daß sein Tod unvermeidlich ist, an das Ufer eines Flusses, setzen zuförderst seine Füße ins Wasser, und lassen ihn nachgehens bis an die Kehle herunter fallen. Wenn sie sehen, daß er sterben will, so lassen sie ihn ganz unter das Wasser sinken, erheben ein gewaltiges Geschrey, und klatschen dabey mit ihren Händen. Diese Begräbnißart ist sehr unmenschlich; sie führen aber folgenden Grund dafür an: "damit die Seele bey Verlassung des Leibes von allen den Unreinigkeiten möchte abgewaschen werden, die sie vielleicht während ihres Aufenthalts in den- selben angenommen.
Seitdem man die Gesetze wegen Verbren- nung der Todten gemacht hat, scheint es zur Mode geworden zu seyn, daß die Wittwen dem Leichnam ihres Mannes in dem Begräbnißfeuer Gesellschaft leisten. Diejenigen, welche von den Verstorbenen beschlafen worden, heyrathen nicht zum zweytenmale. Weil sie aber ihre Haare abschneiden, und den Rest ihres Lebens als verachtete Geschöpfe hinbringen müssen, so verbrennen sie sich lieber, sowohl um dieser Be- schimpfung zu entgehen, als auch aus Liebe gegen ihre Männer. Ueberhaupt aber wird hierzu nie- mand gezwungen, ausgenommen, wenn ein vornehmer Herr stirbt. Alsdann nöthigt man seine Weiber, sich zu verbrennen, blos um das Begräbniß dadurch zu zieren. Zuweilen macht es die Frau mit ihrem Manne aus, ihm auf
dem
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daß ſein Tod unvermeidlich iſt, an das Ufer eines Fluſſes, ſetzen zufoͤrderſt ſeine Fuͤße ins Waſſer, und laſſen ihn nachgehens bis an die Kehle herunter fallen. Wenn ſie ſehen, daß er ſterben will, ſo laſſen ſie ihn ganz unter das Waſſer ſinken, erheben ein gewaltiges Geſchrey, und klatſchen dabey mit ihren Haͤnden. Dieſe Begraͤbnißart iſt ſehr unmenſchlich; ſie fuͤhren aber folgenden Grund dafuͤr an: „damit die Seele bey Verlaſſung des Leibes von allen den Unreinigkeiten moͤchte abgewaſchen werden, die ſie vielleicht waͤhrend ihres Aufenthalts in den- ſelben angenommen.
Seitdem man die Geſetze wegen Verbren- nung der Todten gemacht hat, ſcheint es zur Mode geworden zu ſeyn, daß die Wittwen dem Leichnam ihres Mannes in dem Begraͤbnißfeuer Geſellſchaft leiſten. Diejenigen, welche von den Verſtorbenen beſchlafen worden, heyrathen nicht zum zweytenmale. Weil ſie aber ihre Haare abſchneiden, und den Reſt ihres Lebens als verachtete Geſchoͤpfe hinbringen muͤſſen, ſo verbrennen ſie ſich lieber, ſowohl um dieſer Be- ſchimpfung zu entgehen, als auch aus Liebe gegen ihre Maͤnner. Ueberhaupt aber wird hierzu nie- mand gezwungen, ausgenommen, wenn ein vornehmer Herr ſtirbt. Alsdann noͤthigt man ſeine Weiber, ſich zu verbrennen, blos um das Begraͤbniß dadurch zu zieren. Zuweilen macht es die Frau mit ihrem Manne aus, ihm auf
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daß ſein Tod unvermeidlich iſt, an das Ufer
eines Fluſſes, ſetzen zufoͤrderſt ſeine Fuͤße ins
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Kehle herunter fallen. Wenn ſie ſehen, daß
er ſterben will, ſo laſſen ſie ihn ganz unter das
Waſſer ſinken, erheben ein gewaltiges Geſchrey,
und klatſchen dabey mit ihren Haͤnden. Dieſe
Begraͤbnißart iſt ſehr unmenſchlich; ſie fuͤhren
aber folgenden Grund dafuͤr an: „damit die
Seele bey Verlaſſung des Leibes von allen den
Unreinigkeiten moͤchte abgewaſchen werden, die
ſie vielleicht waͤhrend ihres Aufenthalts in den-
ſelben angenommen.
Seitdem man die Geſetze wegen Verbren-
nung der Todten gemacht hat, ſcheint es zur
Mode geworden zu ſeyn, daß die Wittwen dem
Leichnam ihres Mannes in dem Begraͤbnißfeuer
Geſellſchaft leiſten. Diejenigen, welche von
den Verſtorbenen beſchlafen worden, heyrathen
nicht zum zweytenmale. Weil ſie aber ihre
Haare abſchneiden, und den Reſt ihres Lebens
als verachtete Geſchoͤpfe hinbringen muͤſſen,
ſo verbrennen ſie ſich lieber, ſowohl um dieſer Be-
ſchimpfung zu entgehen, als auch aus Liebe gegen
ihre Maͤnner. Ueberhaupt aber wird hierzu nie-
mand gezwungen, ausgenommen, wenn ein
vornehmer Herr ſtirbt. Alsdann noͤthigt man
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/417>, abgerufen am 22.11.2024.
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