von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.Sie hat solch schönen Namen, Shiragiku bedeutet "weiße Chrysantheme". -- "Weiße Chrysantheme", wiederholte Indra leise. Aber Boris sprach: "Morgen und übermorgen möcht' ich ihr noch als Europäerin Yokohama, Kamakura und die ,heilige Insel' Enoshima zeigen, wo die Göttin Benten in der Felsenhöhle den Drachen zähmte, indem sie ihn heiratete. Sie begreift dann rascher den japanischen Geist. Und den Fuji muß ich ihr vorstellen, Euern Schutzgeist, den Schneeriesen." -- "Den Fuji-no-yama!" Die Brillenmiß sprach den Namen des japanischen Schönheitsberges fast so ehrfürchtig aus wie "Number nine". -- "Wo ist aber eigentlich Madame?" -- "Madame wohnt gar nicht hier, sie wohnt in ihrem Haus in Kamakura und kommt nur zweimal wöchentlich herüber, mit mir abzurechnen und nachzusehen, ob ich nichts vernachlässige." -- "So sind Sie eigentlich die Leiterin des Ganzen", rief Indra. "Haben Sie da nicht allzuviel auf Ihren Schultern? Sie müssen doch auch mit den Fremden abrechnen." -- "Es ist alles nicht so schwer, wie es scheint, und die Sie hat solch schönen Namen, Shiragiku bedeutet „weiße Chrysantheme“. — „Weiße Chrysantheme“, wiederholte Indra leise. Aber Boris sprach: „Morgen und übermorgen möcht’ ich ihr noch als Europäerin Yokohama, Kamakura und die ‚heilige Insel‘ Enoshima zeigen, wo die Göttin Benten in der Felsenhöhle den Drachen zähmte, indem sie ihn heiratete. Sie begreift dann rascher den japanischen Geist. Und den Fuji muß ich ihr vorstellen, Euern Schutzgeist, den Schneeriesen.“ — „Den Fuji-no-yama!“ Die Brillenmiß sprach den Namen des japanischen Schönheitsberges fast so ehrfürchtig aus wie „Number nine“. — „Wo ist aber eigentlich Madame?“ — „Madame wohnt gar nicht hier, sie wohnt in ihrem Haus in Kamakura und kommt nur zweimal wöchentlich herüber, mit mir abzurechnen und nachzusehen, ob ich nichts vernachlässige.“ — „So sind Sie eigentlich die Leiterin des Ganzen“, rief Indra. „Haben Sie da nicht allzuviel auf Ihren Schultern? Sie müssen doch auch mit den Fremden abrechnen.“ — „Es ist alles nicht so schwer, wie es scheint, und die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0103" n="104"/> Sie hat solch schönen Namen, Shiragiku bedeutet „weiße Chrysantheme“. — „Weiße Chrysantheme“, wiederholte Indra leise.</p> <p>Aber Boris sprach: „Morgen und übermorgen möcht’ ich ihr noch als Europäerin Yokohama, Kamakura und die ‚heilige Insel‘ Enoshima zeigen, wo die Göttin Benten in der Felsenhöhle den Drachen zähmte, indem sie ihn heiratete. Sie begreift dann rascher den japanischen Geist. Und den Fuji muß ich ihr vorstellen, Euern Schutzgeist, den Schneeriesen.“ — „Den Fuji-no-yama!“ Die Brillenmiß sprach den Namen des japanischen Schönheitsberges fast so ehrfürchtig aus wie „<hi rendition="#g">Number nine</hi>“. — „Wo ist aber eigentlich Madame?“ — „Madame wohnt gar nicht hier, sie wohnt in ihrem Haus in Kamakura und kommt nur zweimal wöchentlich herüber, mit mir abzurechnen und nachzusehen, ob ich nichts vernachlässige.“ — „So sind Sie eigentlich die Leiterin des Ganzen“, rief Indra. „Haben Sie da nicht allzuviel auf Ihren Schultern? Sie müssen doch auch mit den Fremden abrechnen.“ — „Es ist alles nicht so schwer, wie es scheint, und die </p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0103]
Sie hat solch schönen Namen, Shiragiku bedeutet „weiße Chrysantheme“. — „Weiße Chrysantheme“, wiederholte Indra leise.
Aber Boris sprach: „Morgen und übermorgen möcht’ ich ihr noch als Europäerin Yokohama, Kamakura und die ‚heilige Insel‘ Enoshima zeigen, wo die Göttin Benten in der Felsenhöhle den Drachen zähmte, indem sie ihn heiratete. Sie begreift dann rascher den japanischen Geist. Und den Fuji muß ich ihr vorstellen, Euern Schutzgeist, den Schneeriesen.“ — „Den Fuji-no-yama!“ Die Brillenmiß sprach den Namen des japanischen Schönheitsberges fast so ehrfürchtig aus wie „Number nine“. — „Wo ist aber eigentlich Madame?“ — „Madame wohnt gar nicht hier, sie wohnt in ihrem Haus in Kamakura und kommt nur zweimal wöchentlich herüber, mit mir abzurechnen und nachzusehen, ob ich nichts vernachlässige.“ — „So sind Sie eigentlich die Leiterin des Ganzen“, rief Indra. „Haben Sie da nicht allzuviel auf Ihren Schultern? Sie müssen doch auch mit den Fremden abrechnen.“ — „Es ist alles nicht so schwer, wie es scheint, und die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |