ppo_492.001 Form der Darstellung. Nur Ein Gedanke ppo_492.002 darf in dem Epigramme herrschen; dies sey nun ein ppo_492.003 in Worte gekleidetes Gefühl; oder ein von der Einbildungskraft ppo_492.004 und dem Witze hervorgehobener Begriff; ppo_492.005 oder ein bestimmt bezeichnetes Jndividuum ppo_492.006 oder Ereigniß. Dieser Gedanke muß aber hervorstechendppo_492.007 (frappant) seyn, und vermittelst der Form ppo_492.008 versinnlicht, so wie durch die ästhetische Vollendung ppo_492.009 der Form dem Gefühle so nahe gebracht werden, ppo_492.010 daß im Bewußtseyn ein unmittelbares Wohlgefallen ppo_492.011 an der Einheit der ästhetisch vollendeten ppo_492.012 Form sich ankündigt. Zugleich muß die Form des ppo_492.013 Epigramms, so weit es der darzustellende Gedanke ppo_492.014 verstattet, die möglichst kleinste seyn, weil der ppo_492.015 Eine im Epigramme herrschende Gedanke seine Kraft ppo_492.016 und Wirkung bei einer weitern Ausführung verlieren ppo_492.017 würde. Endlich muß der ästhetische Treffpunctppo_492.018 (Pointe) im Epigramm, wo möglich, auf ppo_492.019 den Schluß fallen, so wie Lessing die ästhetische ppo_492.020 Vollkommenheit des Epigramms in zwei Puncte: ppo_492.021 Erwartung und Aufschluß setzte. Das Epigramm ppo_492.022 gehört zu den gemischten dichterischen Formen, ppo_492.023 weil sein Stoff eben so gut individuelle Gefühle, ppo_492.024 wie Begriffe des Verstandes, und einzelne ppo_492.025 Handlungen und Thatsachen versinnlichen kann.
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Man unterscheidet, nicht ohne Grund, zwischen ppo_492.027 dem eigentlichen Sinngedichte, und dem Epigrammeppo_492.028 im engern Sinne. Jn dem eigentlichen ppo_492.029 Sinngedichte wird ein sinnvoller Gedanke ppo_492.030 anschaulich, neu, kurz und treffend dargestellt, ohne ppo_492.031 die bestimmte Absicht, dadurch zu loben oder zu ppo_492.032 tadeln. Dagegen erscheint im Epigramme, im ppo_492.033 engern Sinne, Ein Gedanke, der, als Ausdruck des ppo_492.034 Witzes, entweder loben, oder tadeln, oder im
ppo_492.001 Form der Darstellung. Nur Ein Gedanke ppo_492.002 darf in dem Epigramme herrschen; dies sey nun ein ppo_492.003 in Worte gekleidetes Gefühl; oder ein von der Einbildungskraft ppo_492.004 und dem Witze hervorgehobener Begriff; ppo_492.005 oder ein bestimmt bezeichnetes Jndividuum ppo_492.006 oder Ereigniß. Dieser Gedanke muß aber hervorstechendppo_492.007 (frappant) seyn, und vermittelst der Form ppo_492.008 versinnlicht, so wie durch die ästhetische Vollendung ppo_492.009 der Form dem Gefühle so nahe gebracht werden, ppo_492.010 daß im Bewußtseyn ein unmittelbares Wohlgefallen ppo_492.011 an der Einheit der ästhetisch vollendeten ppo_492.012 Form sich ankündigt. Zugleich muß die Form des ppo_492.013 Epigramms, so weit es der darzustellende Gedanke ppo_492.014 verstattet, die möglichst kleinste seyn, weil der ppo_492.015 Eine im Epigramme herrschende Gedanke seine Kraft ppo_492.016 und Wirkung bei einer weitern Ausführung verlieren ppo_492.017 würde. Endlich muß der ästhetische Treffpunctppo_492.018 (Pointe) im Epigramm, wo möglich, auf ppo_492.019 den Schluß fallen, so wie Lessing die ästhetische ppo_492.020 Vollkommenheit des Epigramms in zwei Puncte: ppo_492.021 Erwartung und Aufschluß setzte. Das Epigramm ppo_492.022 gehört zu den gemischten dichterischen Formen, ppo_492.023 weil sein Stoff eben so gut individuelle Gefühle, ppo_492.024 wie Begriffe des Verstandes, und einzelne ppo_492.025 Handlungen und Thatsachen versinnlichen kann.
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Man unterscheidet, nicht ohne Grund, zwischen ppo_492.027 dem eigentlichen Sinngedichte, und dem Epigrammeppo_492.028 im engern Sinne. Jn dem eigentlichen ppo_492.029 Sinngedichte wird ein sinnvoller Gedanke ppo_492.030 anschaulich, neu, kurz und treffend dargestellt, ohne ppo_492.031 die bestimmte Absicht, dadurch zu loben oder zu ppo_492.032 tadeln. Dagegen erscheint im Epigramme, im ppo_492.033 engern Sinne, Ein Gedanke, der, als Ausdruck des ppo_492.034 Witzes, entweder loben, oder tadeln, oder im
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Form der Darstellung. Nur Ein Gedanke ppo_492.002
darf in dem Epigramme herrschen; dies sey nun ein ppo_492.003
in Worte gekleidetes Gefühl; oder ein von der Einbildungskraft ppo_492.004
und dem Witze hervorgehobener Begriff; ppo_492.005
oder ein bestimmt bezeichnetes Jndividuum ppo_492.006
oder Ereigniß. Dieser Gedanke muß aber hervorstechend ppo_492.007
(frappant) seyn, und vermittelst der Form ppo_492.008
versinnlicht, so wie durch die ästhetische Vollendung ppo_492.009
der Form dem Gefühle so nahe gebracht werden, ppo_492.010
daß im Bewußtseyn ein unmittelbares Wohlgefallen ppo_492.011
an der Einheit der ästhetisch vollendeten ppo_492.012
Form sich ankündigt. Zugleich muß die Form des ppo_492.013
Epigramms, so weit es der darzustellende Gedanke ppo_492.014
verstattet, die möglichst kleinste seyn, weil der ppo_492.015
Eine im Epigramme herrschende Gedanke seine Kraft ppo_492.016
und Wirkung bei einer weitern Ausführung verlieren ppo_492.017
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(Pointe) im Epigramm, wo möglich, auf ppo_492.019
den Schluß fallen, so wie Lessing die ästhetische ppo_492.020
Vollkommenheit des Epigramms in zwei Puncte: ppo_492.021
Erwartung und Aufschluß setzte. Das Epigramm ppo_492.022
gehört zu den gemischten dichterischen Formen, ppo_492.023
weil sein Stoff eben so gut individuelle Gefühle, ppo_492.024
wie Begriffe des Verstandes, und einzelne ppo_492.025
Handlungen und Thatsachen versinnlichen kann.
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Man unterscheidet, nicht ohne Grund, zwischen ppo_492.027
dem eigentlichen Sinngedichte, und dem Epigramme ppo_492.028
im engern Sinne. Jn dem eigentlichen ppo_492.029
Sinngedichte wird ein sinnvoller Gedanke ppo_492.030
anschaulich, neu, kurz und treffend dargestellt, ohne ppo_492.031
die bestimmte Absicht, dadurch zu loben oder zu ppo_492.032
tadeln. Dagegen erscheint im Epigramme, im ppo_492.033
engern Sinne, Ein Gedanke, der, als Ausdruck des ppo_492.034
Witzes, entweder loben, oder tadeln, oder im
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/504>, abgerufen am 23.11.2024.
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