Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. VI. Cap. schloß auch endlich, den Pfahl mit den Händenlos zu graben, denn er stund tieff im Sande, und wolte aus selbigen die Nägel ausziehen; als ich dis bey mir bedachte, trat ich hinter den Stock, und wolte nach selbigen sehen, und in- dem ich nach die Nägel und den Pfahl von hin- ten sahe, wurde ich eines Briefgens und einer zinnern Platte gewahr, welche daran genagelt waren; und stund auf der Platte: Henrich, gra- be hinter diesen Stock. Dis setzte mich noch mehr als der erstgefundene Stock in Verwun- derung, und es lieff mir ein rechter Schauer über den Leib, meine Haare kräusten sich, ich wurde halb ohnmächtig, und furchte mich sehr, ich bebte, und wuste nicht warum. Jch satzte mich wieder nieder gegen den Pfahl, Jch rieff laut auf: Ach du grosser GOtt, Jch H 5
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap. ſchloß auch endlich, den Pfahl mit den Haͤndenlos zu graben, denn er ſtund tieff im Sande, und wolte aus ſelbigen die Naͤgel ausziehen; als ich dis bey mir bedachte, trat ich hinter den Stock, und wolte nach ſelbigen ſehen, und in- dem ich nach die Naͤgel und den Pfahl von hin- ten ſahe, wurde ich eines Briefgens und einer zinnern Platte gewahr, welche daran genagelt waren; und ſtund auf der Platte: Henrich, gra- be hinter dieſen Stock. Dis ſetzte mich noch mehr als der erſtgefundene Stock in Verwun- derung, und es lieff mir ein rechter Schauer uͤber den Leib, meine Haare kraͤuſten ſich, ich wurde halb ohnmaͤchtig, und furchte mich ſehr, ich bebte, und wuſte nicht warum. Jch ſatzte mich wieder nieder gegen den Pfahl, Jch rieff laut auf: Ach du groſſer GOtt, Jch H 5
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
ſchloß auch endlich, den Pfahl mit den Haͤnden
los zu graben, denn er ſtund tieff im Sande,
und wolte aus ſelbigen die Naͤgel ausziehen; als
ich dis bey mir bedachte, trat ich hinter den
Stock, und wolte nach ſelbigen ſehen, und in-
dem ich nach die Naͤgel und den Pfahl von hin-
ten ſahe, wurde ich eines Briefgens und einer
zinnern Platte gewahr, welche daran genagelt
waren; und ſtund auf der Platte: Henrich, gra-
be hinter dieſen Stock. Dis ſetzte mich noch
mehr als der erſtgefundene Stock in Verwun-
derung, und es lieff mir ein rechter Schauer uͤber
den Leib, meine Haare kraͤuſten ſich, ich wurde
halb ohnmaͤchtig, und furchte mich ſehr, ich
bebte, und wuſte nicht warum.
Jch ſatzte mich wieder nieder gegen den Pfahl,
bis ich wieder zu mir ſelbſt kam. Hierauf
nahm ich meinen hoͤltzernen Spieß, fieng an in
dem Sand zu graben, und fand etwa eine
Klaffter hinter den Stock etwas hartes. Jch
fieng mit meinen Haͤnden an zu graben, bis ich
auf ein Brett gekommen; wie ich dergeſtalt
fortarbeitete, ſahe ich, daß es meine Schiff-
Kiſte war.
Jch rieff laut auf: Ach du groſſer GOtt,
ich dancke dir, mein GOtt, hilff mir doch
auch ferner. Jch heulte vor Freuden, und
mit lauter Weinen grub ich meine Kiſte vollends
heraus. Auf dem Deckel war eine Matte ge-
legt, und um den Schluͤſſel, ſo in dem Schloß
ſtack, war ein Tuch gebunden, damit der Sand
das Schloß nicht beſchaͤdigen ſolte.
Jch
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