als die chinesischen, und also der Geruch des todten Körpers durch die Ritzen dringt, so gießt man den Todten Quecksilber in den Mund, damit es seine Eingeweide verzehren soll. Die reichsten Siamer legt man in bleyerne Särge, und vergoldet sie gleichfalls. Hernach stellt man den Sarg aus Ehrerbietung auf etwas Erhabenes, und erwartet die Ankunft des Hausherrn, im Falle er abwesend seyn sollte, oder man macht unterdessen zur Abreise Anstal- ten. Man stellt brennende Wachslichter herein und räuchert. Beym Anbruch der Nacht er- scheint eine gewisse Anzahl von Talapoinen, die sich an die Wand stellen, und Gesänge anstim- men. Für diese Mühe giebt man ihnen zu essen. Ihre Gesänge handeln von der Tugend, und zeigen dem Verstorbenen die Straße nach dem Himmel. - - Die Anverwandten wäh- len eine bequeme Stelle auf dem Felde, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen, welche darinn besteht, daß sie die Leiche mit vielem Gepränge verbrennen. Man erwählt gerne ei- ne solche Stelle nahe bey einem Tempel, dem der Verstorbene oder seine Vorfahren erbaut haben. Sie wird mit Bambus umzäumt, und dabey allerley Zierrathen aus der Baukunst an- gebracht. Nächst dem ziert man das Gehäge mit gemahlten oder vergoldetem Papiere, das man wie Häuser, Thiere u. s. w. ausschneidet. Mitten im Gehäge steht der Scheiterhaufen, wozu man wohlriechendes Holz nimmt. Die
größeste
als die chineſiſchen, und alſo der Geruch des todten Koͤrpers durch die Ritzen dringt, ſo gießt man den Todten Queckſilber in den Mund, damit es ſeine Eingeweide verzehren ſoll. Die reichſten Siamer legt man in bleyerne Saͤrge, und vergoldet ſie gleichfalls. Hernach ſtellt man den Sarg aus Ehrerbietung auf etwas Erhabenes, und erwartet die Ankunft des Hausherrn, im Falle er abweſend ſeyn ſollte, oder man macht unterdeſſen zur Abreiſe Anſtal- ten. Man ſtellt brennende Wachslichter herein und raͤuchert. Beym Anbruch der Nacht er- ſcheint eine gewiſſe Anzahl von Talapoinen, die ſich an die Wand ſtellen, und Geſaͤnge anſtim- men. Fuͤr dieſe Muͤhe giebt man ihnen zu eſſen. Ihre Geſaͤnge handeln von der Tugend, und zeigen dem Verſtorbenen die Straße nach dem Himmel. – – Die Anverwandten waͤh- len eine bequeme Stelle auf dem Felde, um dem Verſtorbenen die letzte Ehre zu erweiſen, welche darinn beſteht, daß ſie die Leiche mit vielem Gepraͤnge verbrennen. Man erwaͤhlt gerne ei- ne ſolche Stelle nahe bey einem Tempel, dem der Verſtorbene oder ſeine Vorfahren erbaut haben. Sie wird mit Bambus umzaͤumt, und dabey allerley Zierrathen aus der Baukunſt an- gebracht. Naͤchſt dem ziert man das Gehaͤge mit gemahlten oder vergoldetem Papiere, das man wie Haͤuſer, Thiere u. ſ. w. ausſchneidet. Mitten im Gehaͤge ſteht der Scheiterhaufen, wozu man wohlriechendes Holz nimmt. Die
groͤßeſte
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als die chineſiſchen, und alſo der Geruch des
todten Koͤrpers durch die Ritzen dringt, ſo
gießt man den Todten Queckſilber in den Mund,
damit es ſeine Eingeweide verzehren ſoll. Die
reichſten Siamer legt man in bleyerne Saͤrge,
und vergoldet ſie gleichfalls. Hernach ſtellt
man den Sarg aus Ehrerbietung auf etwas
Erhabenes, und erwartet die Ankunft des
Hausherrn, im Falle er abweſend ſeyn ſollte,
oder man macht unterdeſſen zur Abreiſe Anſtal-
ten. Man ſtellt brennende Wachslichter herein
und raͤuchert. Beym Anbruch der Nacht er-
ſcheint eine gewiſſe Anzahl von Talapoinen, die
ſich an die Wand ſtellen, und Geſaͤnge anſtim-
men. Fuͤr dieſe Muͤhe giebt man ihnen zu
eſſen. Ihre Geſaͤnge handeln von der Tugend,
und zeigen dem Verſtorbenen die Straße nach
dem Himmel. – – Die Anverwandten waͤh-
len eine bequeme Stelle auf dem Felde, um dem
Verſtorbenen die letzte Ehre zu erweiſen, welche
darinn beſteht, daß ſie die Leiche mit vielem
Gepraͤnge verbrennen. Man erwaͤhlt gerne ei-
ne ſolche Stelle nahe bey einem Tempel, dem
der Verſtorbene oder ſeine Vorfahren erbaut
haben. Sie wird mit Bambus umzaͤumt, und
dabey allerley Zierrathen aus der Baukunſt an-
gebracht. Naͤchſt dem ziert man das Gehaͤge
mit gemahlten oder vergoldetem Papiere, das
man wie Haͤuſer, Thiere u. ſ. w. ausſchneidet.
Mitten im Gehaͤge ſteht der Scheiterhaufen,
wozu man wohlriechendes Holz nimmt. Die
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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