457.026
der menschlichen Freiheit darbietet. Nothwendig ppo_457.027
muß die Versinnlichung des hoch über den Kreisen ppo_457.028
des menschlichen Lebens stehenden Jdeals ein Gefühl ppo_457.029
der Lust, so wie die Ankündigung der menschlichen ppo_457.030
Verirrungen von diesem Jdeale ein Gefühl der Unlust ppo_457.031
anregen und lebendig erhalten, bis dieses gemischte ppo_457.032
Gefühl der Lust und Unlust zuletzt, im
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