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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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wöhnlichen Häßlichkeit seines Schatzes, beinahe überflüssig er¬
scheinen konnte. Übrigens machte sich dieses Verhältnis sehr
wenig bemerkbar. Sie flickte ihm seine Sachen und hob die
Hälfte ihrer Lebensmittel für den starken Esser auf. Darauf
schienen sich in der Woche die Beziehungen dieses Liebespaares
zu beschränken. Am Sonntage führte er sie aus. Aber auch
da schien der Verkehr nicht besonders lebhaft. Man sah die
Beiden, wie sie hintereinander, er voran, dann sie auf seiner
Spur, langsam und wortlos durch die Getreidefelder zogen.

Sonst schien es weiter keine Liebespaare zu geben. Welke
hatte wohl hie und da einen Versuch gemacht, sich ein Herz
zu erobern. Aber er war nur ausgelacht worden. Den
Mädchen erschien er zu jung; noch keine Spur von Bart war
bei diesem Kieckindiewelt zu entdecken.

Der weitaus Beliebteste und Begehrteste bei den Mädchen
war Häschke. Aber er ließ sie zappeln, schien keiner seine be¬
sondere Aufmerksamkeit zuwenden zu wollen.

Der Aufseher war damit sehr zufrieden. Er kannte Häschken
von der Garnison her. Wenn einer Glück bei den Frauenzimmern
gehabt, so war es dieser Schwerenöter gewesen. Daß ihm die
Rübenmädel nicht gut genug waren, wie es schien, war ein
Glück: man hätte sonst nur Abenteuer erlebt.

Übrigens schien sich Häschkekarl anderwärts schadlos zu
halten. Der Aufseher fand eines Nachts beim Revidieren des
Männerschlafsaales Häschkes Bett leer. Er that, als habe er
nichts gesehen. Recht gut, daß dieser glänzende Kater außer
dem Hause auf Liebespfaden schweifte! --

Gustav Büttner, der sich für gewöhnlich eines gesunden
und festen Schlafes erfreute, lag während einer hellen Mond¬
nacht ausnahmsweise wach im Bette. Der Junge war laut
gewesen, und der Vater hatte Paulinen helfen müssen, das
Kind zu beruhigen; darüber hatte er nicht wieder einschlafen
können.

Während er so dalag, vernahm er an der Hauswand ein
Geräusch, das ihn stutzen machte. Er setzte sich im Bette auf
und lauschte hinaus. Es klang wie ein Hinabschürfen an der

wöhnlichen Häßlichkeit ſeines Schatzes, beinahe überflüſſig er¬
ſcheinen konnte. Übrigens machte ſich dieſes Verhältnis ſehr
wenig bemerkbar. Sie flickte ihm ſeine Sachen und hob die
Hälfte ihrer Lebensmittel für den ſtarken Eſſer auf. Darauf
ſchienen ſich in der Woche die Beziehungen dieſes Liebespaares
zu beſchränken. Am Sonntage führte er ſie aus. Aber auch
da ſchien der Verkehr nicht beſonders lebhaft. Man ſah die
Beiden, wie ſie hintereinander, er voran, dann ſie auf ſeiner
Spur, langſam und wortlos durch die Getreidefelder zogen.

Sonſt ſchien es weiter keine Liebespaare zu geben. Welke
hatte wohl hie und da einen Verſuch gemacht, ſich ein Herz
zu erobern. Aber er war nur ausgelacht worden. Den
Mädchen erſchien er zu jung; noch keine Spur von Bart war
bei dieſem Kieckindiewelt zu entdecken.

Der weitaus Beliebteſte und Begehrteſte bei den Mädchen
war Häſchke. Aber er ließ ſie zappeln, ſchien keiner ſeine be¬
ſondere Aufmerkſamkeit zuwenden zu wollen.

