Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.2. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reisefahrt. rung an abgelegene Ort ergehen/ und geschehenChristuswird war- haftig vom Satan in der Lufft herum ge- führet. können/ gibt uns zu gläuben und zu bedencken 1. hier das Exempel Christi/ der von dem Teuffel leibhafftig auff die Zinne des Tempels/ und auf den hohen Berg geführet worden. Denn daß etliche fürgeben/ es sey nur ein Traum oder in einer tieffen Einbildung geschehen/ ist dem Context gantz zuwider: der Teuffel begehret ja von Christo/ er sol sich herunter lassen von der Zinnen des Tempels/ und einen Sprung in die Lufft thun/ darauff Christus antwortet: er wol- le Gott seinen Herrn nicht versuchen. Das kan im Traum und Einbildung nicht geschehen seyn; denn wo einem träumet/ als springe oder flöhe er/ so ist das keine Versuchung GOttes. Und noch ferner melden die H. Evangelisten/ daß er ihn von dannen auff einen sehr hohen Berg geführet. Verwundern müssen wir uns zwar über der tieffen Demuht des HErrn/ so wol auch über der grossen Künheit des Ver- suchers/ aber der Text ist klärlich vor Augen und Händen/ die Vrsachen sind angezogen; und so es dem HErrn Christo geschehen/ wie solte es an andern Menschen und an des Teuffels Bundgenossen nicht müglich und practicir- lich seyn. So ist auch bekant die Historia mit dem Habacuc/ und könte auch sonsten mit vie- len andern Exempeln bewehret werden. Ei- nes nur und des andern zu gedencken: Gril- landus schreibet von einem vornehmen Mann/ wel-
2. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt. rung an abgelegene Ort ergehen/ und geſchehenChriſtuswird war- haftig vom Satan in der Lufft herum ge- fuͤhret. koͤnnen/ gibt uns zu glaͤuben und zu bedencken 1. hier das Exempel Chriſti/ der von dem Teuffel leibhafftig auff die Zinne des Tempels/ und auf den hohen Berg gefuͤhret worden. Denn daß etliche fuͤrgeben/ es ſey nur ein Traum oder in einer tieffen Einbildung geſchehen/ iſt dem Context gantz zuwider: der Teuffel begehret ja von Chriſto/ er ſol ſich herunter laſſen von der Zinnen des Tempels/ und einen Sprung in die Lufft thun/ darauff Chriſtus antwortet: er wol- le Gott ſeinen Herrn nicht verſuchen. Das kan im Traum und Einbildung nicht geſchehen ſeyn; denn wo einem traͤumet/ als ſpringe oder floͤhe er/ ſo iſt das keine Verſuchung GOttes. Und noch ferner melden die H. Evangeliſten/ daß er ihn von dannen auff einen ſehr hohen Berg gefuͤhret. Verwundern muͤſſen wir uns zwar uͤber der tieffen Demuht des HErrn/ ſo wol auch uͤber der groſſen Kuͤnheit des Ver- ſuchers/ aber der Text iſt klaͤrlich vor Augen und Haͤnden/ die Vrſachen ſind angezogen; und ſo es dem HErrn Chriſto geſchehen/ wie ſolte es an andern Menſchẽ uñ an des Teuffels Bundgenoſſen nicht muͤglich und practicir- lich ſeyn. So iſt auch bekant die Hiſtoria mit dem Habacuc/ und koͤnte auch ſonſten mit vie- len andern Exempeln bewehret werden. Ei- nes nur und des andern zu gedencken: Gril- landus ſchreibet von einem vornehmen Mann/ wel-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0227" n="203"/><fw place="top" type="header">2. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.</fw><lb/> rung an abgelegene Ort ergehen/ und geſchehen<note place="right">Chriſtus<lb/> wird war-<lb/> haftig vom<lb/> Satan in<lb/> der Lufft<lb/> herum ge-<lb/> fuͤhret.