empfangene Geld, noch der Käufer die Waare zählt, im Falle sie aus vielen Stücken besteht. Die Marktzeit ist von fünf Uhr des Abends, bis um acht oder neun Uhr.
Die Siamer gebrauchen keine Ellen, weil sie den Catun stückweise kaufen. Man muß sehr arm seyn, wenn man nach Ellenbogenwei- se kauft. Und nur für diese armen Leute ist kein anderes Maaß, als der Ellbogen gebräuch- lich. -- Gleichwohl haben sie ihre Klafter, welche nur um einen Zoll kleiner ist, als eine französische Trise. Sie gebrauchen dieselbe bey dem Bauen, bey Ausmessung der Felder und sonderlich der Kanäle und Heerstraßen, worauf der König reiset. Sie sind aber nicht sehr ge- nau eingerichtet. -- Eben so wenig sind ihre Gewichte genau eingerichtet. Man nennt es überhaupt Ding. Das richtigste und einzige genaue Gewicht, dessen man sich im Königreiche bedient, sind Geldstücke, ungeachtet das Geld im Siamischen oft zu leicht und so gar falsch ist. Daher heissen die kleinen Gewichte so wie die Münzsorten.
Alle siamischen Silbermünzen haben einerley Gestalt und Gepräge, nur aber verschiedene Größen. Sie gleichen an Gestalt einer kleinen Walze. Das Verhältniß der Münze gegen die unsrige, ist folgendes. Ein Tical wiegt zwar nur einen halben Thaler, gilt aber doch etwas mehr. -- Gold und Kupfermünzen haben sie nicht. Das Gold ist in Siam Kaufmannsgut,
und
empfangene Geld, noch der Kaͤufer die Waare zaͤhlt, im Falle ſie aus vielen Stuͤcken beſteht. Die Marktzeit iſt von fuͤnf Uhr des Abends, bis um acht oder neun Uhr.
Die Siamer gebrauchen keine Ellen, weil ſie den Catun ſtuͤckweiſe kaufen. Man muß ſehr arm ſeyn, wenn man nach Ellenbogenwei- ſe kauft. Und nur fuͤr dieſe armen Leute iſt kein anderes Maaß, als der Ellbogen gebraͤuch- lich. — Gleichwohl haben ſie ihre Klafter, welche nur um einen Zoll kleiner iſt, als eine franzoͤſiſche Triſe. Sie gebrauchen dieſelbe bey dem Bauen, bey Ausmeſſung der Felder und ſonderlich der Kanaͤle und Heerſtraßen, worauf der Koͤnig reiſet. Sie ſind aber nicht ſehr ge- nau eingerichtet. — Eben ſo wenig ſind ihre Gewichte genau eingerichtet. Man nennt es uͤberhaupt Ding. Das richtigſte und einzige genaue Gewicht, deſſen man ſich im Koͤnigreiche bedient, ſind Geldſtuͤcke, ungeachtet das Geld im Siamiſchen oft zu leicht und ſo gar falſch iſt. Daher heiſſen die kleinen Gewichte ſo wie die Muͤnzſorten.
Alle ſiamiſchen Silbermuͤnzen haben einerley Geſtalt und Gepraͤge, nur aber verſchiedene Groͤßen. Sie gleichen an Geſtalt einer kleinen Walze. Das Verhaͤltniß der Muͤnze gegen die unſrige, iſt folgendes. Ein Tical wiegt zwar nur einen halben Thaler, gilt aber doch etwas mehr. — Gold und Kupfermuͤnzen haben ſie nicht. Das Gold iſt in Siam Kaufmannsgut,
und
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empfangene Geld, noch der Kaͤufer die Waare
zaͤhlt, im Falle ſie aus vielen Stuͤcken beſteht.
Die Marktzeit iſt von fuͤnf Uhr des Abends,
bis um acht oder neun Uhr.
Die Siamer gebrauchen keine Ellen, weil
ſie den Catun ſtuͤckweiſe kaufen. Man muß
ſehr arm ſeyn, wenn man nach Ellenbogenwei-
ſe kauft. Und nur fuͤr dieſe armen Leute iſt
kein anderes Maaß, als der Ellbogen gebraͤuch-
lich. — Gleichwohl haben ſie ihre Klafter,
welche nur um einen Zoll kleiner iſt, als eine
franzoͤſiſche Triſe. Sie gebrauchen dieſelbe bey
dem Bauen, bey Ausmeſſung der Felder und
ſonderlich der Kanaͤle und Heerſtraßen, worauf
der Koͤnig reiſet. Sie ſind aber nicht ſehr ge-
nau eingerichtet. — Eben ſo wenig ſind ihre
Gewichte genau eingerichtet. Man nennt es
uͤberhaupt Ding. Das richtigſte und einzige
genaue Gewicht, deſſen man ſich im Koͤnigreiche
bedient, ſind Geldſtuͤcke, ungeachtet das Geld
im Siamiſchen oft zu leicht und ſo gar falſch
iſt. Daher heiſſen die kleinen Gewichte ſo wie
die Muͤnzſorten.
Alle ſiamiſchen Silbermuͤnzen haben einerley
Geſtalt und Gepraͤge, nur aber verſchiedene
Groͤßen. Sie gleichen an Geſtalt einer kleinen
Walze. Das Verhaͤltniß der Muͤnze gegen die
unſrige, iſt folgendes. Ein Tical wiegt zwar
nur einen halben Thaler, gilt aber doch etwas
mehr. — Gold und Kupfermuͤnzen haben ſie
nicht. Das Gold iſt in Siam Kaufmannsgut,
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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