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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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werde, sonst könne ihm am Ende Satanas einen noch
viel üblern Streich vorbehalten haben. Er fixirte
mich satyrisch, mit ganz unheimlichen Augen, sah sich
wie nach Jemand um, rief dann mit einemmal:
Good bye Sir, und zog ohne Schatten wie Schlehmil
(die Sonne war freilich untergegangen) mit wahren
Siebenmeilen-Schritten über die Wiese, wo er unter
dem Hügel plötzlich verschwand. Ich cilte nun auch
von meiner Seite, mich zur Rückkehr zu rüsten, und
trabte bald dem hohen Thurme von Salisbury wie-
der zu, den schon die Dämmerung verdeckte. Kaum
war ich indeß eine Meile scharf gefahren, als der
morsche, hohe Gig zusammenbrach, und der Kutscher
wie ich selbst, ziemlich unsanft auf den Rasen gewor-
fen wurden. Der alte Gaul aber lief mit der abge-
lösten Gabel, lustig wiehernd, und in verstärkterem
Tempo der Chaussee und Stadt zu. Während wir
uns mühsam aufrichteten, hörten wir auch Pferde-
getrappel hinter uns -- es war der Fremde, der auf
einem schönen, schwarzen Roß vorbeigallopirte, und
mir lächelnd zurief: Der Teufel läßt schönstens grü-
ßen, verehrter Herr! A revoir! und damit sprengte
er, wie ein Wirbelwind, davon. Dieser Hohn war
wirklich ärgerlich. O, Sie unzeitiger Spaßmacher,
schrie ich ihm scheltend nach, helfen Sie uns lieber,
statt Ihrer Fadaisen! Aber nur das Echo seiner
Hufschläge antwortete uns durch die einbrechende
Dunkelheit. Mein Kutscher lief zwar dem entflohenen
Klepper eine Meile nach, kam aber bald unverrichte-
ter Sache zurück. Es half nichts, wir mußten uns

werde, ſonſt könne ihm am Ende Satanas einen noch
viel üblern Streich vorbehalten haben. Er fixirte
mich ſatyriſch, mit ganz unheimlichen Augen, ſah ſich
wie nach Jemand um, rief dann mit einemmal:
Good bye Sir, und zog ohne Schatten wie Schlehmil
(die Sonne war freilich untergegangen) mit wahren
Siebenmeilen-Schritten über die Wieſe, wo er unter
dem Hügel plötzlich verſchwand. Ich cilte nun auch
von meiner Seite, mich zur Rückkehr zu rüſten, und
trabte bald dem hohen Thurme von Salisbury wie-
der zu, den ſchon die Dämmerung verdeckte. Kaum
war ich indeß eine Meile ſcharf gefahren, als der
morſche, hohe Gig zuſammenbrach, und der Kutſcher
wie ich ſelbſt, ziemlich unſanft auf den Raſen gewor-
fen wurden. Der alte Gaul aber lief mit der abge-
lösten Gabel, luſtig wiehernd, und in verſtärkterem
Tempo der Chauſſee und Stadt zu. Während wir
uns mühſam aufrichteten, hörten wir auch Pferde-
getrappel hinter uns — es war der Fremde, der auf
einem ſchönen, ſchwarzen Roß vorbeigallopirte, und
mir lächelnd zurief: Der Teufel läßt ſchönſtens grü-
ßen, verehrter Herr! A revoir! und damit ſprengte
er, wie ein Wirbelwind, davon. Dieſer Hohn war
wirklich ärgerlich. O, Sie unzeitiger Spaßmacher,
ſchrie ich ihm ſcheltend nach, helfen Sie uns lieber,
ſtatt Ihrer Fadaiſen! Aber nur das Echo ſeiner
Hufſchläge antwortete uns durch die einbrechende
Dunkelheit. Mein Kutſcher lief zwar dem entflohenen
Klepper eine Meile nach, kam aber bald unverrichte-
ter Sache zurück. Es half nichts, wir mußten uns

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[292/0314] werde, ſonſt könne ihm am Ende Satanas einen noch viel üblern Streich vorbehalten haben. Er fixirte mich ſatyriſch, mit ganz unheimlichen Augen, ſah ſich wie nach Jemand um, rief dann mit einemmal: Good bye Sir, und zog ohne Schatten wie Schlehmil (die Sonne war freilich untergegangen) mit wahren Siebenmeilen-Schritten über die Wieſe, wo er unter dem Hügel plötzlich verſchwand. Ich cilte nun auch von meiner Seite, mich zur Rückkehr zu rüſten, und trabte bald dem hohen Thurme von Salisbury wie- der zu, den ſchon die Dämmerung verdeckte. Kaum war ich indeß eine Meile ſcharf gefahren, als der morſche, hohe Gig zuſammenbrach, und der Kutſcher wie ich ſelbſt, ziemlich unſanft auf den Raſen gewor- fen wurden. Der alte Gaul aber lief mit der abge- lösten Gabel, luſtig wiehernd, und in verſtärkterem Tempo der Chauſſee und Stadt zu. Während wir uns mühſam aufrichteten, hörten wir auch Pferde- getrappel hinter uns — es war der Fremde, der auf einem ſchönen, ſchwarzen Roß vorbeigallopirte, und mir lächelnd zurief: Der Teufel läßt ſchönſtens grü- ßen, verehrter Herr! A revoir! und damit ſprengte er, wie ein Wirbelwind, davon. Dieſer Hohn war wirklich ärgerlich. O, Sie unzeitiger Spaßmacher, ſchrie ich ihm ſcheltend nach, helfen Sie uns lieber, ſtatt Ihrer Fadaiſen! Aber nur das Echo ſeiner Hufſchläge antwortete uns durch die einbrechende Dunkelheit. Mein Kutſcher lief zwar dem entflohenen Klepper eine Meile nach, kam aber bald unverrichte- ter Sache zurück. Es half nichts, wir mußten uns

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/314>, abgerufen am 22.11.2024.