<lb/></note><lb/> koͤnnen/ gibt uns zu glaͤuben und zu bedencken<lb/> 1. hier das Exempel Chriſti/ der von dem Teuffel<lb/> leibhafftig auff die Zinne des Tempels/ und auf<lb/> den hohen Berg gefuͤhret worden. Denn daß<lb/> etliche fuͤrgeben/ es ſey nur ein Traum oder in<lb/> einer tieffen Einbildung geſchehen/ iſt dem<lb/><hi rendition="#aq">Context</hi> gantz zuwider: der Teuffel begehret ja<lb/> von Chriſto/ er ſol ſich herunter laſſen von der<lb/> Zinnen des Tempels/ und einen Sprung in die<lb/> Lufft thun/ darauff Chriſtus antwortet: er wol-<lb/> le Gott ſeinen Herrn nicht verſuchen. Das kan<lb/> im Traum und Einbildung nicht geſchehen<lb/> ſeyn; denn wo einem traͤumet/ als ſpringe oder<lb/> floͤhe er/ ſo iſt das keine Verſuchung GOttes.<lb/><hi rendition="#aq">U</hi>nd noch ferner melden die H. Evangeliſten/<lb/> daß er ihn von dannen auff einen ſehr hohen<lb/> Berg gefuͤhret. Verwundern muͤſſen wir<lb/> uns zwar uͤber der tieffen Demuht des HErrn/<lb/> ſo wol auch uͤber der groſſen Kuͤnheit des Ver-<lb/> ſuchers/ aber der Text iſt klaͤrlich vor Augen<lb/> und Haͤnden/ die Vrſachen ſind angezogen;<lb/> und ſo es dem HErrn Chriſto geſchehen/ wie<lb/> ſolte es an andern Menſchẽ uñ an des Teuffels<lb/> Bundgenoſſen nicht muͤglich und <hi rendition="#aq">practicir-</hi><lb/> lich ſeyn. So iſt auch bekant die Hiſtoria mit<lb/> dem Habacuc/ und koͤnte auch ſonſten mit vie-<lb/> len andern Exempeln bewehret werden. Ei-<lb/> nes nur und des andern zu gedencken: <hi rendition="#aq">Gril-<lb/> landus</hi> ſchreibet von einem vornehmen Mann/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0227]
2. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.
rung an abgelegene Ort ergehen/ und geſchehen
koͤnnen/ gibt uns zu glaͤuben und zu bedencken
1. hier das Exempel Chriſti/ der von dem Teuffel
leibhafftig auff die Zinne des Tempels/ und auf
den hohen Berg gefuͤhret worden. Denn daß
etliche fuͤrgeben/ es ſey nur ein Traum oder in
einer tieffen Einbildung geſchehen/ iſt dem
Context gantz zuwider: der Teuffel begehret ja
von Chriſto/ er ſol ſich herunter laſſen von der
Zinnen des Tempels/ und einen Sprung in die
Lufft thun/ darauff Chriſtus antwortet: er wol-
le Gott ſeinen Herrn nicht verſuchen. Das kan
im Traum und Einbildung nicht geſchehen
ſeyn; denn wo einem traͤumet/ als ſpringe oder
floͤhe er/ ſo iſt das keine Verſuchung GOttes.
Und noch ferner melden die H. Evangeliſten/
daß er ihn von dannen auff einen ſehr hohen
Berg gefuͤhret. Verwundern muͤſſen wir
uns zwar uͤber der tieffen Demuht des HErrn/
ſo wol auch uͤber der groſſen Kuͤnheit des Ver-
ſuchers/ aber der Text iſt klaͤrlich vor Augen
und Haͤnden/ die Vrſachen ſind angezogen;
und ſo es dem HErrn Chriſto geſchehen/ wie
ſolte es an andern Menſchẽ uñ an des Teuffels
Bundgenoſſen nicht muͤglich und practicir-
lich ſeyn. So iſt auch bekant die Hiſtoria mit
dem Habacuc/ und koͤnte auch ſonſten mit vie-
len andern Exempeln bewehret werden. Ei-
nes nur und des andern zu gedencken: Gril-
landus ſchreibet von einem vornehmen Mann/
wel-
Chriſtus
wird war-
haftig vom
Satan in
der Lufft
herum ge-
fuͤhret.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/227 |
Zitationshilfe: | Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/227>, abgerufen am 16.02.2025. |