saß er am Tische und brütete. Sein Geld wollte er wieder haben! Ihm war es geschenkt, folglich war es sein, und sie hatte kein Recht darauf! --
Sie veranlaßte ihn, aufzustehen, drückte ihm eine Hacke in die Hand und gab ihm einen Schubkarren mit; er solle Kartoffeln graben gehen auf dem Felde. Karl gehorchte stumm.
Er begann zu hacken, aber bald wurde ihm die Arbeit sauer. Der Rücken schmerzte. Seine Gliedmaßen waren schwer von der nächtlichen Schlemmerei. Ihm war gar nicht wie Arbeiten zu Mute heute. An dem Bummelleben der letzten Tage hatte er Gefallen gefunden; er wollte heute nochmal blau machen. Wozu nutzte das schlechte Leben! Besaß er denn nicht außerdem jetzt einen ganzen Haufen Geld, wenn Therese 's ihm auch nicht herausrücken wollte. Sein war's doch! Mochte die sich ihre Kartoffeln selber ausmachen!
Er warf die Hacke in den Karren, wandte dem Felde den Rücken und ging querfeldein auf Saland zu. Dort war heute gewiß wieder was Extraes los.
Als er an den herrschaftlichen Parke kam, traf er eine Anzahl Leute, die gleich ihm das Hochzeitsfest der Komtesse zum Vorwande nahmen, nichts zu thun, und auf Außer¬ gewöhnliches erpicht, in der Nähe des Schlosses umher¬ lungerten. Auch einige von Karls Saufbrüdern von der vori¬ gen Nacht waren darunter. Sie begrüßten ihn mit Hallo, schlossen sich ihm an, in der Annahme, daß er Geld bei sich habe.
Dann traten Männer mit Soldatenmützen und Denk¬ münzen auf. Einer von ihnen fragte Karl Büttner, ob er sich nicht am Fackelzuge beteiligen werde. Karl hatte davon noch nichts gehört. Man erklärte ihm, die Militärvereine der Um¬ gegend würden dem Brautpaare Abends einen Fackelzug bringen. Karl, aufgefordert, mitzumachen, sagte nicht: nein!
Die Fackelträger stellten sich in einer entlegenen Ecke des Parkes auf. Der Ehrenvorsitzende des Kriegerbundes, Haupt¬ mann Schroff, ordnete den Zug. Karl bekam eine Fackel in
ſaß er am Tiſche und brütete. Sein Geld wollte er wieder haben! Ihm war es geſchenkt, folglich war es ſein, und ſie hatte kein Recht darauf! —
Sie veranlaßte ihn, aufzuſtehen, drückte ihm eine Hacke in die Hand und gab ihm einen Schubkarren mit; er ſolle Kartoffeln graben gehen auf dem Felde. Karl gehorchte ſtumm.
Er begann zu hacken, aber bald wurde ihm die Arbeit ſauer. Der Rücken ſchmerzte. Seine Gliedmaßen waren ſchwer von der nächtlichen Schlemmerei. Ihm war gar nicht wie Arbeiten zu Mute heute. An dem Bummelleben der letzten Tage hatte er Gefallen gefunden; er wollte heute nochmal blau machen. Wozu nutzte das ſchlechte Leben! Beſaß er denn nicht außerdem jetzt einen ganzen Haufen Geld, wenn Thereſe 's ihm auch nicht herausrücken wollte. Sein war's doch! Mochte die ſich ihre Kartoffeln ſelber ausmachen!
Er warf die Hacke in den Karren, wandte dem Felde den Rücken und ging querfeldein auf Saland zu. Dort war heute gewiß wieder was Extraes los.
Als er an den herrſchaftlichen Parke kam, traf er eine Anzahl Leute, die gleich ihm das Hochzeitsfeſt der Komteſſe zum Vorwande nahmen, nichts zu thun, und auf Außer¬ gewöhnliches erpicht, in der Nähe des Schloſſes umher¬ lungerten. Auch einige von Karls Saufbrüdern von der vori¬ gen Nacht waren darunter. Sie begrüßten ihn mit Hallo, ſchloſſen ſich ihm an, in der Annahme, daß er Geld bei ſich habe.
Dann traten Männer mit Soldatenmützen und Denk¬ münzen auf. Einer von ihnen fragte Karl Büttner, ob er ſich nicht am Fackelzuge beteiligen werde. Karl hatte davon noch nichts gehört. Man erklärte ihm, die Militärvereine der Um¬ gegend würden dem Brautpaare Abends einen Fackelzug bringen. Karl, aufgefordert, mitzumachen, ſagte nicht: nein!
Die Fackelträger ſtellten ſich in einer entlegenen Ecke des Parkes auf. Der Ehrenvorſitzende des Kriegerbundes, Haupt¬ mann Schroff, ordnete den Zug. Karl bekam eine Fackel in
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ſaß er am Tiſche und brütete. Sein Geld wollte er wieder
haben! Ihm war es geſchenkt, folglich war es ſein, und ſie
hatte kein Recht darauf! —
Sie veranlaßte ihn, aufzuſtehen, drückte ihm eine Hacke
in die Hand und gab ihm einen Schubkarren mit; er
ſolle Kartoffeln graben gehen auf dem Felde. Karl gehorchte
ſtumm.
Er begann zu hacken, aber bald wurde ihm die Arbeit
ſauer. Der Rücken ſchmerzte. Seine Gliedmaßen waren ſchwer
von der nächtlichen Schlemmerei. Ihm war gar nicht wie
Arbeiten zu Mute heute. An dem Bummelleben der letzten
Tage hatte er Gefallen gefunden; er wollte heute nochmal
blau machen. Wozu nutzte das ſchlechte Leben! Beſaß er denn
nicht außerdem jetzt einen ganzen Haufen Geld, wenn Thereſe
's ihm auch nicht herausrücken wollte. Sein war's doch! Mochte
die ſich ihre Kartoffeln ſelber ausmachen!
Er warf die Hacke in den Karren, wandte dem Felde den
Rücken und ging querfeldein auf Saland zu. Dort war heute
gewiß wieder was Extraes los.
Als er an den herrſchaftlichen Parke kam, traf er eine
Anzahl Leute, die gleich ihm das Hochzeitsfeſt der Komteſſe
zum Vorwande nahmen, nichts zu thun, und auf Außer¬
gewöhnliches erpicht, in der Nähe des Schloſſes umher¬
lungerten. Auch einige von Karls Saufbrüdern von der vori¬
gen Nacht waren darunter. Sie begrüßten ihn mit Hallo,
ſchloſſen ſich ihm an, in der Annahme, daß er Geld bei
ſich habe.
Dann traten Männer mit Soldatenmützen und Denk¬
münzen auf. Einer von ihnen fragte Karl Büttner, ob er ſich
nicht am Fackelzuge beteiligen werde. Karl hatte davon noch
nichts gehört. Man erklärte ihm, die Militärvereine der Um¬
gegend würden dem Brautpaare Abends einen Fackelzug bringen.
Karl, aufgefordert, mitzumachen, ſagte nicht: nein!
Die Fackelträger ſtellten ſich in einer entlegenen Ecke des
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/363>, abgerufen am 24.11.2024.
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