den, die Bonzen und Anverwandten dazu ein- zuladen. Die esten müssen sie für ihre Mühe und Arbeit hinlänglich bezahlen, und den letz- tern, nach ihrem Vermögen, eine Mahlzeit an- fertigen. -- Die Armen pflegen auch ihre Ver- storbenen gemeiniglich zu begraben und nicht zu verbrennen, woraus man also folgern kann, daß das Verbrennen keine allgemeine Gewohn- heit ist.
Viertes Kapitel.
Von der Sprache, und von den Künsten und Wissenschaften der Japaner.
Nach Kämpfers Bericht, ist die japanische Sprache, eine ursprüngliche Sprache, die von keiner andern orientalischen abstammt. Sie hat aber doch mit der chinesischen einige Aehnlichkeit. Sie bedienten sich beym Schrei- ben ehemals eben der Zeichen die in China üblich sind. Indessen hat doch das Bestreben der Ja- paner, sich von der stolzen und eifersüchtigen Nation zu unterscheiden, sehr wichtige Verän- derungen in ihrer Sprache nach sich gezogen; denn da die Chineser sich bestreben, meist einsil- bige Wörter zu gebrauchen; so haben die Japa- ner nicht nur eine weit größere Mannigfaltig-
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den, die Bonzen und Anverwandten dazu ein- zuladen. Die eſten muͤſſen ſie fuͤr ihre Muͤhe und Arbeit hinlaͤnglich bezahlen, und den letz- tern, nach ihrem Vermoͤgen, eine Mahlzeit an- fertigen. — Die Armen pflegen auch ihre Ver- ſtorbenen gemeiniglich zu begraben und nicht zu verbrennen, woraus man alſo folgern kann, daß das Verbrennen keine allgemeine Gewohn- heit iſt.
Viertes Kapitel.
Von der Sprache, und von den Kuͤnſten und Wiſſenſchaften der Japaner.
Nach Kaͤmpfers Bericht, iſt die japaniſche Sprache, eine urſpruͤngliche Sprache, die von keiner andern orientaliſchen abſtammt. Sie hat aber doch mit der chineſiſchen einige Aehnlichkeit. Sie bedienten ſich beym Schrei- ben ehemals eben der Zeichen die in China uͤblich ſind. Indeſſen hat doch das Beſtreben der Ja- paner, ſich von der ſtolzen und eiferſuͤchtigen Nation zu unterſcheiden, ſehr wichtige Veraͤn- derungen in ihrer Sprache nach ſich gezogen; denn da die Chineſer ſich beſtreben, meiſt einſil- bige Woͤrter zu gebrauchen; ſo haben die Japa- ner nicht nur eine weit groͤßere Mannigfaltig-
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den, die Bonzen und Anverwandten dazu ein-
zuladen. Die eſten muͤſſen ſie fuͤr ihre Muͤhe
und Arbeit hinlaͤnglich bezahlen, und den letz-
tern, nach ihrem Vermoͤgen, eine Mahlzeit an-
fertigen. — Die Armen pflegen auch ihre Ver-
ſtorbenen gemeiniglich zu begraben und nicht zu
verbrennen, woraus man alſo folgern kann,
daß das Verbrennen keine allgemeine Gewohn-
heit iſt.
Viertes Kapitel.
Von der Sprache, und von den Kuͤnſten
und Wiſſenſchaften der Japaner.
Nach Kaͤmpfers Bericht, iſt die japaniſche
Sprache, eine urſpruͤngliche Sprache,
die von keiner andern orientaliſchen abſtammt.
Sie hat aber doch mit der chineſiſchen einige
Aehnlichkeit. Sie bedienten ſich beym Schrei-
ben ehemals eben der Zeichen die in China uͤblich
ſind. Indeſſen hat doch das Beſtreben der Ja-
paner, ſich von der ſtolzen und eiferſuͤchtigen
Nation zu unterſcheiden, ſehr wichtige Veraͤn-
derungen in ihrer Sprache nach ſich gezogen;
denn da die Chineſer ſich beſtreben, meiſt einſil-
bige Woͤrter zu gebrauchen; ſo haben die Japa-
ner nicht nur eine weit groͤßere Mannigfaltig-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/81>, abgerufen am 21.11.2024.
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