Der Aufſeher war damit ſehr zufrieden. Er kannte Häſchken
von der Garniſon her. Wenn einer Glück bei den Frauenzimmern
gehabt, ſo war es dieſer Schwerenöter geweſen. Daß ihm die
Rübenmädel nicht gut genug waren, wie es ſchien, war ein
Glück: man hätte ſonſt nur Abenteuer erlebt.

Übrigens ſchien ſich Häſchkekarl anderwärts ſchadlos zu
halten. Der Aufſeher fand eines Nachts beim Revidieren des
Männerſchlafſaales Häſchkes Bett leer. Er that, als habe er
nichts geſehen. Recht gut, daß dieſer glänzende Kater außer
dem Hauſe auf Liebespfaden ſchweifte! —

Guſtav Büttner, der ſich für gewöhnlich eines geſunden
und feſten Schlafes erfreute, lag während einer hellen Mond¬
nacht ausnahmsweiſe wach im Bette. Der Junge war laut
geweſen, und der Vater hatte Paulinen helfen müſſen, das
Kind zu beruhigen; darüber hatte er nicht wieder einſchlafen
können.

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Geräuſch, das ihn ſtutzen machte. Er ſetzte ſich im Bette auf
und lauſchte hinaus. Es klang wie ein Hinabſchürfen an der

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[316/0330] wöhnlichen Häßlichkeit ſeines Schatzes, beinahe überflüſſig er¬ ſcheinen konnte. Übrigens machte ſich dieſes Verhältnis ſehr wenig bemerkbar. Sie flickte ihm ſeine Sachen und hob die Hälfte ihrer Lebensmittel für den ſtarken Eſſer auf. Darauf ſchienen ſich in der Woche die Beziehungen dieſes Liebespaares zu beſchränken. Am Sonntage führte er ſie aus. Aber auch da ſchien der Verkehr nicht beſonders lebhaft. Man ſah die Beiden, wie ſie hintereinander, er voran, dann ſie auf ſeiner Spur, langſam und wortlos durch die Getreidefelder zogen. Sonſt ſchien es weiter keine Liebespaare zu geben. Welke hatte wohl hie und da einen Verſuch gemacht, ſich ein Herz zu erobern. Aber er war nur ausgelacht worden. Den Mädchen erſchien er zu jung; noch keine Spur von Bart war bei dieſem Kieckindiewelt zu entdecken. Der weitaus Beliebteſte und Begehrteſte bei den Mädchen war Häſchke. Aber er ließ ſie zappeln, ſchien keiner ſeine be¬ ſondere Aufmerkſamkeit zuwenden zu wollen. Der Aufſeher war damit ſehr zufrieden. Er kannte Häſchken von der Garniſon her. Wenn einer Glück bei den Frauenzimmern gehabt, ſo war es dieſer Schwerenöter geweſen. Daß ihm die Rübenmädel nicht gut genug waren, wie es ſchien, war ein Glück: man hätte ſonſt nur Abenteuer erlebt. Übrigens ſchien ſich Häſchkekarl anderwärts ſchadlos zu halten. Der Aufſeher fand eines Nachts beim Revidieren des Männerſchlafſaales Häſchkes Bett leer. Er that, als habe er nichts geſehen. Recht gut, daß dieſer glänzende Kater außer dem Hauſe auf Liebespfaden ſchweifte! — Guſtav Büttner, der ſich für gewöhnlich eines geſunden und feſten Schlafes erfreute, lag während einer hellen Mond¬ nacht ausnahmsweiſe wach im Bette. Der Junge war laut geweſen, und der Vater hatte Paulinen helfen müſſen, das Kind zu beruhigen; darüber hatte er nicht wieder einſchlafen können. Während er ſo dalag, vernahm er an der Hauswand ein Geräuſch, das ihn ſtutzen machte. Er ſetzte ſich im Bette auf und lauſchte hinaus. Es klang wie ein Hinabſchürfen an der

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/330>, abgerufen am 21.11.2024.