wird, und das Recht hat mit ihrem Manne zu speisen. Die andern aber, sind eigentlich wei- ter nichts als Beyschläferinnen, die zugleich gehalten sind, der rechtmäßigen Frau aufzu- warten *). Ueber diese Eoncubinen hat der Mann eine fast unumschränkte Herrschaft. Er darf sie nach Belieben, wenn sie ihm nicht län- ger anstehen, fortjagen, ohne die geringste Re- chenschaft von seinem Verfahren ablegen zu dürfen. Geben sie ihm auch nur die geringste Ursache zur Eifersucht; so kann er sie hinrichten laßen. Ohne alle Widerrede aber müssen sie eines harten Todes sterben, wenn sie wirklich in Untreue ergriffen werden.
Das Brautpaar holt man gewöhnlich des Morgens ganz früh ab, und ein jedes von ihnen, wird auf einen besondern Wagen gesetzt, wel- cher von Pferden oder Ochsen gezogen wird. Man führt sie aus der Stadt unter dem Klange verschiedener Instrumente auf einen Hügel, auf den die Cerimonie vor sich gehen soll. Der Kutsche des Bräutigams folgen verschiedene Wagen mit den Kleidern, dem Hausgeräth und andern Sachen, die für die Braut bestimmt sind. Sobald die Braut am Fuß des Hügels angekommen ist; so steigt sie aus ihrem Wagen heraus; dieß thut auch der Bräutigam: aber
beyde
*) Die Kinder, die mit den Beyschläferinnen ge- zeugt werden, haben an der väterlichen Erb- schaft einen kleinen Antheil.
wird, und das Recht hat mit ihrem Manne zu ſpeiſen. Die andern aber, ſind eigentlich wei- ter nichts als Beyſchlaͤferinnen, die zugleich gehalten ſind, der rechtmaͤßigen Frau aufzu- warten *). Ueber dieſe Eoncubinen hat der Mann eine faſt unumſchraͤnkte Herrſchaft. Er darf ſie nach Belieben, wenn ſie ihm nicht laͤn- ger anſtehen, fortjagen, ohne die geringſte Re- chenſchaft von ſeinem Verfahren ablegen zu duͤrfen. Geben ſie ihm auch nur die geringſte Urſache zur Eiferſucht; ſo kann er ſie hinrichten laßen. Ohne alle Widerrede aber muͤſſen ſie eines harten Todes ſterben, wenn ſie wirklich in Untreue ergriffen werden.
Das Brautpaar holt man gewoͤhnlich des Morgens ganz fruͤh ab, und ein jedes von ihnen, wird auf einen beſondern Wagen geſetzt, wel- cher von Pferden oder Ochſen gezogen wird. Man fuͤhrt ſie aus der Stadt unter dem Klange verſchiedener Inſtrumente auf einen Huͤgel, auf den die Cerimonie vor ſich gehen ſoll. Der Kutſche des Braͤutigams folgen verſchiedene Wagen mit den Kleidern, dem Hausgeraͤth und andern Sachen, die fuͤr die Braut beſtimmt ſind. Sobald die Braut am Fuß des Huͤgels angekommen iſt; ſo ſteigt ſie aus ihrem Wagen heraus; dieß thut auch der Braͤutigam: aber
beyde
*) Die Kinder, die mit den Beyſchlaͤferinnen ge- zeugt werden, haben an der vaͤterlichen Erb- ſchaft einen kleinen Antheil.
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wird, und das Recht hat mit ihrem Manne zu
ſpeiſen. Die andern aber, ſind eigentlich wei-
ter nichts als Beyſchlaͤferinnen, die zugleich
gehalten ſind, der rechtmaͤßigen Frau aufzu-
warten *). Ueber dieſe Eoncubinen hat der
Mann eine faſt unumſchraͤnkte Herrſchaft. Er
darf ſie nach Belieben, wenn ſie ihm nicht laͤn-
ger anſtehen, fortjagen, ohne die geringſte Re-
chenſchaft von ſeinem Verfahren ablegen zu
duͤrfen. Geben ſie ihm auch nur die geringſte
Urſache zur Eiferſucht; ſo kann er ſie hinrichten
laßen. Ohne alle Widerrede aber muͤſſen ſie
eines harten Todes ſterben, wenn ſie wirklich in
Untreue ergriffen werden.
Das Brautpaar holt man gewoͤhnlich des
Morgens ganz fruͤh ab, und ein jedes von ihnen,
wird auf einen beſondern Wagen geſetzt, wel-
cher von Pferden oder Ochſen gezogen wird.
Man fuͤhrt ſie aus der Stadt unter dem Klange
verſchiedener Inſtrumente auf einen Huͤgel, auf
den die Cerimonie vor ſich gehen ſoll. Der
Kutſche des Braͤutigams folgen verſchiedene
Wagen mit den Kleidern, dem Hausgeraͤth und
andern Sachen, die fuͤr die Braut beſtimmt
ſind. Sobald die Braut am Fuß des Huͤgels
angekommen iſt; ſo ſteigt ſie aus ihrem Wagen
heraus; dieß thut auch der Braͤutigam: aber
beyde
*) Die Kinder, die mit den Beyſchlaͤferinnen ge-
zeugt werden, haben an der vaͤterlichen Erb-
ſchaft einen kleinen Antheil.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/71>, abgerufen am 21.11.2024.
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