dicker, weil sie gewöhnlich keine Strümpfe zu tragen pflegen. Sie bedecken ihre Füße mit einer Art von Halbstiefeln, welche vier Finger hoch über den Fußknöchel gehen, und gemeini- glich von gesticktem Zeuge oder sehr schönem Stoffe gemacht sind. Das Hemde, welches sie Camis heißen, ist vorne bis an den Nabel offen. Ihre Westen sind länger, und reichen fast bis auf die Schuhe. Der Gürtel, den sie um den Leib zu tragen pflegen, ist sehr dünne, und etwa nur einen Zoll breit. Ihr Kopf ist mit einem Schleier wohl bedeckt, der ihnen bis auf die Schultern herunter hängt, und zugleich Hals und Busen bedeckt. Wenn sie ausgehen, so hängen sie über diesen noch einen großen weis- sen Schleier, der nicht nur den Kopf und Bu- sen, sondern auch zugleich den ganzen Körper einhüllet, so daß man fast weiter nichts als das Auge sehen kann. Ein jedes Frauenzimmer hält sich gemeiniglich viererley Arten von Schleier: zwey fürs Haus, und zwey wenn sie im Publikum erscheinen. Der erste ist wie ein Leichenschleier gemacht und hängt hinten, der Zierde wegen, lang herunter. -- Der zweyte geht bis unter das Kinn, und bedeckt den Bu- sen. -- Der dritte ist der vorhingenannte weis- se Schleier, welcher den ganzen Körper um- giebt. -- Der vierte endlich ist eine Art von Schnupftuch, den sie am Gesichte und an den Schläfen befestigen. -- Die Armenianerinnen haben sich im Hause das Gesicht von unten bis
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dicker, weil ſie gewoͤhnlich keine Struͤmpfe zu tragen pflegen. Sie bedecken ihre Fuͤße mit einer Art von Halbſtiefeln, welche vier Finger hoch uͤber den Fußknoͤchel gehen, und gemeini- glich von geſticktem Zeuge oder ſehr ſchoͤnem Stoffe gemacht ſind. Das Hemde, welches ſie Camis heißen, iſt vorne bis an den Nabel offen. Ihre Weſten ſind laͤnger, und reichen faſt bis auf die Schuhe. Der Guͤrtel, den ſie um den Leib zu tragen pflegen, iſt ſehr duͤnne, und etwa nur einen Zoll breit. Ihr Kopf iſt mit einem Schleier wohl bedeckt, der ihnen bis auf die Schultern herunter haͤngt, und zugleich Hals und Buſen bedeckt. Wenn ſie ausgehen, ſo haͤngen ſie uͤber dieſen noch einen großen weiſ- ſen Schleier, der nicht nur den Kopf und Bu- ſen, ſondern auch zugleich den ganzen Koͤrper einhuͤllet, ſo daß man faſt weiter nichts als das Auge ſehen kann. Ein jedes Frauenzimmer haͤlt ſich gemeiniglich viererley Arten von Schleier: zwey fuͤrs Haus, und zwey wenn ſie im Publikum erſcheinen. Der erſte iſt wie ein Leichenſchleier gemacht und haͤngt hinten, der Zierde wegen, lang herunter. — Der zweyte geht bis unter das Kinn, und bedeckt den Bu- ſen. — Der dritte iſt der vorhingenannte weiſ- ſe Schleier, welcher den ganzen Koͤrper um- giebt. — Der vierte endlich iſt eine Art von Schnupftuch, den ſie am Geſichte und an den Schlaͤfen befeſtigen. — Die Armenianerinnen haben ſich im Hauſe das Geſicht von unten bis
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dicker, weil ſie gewoͤhnlich keine Struͤmpfe zu
tragen pflegen. Sie bedecken ihre Fuͤße mit
einer Art von Halbſtiefeln, welche vier Finger
hoch uͤber den Fußknoͤchel gehen, und gemeini-
glich von geſticktem Zeuge oder ſehr ſchoͤnem
Stoffe gemacht ſind. Das Hemde, welches
ſie Camis heißen, iſt vorne bis an den Nabel
offen. Ihre Weſten ſind laͤnger, und reichen
faſt bis auf die Schuhe. Der Guͤrtel, den ſie
um den Leib zu tragen pflegen, iſt ſehr duͤnne,
und etwa nur einen Zoll breit. Ihr Kopf iſt
mit einem Schleier wohl bedeckt, der ihnen bis
auf die Schultern herunter haͤngt, und zugleich
Hals und Buſen bedeckt. Wenn ſie ausgehen,
ſo haͤngen ſie uͤber dieſen noch einen großen weiſ-
ſen Schleier, der nicht nur den Kopf und Bu-
ſen, ſondern auch zugleich den ganzen Koͤrper
einhuͤllet, ſo daß man faſt weiter nichts als das
Auge ſehen kann. Ein jedes Frauenzimmer
haͤlt ſich gemeiniglich viererley Arten von
Schleier: zwey fuͤrs Haus, und zwey wenn ſie
im Publikum erſcheinen. Der erſte iſt wie ein
Leichenſchleier gemacht und haͤngt hinten, der
Zierde wegen, lang herunter. — Der zweyte
geht bis unter das Kinn, und bedeckt den Bu-
ſen. — Der dritte iſt der vorhingenannte weiſ-
ſe Schleier, welcher den ganzen Koͤrper um-
giebt. — Der vierte endlich iſt eine Art von
Schnupftuch, den ſie am Geſichte und an den
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/57>, abgerufen am 24.11.2024.
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