Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.haarige Brust hervorsah, wie er so auf der Bettkante saß, der Therese trat an ihn heran, stieß ihn nicht gerade sanft Karl sah sie unverständig an. "Ich hatt' se dohie in "Halt's Maul! Dei Geld is gutt uffgehoben." "Soi mer ack, wu's is?" Therese antwortete nicht auf seine Frage. Nach einiger Karl erzählte ihr darauf mit vielen Wiederholungen und Therese ärgerte sich, daß so viel von der Summe bereits Sie war längst mit sich im Reinen, was von dem Gelde Als Karl in Erfahrung gebracht hatte, daß sie das Geld Karl war zu schwach, um seinem Willen Geltung zu ver¬ haarige Bruſt hervorſah, wie er ſo auf der Bettkante ſaß, der Thereſe trat an ihn heran, ſtieß ihn nicht gerade ſanft Karl ſah ſie unverſtändig an. „Ich hatt' ſe dohie in „Halt's Maul! Dei Geld is gutt uffgehoben.“ „Soi mer ack, wu's is?“ Thereſe antwortete nicht auf ſeine Frage. Nach einiger Karl erzählte ihr darauf mit vielen Wiederholungen und Thereſe ärgerte ſich, daß ſo viel von der Summe bereits Sie war längſt mit ſich im Reinen, was von dem Gelde Als Karl in Erfahrung gebracht hatte, daß ſie das Geld Karl war zu ſchwach, um ſeinem Willen Geltung zu ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0362" n="348"/> haarige Bruſt hervorſah, wie er ſo auf der Bettkante ſaß, der<lb/> große Kerl, und mit ſchief verzogenem Munde die Thränen<lb/> laufen ließ. Dazu barmte er: „Mei Geld! mei Geld! Se<lb/> han merſch geſtohlen!“</p><lb/> <p>Thereſe trat an ihn heran, ſtieß ihn nicht gerade ſanft<lb/> gegen die Schulter. „Dummer Kerl! her uff, zu natſchen!“</p><lb/> <p>Karl ſah ſie unverſtändig an. „Ich hatt' ſe dohie in<lb/> Tobaksbeitel, ane ganze Hanfel Goldſticke. Nu ſen ſe weg! Die<lb/> ſchlachten Karlen han's genummen!“ Er wollte von neuem auf¬<lb/> heulen.</p><lb/> <p>„Halt's Maul! Dei Geld is gutt uffgehoben.“</p><lb/> <p>„Soi mer ack, wu's is?“</p><lb/> <p>Thereſe antwortete nicht auf ſeine Frage. Nach einiger<lb/> Zeit meinte ſie: „Soi Du mer lieber, wie's Du zu ſuvills Geld<lb/> gekummen biſt?“</p><lb/> <p>Karl erzählte ihr darauf mit vielen Wiederholungen und<lb/> Unterbrechungen den Verlauf des geſtrigen Tages. Von dem<lb/> Augenblicke an freilich, wo er zum zweiten Male Schnaps für<lb/> die ganze Geſellſchaft beſtellt hatte, konnte er ſich auf nichts<lb/> mehr beſinnen.</p><lb/> <p>Thereſe ärgerte ſich, daß ſo viel von der Summe bereits<lb/> draufgegangen war. Nun war ſie erſt recht entſchloſſen, ihn<lb/> nicht wiſſen zu laſſen, wo das übrige ſich befinde; ſonſt<lb/> würde das am Ende auch deſſelben Weges gehen.</p><lb/> <p>Sie war längſt mit ſich im Reinen, was von dem Gelde<lb/> angeſchafft werden ſolle: Ein paar Ferkel zur Maſt, für die<lb/> Kinder neue Kleider; die liefen in Lumpen herum, daß es eine<lb/> Schande war. Dieſer Goldſegen kam ihr wie gerufen in's<lb/> Haus.</p><lb/> <p>Als Karl in Erfahrung gebracht hatte, daß ſie das Geld<lb/> an ſich genommen, verlangte er Herausgabe. Sie fuhr ihn an,<lb/> er ſollte aufſtehen und machen, daß er zur Arbeit komme, alles<lb/> andere werde ſich ſpäter finden.</p><lb/> <p>Karl war zu ſchwach, um ſeinem Willen Geltung zu ver¬<lb/> ſchaffen. Hände und Kniee zitterten ihm. Er mußte froh ſein,<lb/> daß Thereſe ihm etwas zu eſſen vorſetzte. Nachdem er gegeſſen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [348/0362]
haarige Bruſt hervorſah, wie er ſo auf der Bettkante ſaß, der
große Kerl, und mit ſchief verzogenem Munde die Thränen
laufen ließ. Dazu barmte er: „Mei Geld! mei Geld! Se
han merſch geſtohlen!“
Thereſe trat an ihn heran, ſtieß ihn nicht gerade ſanft
gegen die Schulter. „Dummer Kerl! her uff, zu natſchen!“
Karl ſah ſie unverſtändig an. „Ich hatt' ſe dohie in
Tobaksbeitel, ane ganze Hanfel Goldſticke. Nu ſen ſe weg! Die
ſchlachten Karlen han's genummen!“ Er wollte von neuem auf¬
heulen.
„Halt's Maul! Dei Geld is gutt uffgehoben.“
„Soi mer ack, wu's is?“
Thereſe antwortete nicht auf ſeine Frage. Nach einiger
Zeit meinte ſie: „Soi Du mer lieber, wie's Du zu ſuvills Geld
gekummen biſt?“
Karl erzählte ihr darauf mit vielen Wiederholungen und
Unterbrechungen den Verlauf des geſtrigen Tages. Von dem
Augenblicke an freilich, wo er zum zweiten Male Schnaps für
die ganze Geſellſchaft beſtellt hatte, konnte er ſich auf nichts
mehr beſinnen.
Thereſe ärgerte ſich, daß ſo viel von der Summe bereits
draufgegangen war. Nun war ſie erſt recht entſchloſſen, ihn
nicht wiſſen zu laſſen, wo das übrige ſich befinde; ſonſt
würde das am Ende auch deſſelben Weges gehen.
Sie war längſt mit ſich im Reinen, was von dem Gelde
angeſchafft werden ſolle: Ein paar Ferkel zur Maſt, für die
Kinder neue Kleider; die liefen in Lumpen herum, daß es eine
Schande war. Dieſer Goldſegen kam ihr wie gerufen in's
Haus.
Als Karl in Erfahrung gebracht hatte, daß ſie das Geld
an ſich genommen, verlangte er Herausgabe. Sie fuhr ihn an,
er ſollte aufſtehen und machen, daß er zur Arbeit komme, alles
andere werde ſich ſpäter finden.
Karl war zu ſchwach, um ſeinem Willen Geltung zu ver¬
ſchaffen. Hände und Kniee zitterten ihm. Er mußte froh ſein,
daß Thereſe ihm etwas zu eſſen vorſetzte. Nachdem er gegeſſen,
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