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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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glieder mit Wasser besprützen. Indessen ist doch
alles dieses nicht schlechterdings nöthig. Das
Wasser, in welchem man sich reinigt, muß rein
seyn, und man darf es nicht durch Urin, Spei-
chel und andere dergleichen garstige Dinge be-
sudeln. -- Im Fall einer Krankheit, wo das
Waschen dem Patienten gefährlich seyn könnte,

steht
personen, wenn sie einander grüßen, oder von
der Reise kommen, küssen sich den Bart auf bey-
den Backen. Bey ihren Besuchen, ist eine der
vorzüglichsten Cerimonien, daß sie wohlriechen-
des Wasser auf den Bart gießen, und sich nach-
her mit einem gewissen Holze räuchern, um
ihm einen angenehmen Geruch zu geben. Wenn
sie den Bart kämmen, welches täglich nach
geendigten Gebet geschieht, breiten sie ein Tuch
über die Kniee, lesen alle etwa herunter gefallene
Haare sorgfältig auf, wickeln sie in ein Papier,
und wenn sie eine Menge gesammelt haben, tra-
gen sie sie auf den Gottesacker. Ein schöner,
langer und starker Bart ist bey ihnen ein Ge-
genstand der größesten Verehrung: sie halten
ihn für ein glückliches Zeichen. Man darf nur
diesen Bart ansehen, sagen sie, um versichert
zu seyn, daß der, welcher ihn trägt, ein tugend-
hafter Mann ist, dem Gott besondere Gnade
erzeigt. Wenn ein Araber, mit einem schönen
Barte, einen wichtigen Fehler begeht, welches
denn manchmal zu geschehen pflegt; so sagen
sie: ist es nicht Schade um diesen Bart! Wie
sehr ist dieser Bart zu bedauren. -- Doch dieser
Aberglaube ist nur bey den Bedouinen zu Hau-
se. Der Leser verzeihe es, daß wir so viel vom
Barte geredt haben.

glieder mit Waſſer beſpruͤtzen. Indeſſen iſt doch
alles dieſes nicht ſchlechterdings noͤthig. Das
Waſſer, in welchem man ſich reinigt, muß rein
ſeyn, und man darf es nicht durch Urin, Spei-
chel und andere dergleichen garſtige Dinge be-
ſudeln. — Im Fall einer Krankheit, wo das
Waſchen dem Patienten gefaͤhrlich ſeyn koͤnnte,

ſteht
perſonen, wenn ſie einander gruͤßen, oder von
der Reiſe kommen, kuͤſſen ſich den Bart auf bey-
den Backen. Bey ihren Beſuchen, iſt eine der
vorzuͤglichſten Cerimonien, daß ſie wohlriechen-
des Waſſer auf den Bart gießen, und ſich nach-
her mit einem gewiſſen Holze raͤuchern, um
ihm einen angenehmen Geruch zu geben. Wenn
ſie den Bart kaͤmmen, welches taͤglich nach
geendigten Gebet geſchieht, breiten ſie ein Tuch
uͤber die Kniee, leſen alle etwa herunter gefallene
Haare ſorgfaͤltig auf, wickeln ſie in ein Papier,
und wenn ſie eine Menge geſammelt haben, tra-
gen ſie ſie auf den Gottesacker. Ein ſchoͤner,
langer und ſtarker Bart iſt bey ihnen ein Ge-
genſtand der groͤßeſten Verehrung: ſie halten
ihn fuͤr ein gluͤckliches Zeichen. Man darf nur
dieſen Bart anſehen, ſagen ſie, um verſichert
zu ſeyn, daß der, welcher ihn traͤgt, ein tugend-
hafter Mann iſt, dem Gott beſondere Gnade
erzeigt. Wenn ein Araber, mit einem ſchoͤnen
Barte, einen wichtigen Fehler begeht, welches
denn manchmal zu geſchehen pflegt; ſo ſagen
ſie: iſt es nicht Schade um dieſen Bart! Wie
ſehr iſt dieſer Bart zu bedauren. — Doch dieſer
Aberglaube iſt nur bey den Bedouinen zu Hau-
ſe. Der Leſer verzeihe es, daß wir ſo viel vom
Barte geredt haben.
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[164/0190] glieder mit Waſſer beſpruͤtzen. Indeſſen iſt doch alles dieſes nicht ſchlechterdings noͤthig. Das Waſſer, in welchem man ſich reinigt, muß rein ſeyn, und man darf es nicht durch Urin, Spei- chel und andere dergleichen garſtige Dinge be- ſudeln. — Im Fall einer Krankheit, wo das Waſchen dem Patienten gefaͤhrlich ſeyn koͤnnte, ſteht *) *) perſonen, wenn ſie einander gruͤßen, oder von der Reiſe kommen, kuͤſſen ſich den Bart auf bey- den Backen. Bey ihren Beſuchen, iſt eine der vorzuͤglichſten Cerimonien, daß ſie wohlriechen- des Waſſer auf den Bart gießen, und ſich nach- her mit einem gewiſſen Holze raͤuchern, um ihm einen angenehmen Geruch zu geben. Wenn ſie den Bart kaͤmmen, welches taͤglich nach geendigten Gebet geſchieht, breiten ſie ein Tuch uͤber die Kniee, leſen alle etwa herunter gefallene Haare ſorgfaͤltig auf, wickeln ſie in ein Papier, und wenn ſie eine Menge geſammelt haben, tra- gen ſie ſie auf den Gottesacker. Ein ſchoͤner, langer und ſtarker Bart iſt bey ihnen ein Ge- genſtand der groͤßeſten Verehrung: ſie halten ihn fuͤr ein gluͤckliches Zeichen. Man darf nur dieſen Bart anſehen, ſagen ſie, um verſichert zu ſeyn, daß der, welcher ihn traͤgt, ein tugend- hafter Mann iſt, dem Gott beſondere Gnade erzeigt. Wenn ein Araber, mit einem ſchoͤnen Barte, einen wichtigen Fehler begeht, welches denn manchmal zu geſchehen pflegt; ſo ſagen ſie: iſt es nicht Schade um dieſen Bart! Wie ſehr iſt dieſer Bart zu bedauren. — Doch dieſer Aberglaube iſt nur bey den Bedouinen zu Hau- ſe. Der Leſer verzeihe es, daß wir ſo viel vom Barte geredt haben.

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/190>, abgerufen am 27.11.2024.