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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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nem einzigen Ueberlaufe, und etwa sechzig
Mann Ruderknechten besetzt, welche alle ge-
borne Siamer sind, und die diese Fohndienste
zu thun schuldig sind. Ein jeder hat sein Ru-
der, das er stehend gebrauchen muß, weil er in
einer andern Stellung, wegen Kürze desselbi-
gen, das Wasser nicht erreichen würde. Diese
Fahrzeuge entfernen sich niemals von den Kü-
sten des siamischen Meerbusens, und kreuzen
nur um dieselbe herum. --



Fünftes Kapitel.

Von der Religion der Siamer.

Die Religion der Siamer ist ein Gewebe von
lächerlichen und thörichten Fabeln, wel-
che man aus Unwissenheit und Vorurtheil als
heilig ansieht. Von der Gottheit hat dieses
Volk keine vernünftige Begriffe. Es denkt
sich dieselbe als ein Wesen, das aus Geist und
Leib zusammengesetzt ist, und eignet demselben
weder Allmacht, noch ewige Dauer, noch un-
endliche Weisheit zu. -- Der Gott der Sia-
mer ist sterblich; ein anderer Gott folgt nach
ihm, und dieser wird wieder durch einen Nach-
folger ersetzt, der in die Rechte des vorigen
tritt, und an seiner Statt die Welt regiert.

Ein

nem einzigen Ueberlaufe, und etwa ſechzig
Mann Ruderknechten beſetzt, welche alle ge-
borne Siamer ſind, und die dieſe Fohndienſte
zu thun ſchuldig ſind. Ein jeder hat ſein Ru-
der, das er ſtehend gebrauchen muß, weil er in
einer andern Stellung, wegen Kuͤrze deſſelbi-
gen, das Waſſer nicht erreichen wuͤrde. Dieſe
Fahrzeuge entfernen ſich niemals von den Kuͤ-
ſten des ſiamiſchen Meerbuſens, und kreuzen
nur um dieſelbe herum. —



Fuͤnftes Kapitel.

Von der Religion der Siamer.

Die Religion der Siamer iſt ein Gewebe von
laͤcherlichen und thoͤrichten Fabeln, wel-
che man aus Unwiſſenheit und Vorurtheil als
heilig anſieht. Von der Gottheit hat dieſes
Volk keine vernuͤnftige Begriffe. Es denkt
ſich dieſelbe als ein Weſen, das aus Geiſt und
Leib zuſammengeſetzt iſt, und eignet demſelben
weder Allmacht, noch ewige Dauer, noch un-
endliche Weisheit zu. — Der Gott der Sia-
mer iſt ſterblich; ein anderer Gott folgt nach
ihm, und dieſer wird wieder durch einen Nach-
folger erſetzt, der in die Rechte des vorigen
tritt, und an ſeiner Statt die Welt regiert.

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[340/0366] nem einzigen Ueberlaufe, und etwa ſechzig Mann Ruderknechten beſetzt, welche alle ge- borne Siamer ſind, und die dieſe Fohndienſte zu thun ſchuldig ſind. Ein jeder hat ſein Ru- der, das er ſtehend gebrauchen muß, weil er in einer andern Stellung, wegen Kuͤrze deſſelbi- gen, das Waſſer nicht erreichen wuͤrde. Dieſe Fahrzeuge entfernen ſich niemals von den Kuͤ- ſten des ſiamiſchen Meerbuſens, und kreuzen nur um dieſelbe herum. — Fuͤnftes Kapitel. Von der Religion der Siamer. Die Religion der Siamer iſt ein Gewebe von laͤcherlichen und thoͤrichten Fabeln, wel- che man aus Unwiſſenheit und Vorurtheil als heilig anſieht. Von der Gottheit hat dieſes Volk keine vernuͤnftige Begriffe. Es denkt ſich dieſelbe als ein Weſen, das aus Geiſt und Leib zuſammengeſetzt iſt, und eignet demſelben weder Allmacht, noch ewige Dauer, noch un- endliche Weisheit zu. — Der Gott der Sia- mer iſt ſterblich; ein anderer Gott folgt nach ihm, und dieſer wird wieder durch einen Nach- folger erſetzt, der in die Rechte des vorigen tritt, und an ſeiner Statt die Welt regiert. Ein

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/366>, abgerufen am 22.11.2024.