mand darf auch zwey Schwestern zugleich hey- rathen, sondern, wenn er die zweyte heyrathen will; so muß er vorher die erste verstoßen.
Die Vielweiberey ist in den Morgenländern nicht so allgemein, als man vielleicht in Euro- pa glaubt. Denn so sehr auch einige Moham- medaner diese ihre Freyheit gegen die Europäer rühmen; so gestehn doch viele, die begütert ge- nug sind, um mehr als eine Frau ernähren zu können, daß sie mit mehrern nie so glücklich le- ben, als mit einer einzigen. -- Man findet daher im Mittelstande nur wenige, die mehr als eine Frau haben, und auch unter den Vor- nehmen begnügen sich viele lebenslang mit einer. Sie sind nach den Gesetzen verbunden, alle ih- re Weiber anständig zu halten, und einer jeden, wöchentlich einmal beyzuwohnen. Eine Pflicht, die vielen Mohammedanern zu schwer ist; denn sie heyrathen entweder sehr jung, oder der Va- ter kauft seinem Sohne eine Sklavinn, um zu verhüten, daß er nicht Bekanntschaft mit lie- derlichen Weibern suche. Man hat eine Tradi- tion, daß Mohammed, welcher ein schlechter Naturkundiger gewesen seyn muß, gesagt habe: Eine Mannsperson werde, so wie ein Brunnen, immer ergiebiger, jemehr er ausgeschöpft werde. Allein, die Moham- medaner erschöpfen sich doch in ihrer Jugend dergestalt, daß sich oft Leute von dreyßig Jahren über Unvermögen beschweren.
Man
O
mand darf auch zwey Schweſtern zugleich hey- rathen, ſondern, wenn er die zweyte heyrathen will; ſo muß er vorher die erſte verſtoßen.
Die Vielweiberey iſt in den Morgenlaͤndern nicht ſo allgemein, als man vielleicht in Euro- pa glaubt. Denn ſo ſehr auch einige Moham- medaner dieſe ihre Freyheit gegen die Europaͤer ruͤhmen; ſo geſtehn doch viele, die beguͤtert ge- nug ſind, um mehr als eine Frau ernaͤhren zu koͤnnen, daß ſie mit mehrern nie ſo gluͤcklich le- ben, als mit einer einzigen. — Man findet daher im Mittelſtande nur wenige, die mehr als eine Frau haben, und auch unter den Vor- nehmen begnuͤgen ſich viele lebenslang mit einer. Sie ſind nach den Geſetzen verbunden, alle ih- re Weiber anſtaͤndig zu halten, und einer jeden, woͤchentlich einmal beyzuwohnen. Eine Pflicht, die vielen Mohammedanern zu ſchwer iſt; denn ſie heyrathen entweder ſehr jung, oder der Va- ter kauft ſeinem Sohne eine Sklavinn, um zu verhuͤten, daß er nicht Bekanntſchaft mit lie- derlichen Weibern ſuche. Man hat eine Tradi- tion, daß Mohammed, welcher ein ſchlechter Naturkundiger geweſen ſeyn muß, geſagt habe: Eine Mannsperſon werde, ſo wie ein Brunnen, immer ergiebiger, jemehr er ausgeſchoͤpft werde. Allein, die Moham- medaner erſchoͤpfen ſich doch in ihrer Jugend dergeſtalt, daß ſich oft Leute von dreyßig Jahren uͤber Unvermoͤgen beſchweren.
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[209/0235]
mand darf auch zwey Schweſtern zugleich hey-
rathen, ſondern, wenn er die zweyte heyrathen
will; ſo muß er vorher die erſte verſtoßen.
Die Vielweiberey iſt in den Morgenlaͤndern
nicht ſo allgemein, als man vielleicht in Euro-
pa glaubt. Denn ſo ſehr auch einige Moham-
medaner dieſe ihre Freyheit gegen die Europaͤer
ruͤhmen; ſo geſtehn doch viele, die beguͤtert ge-
nug ſind, um mehr als eine Frau ernaͤhren zu
koͤnnen, daß ſie mit mehrern nie ſo gluͤcklich le-
ben, als mit einer einzigen. — Man findet
daher im Mittelſtande nur wenige, die mehr
als eine Frau haben, und auch unter den Vor-
nehmen begnuͤgen ſich viele lebenslang mit einer.
Sie ſind nach den Geſetzen verbunden, alle ih-
re Weiber anſtaͤndig zu halten, und einer jeden,
woͤchentlich einmal beyzuwohnen. Eine Pflicht,
die vielen Mohammedanern zu ſchwer iſt; denn
ſie heyrathen entweder ſehr jung, oder der Va-
ter kauft ſeinem Sohne eine Sklavinn, um zu
verhuͤten, daß er nicht Bekanntſchaft mit lie-
derlichen Weibern ſuche. Man hat eine Tradi-
tion, daß Mohammed, welcher ein ſchlechter
Naturkundiger geweſen ſeyn muß, geſagt habe:
Eine Mannsperſon werde, ſo wie ein
Brunnen, immer ergiebiger, jemehr er
ausgeſchoͤpft werde. Allein, die Moham-
medaner erſchoͤpfen ſich doch in ihrer Jugend
dergeſtalt, daß ſich oft Leute von dreyßig Jahren
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/235>, abgerufen am 21.11.2024.
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