vietten hingelegt, vor den Hausherrn aber drei Fla- schen Wein, gewöhnlich Claret (Bordeaux-Wein) Port und Madeira aufgesetzt. Der Wirth schiebt nun diese, entweder in ihren Untersetzern oder auf einem kleinen silbernen Räderwagen, links zu seinem Nachbar. Jeder schenkt sich selbst, und, sitzt eine Dame bei ihm, auch dieser nach Verlangen ein, und so fort, bis die Runde gemacht ist, wo sie denn wieder von vorn angeht. Einige Krystallkrüge mit Eiswasser er- lauben den Fremden glücklicherweise, dem Brannte- wein, der in den englischen Weinen stark vorherrscht, einiges Gegengift beizumischen. Alle Dienerschaft ver- läßt nach aufgesetztem Dessert das Zimmer, und braucht man frischen Wein, so wird dem Haushof- meister geklingelt, der ihn allein hereinbringt. Eine Viertelstunde bleiben die Damen dann noch sitzen, denen zuweilen süßer Wein besonders servirt wird, und verlassen hierauf den Tisch. Die Herren erheben sich mit ihnen, einer derselben öffnet den Damen die Thüre, und sobald sie hinausgelassen sind, rückt man traulicher zusammen, der Wirth nimmt den Platz der Wirthin ein, und die Gespräche des täglichen Interesses beginnen, wobei der Fremde in der Regel ziemlich vergessen wird, und sich meistens mit Zuhö- ren begnügen muß. Es steht übrigens Jedem frei, den Damen zu folgen, wann er will, eine Freiheit, von der Graf B. und ich heute möglichst bald Ge- brauch machten, um so mehr, da dies jetzt sogar Mode, und das viele Trinken unfashionable wird. Deßhalb hatte auch der Dandy uns bereits devan-
vietten hingelegt, vor den Hausherrn aber drei Fla- ſchen Wein, gewöhnlich Claret (Bordeaux-Wein) Port und Madeira aufgeſetzt. Der Wirth ſchiebt nun dieſe, entweder in ihren Unterſetzern oder auf einem kleinen ſilbernen Räderwagen, links zu ſeinem Nachbar. Jeder ſchenkt ſich ſelbſt, und, ſitzt eine Dame bei ihm, auch dieſer nach Verlangen ein, und ſo fort, bis die Runde gemacht iſt, wo ſie denn wieder von vorn angeht. Einige Kryſtallkrüge mit Eiswaſſer er- lauben den Fremden glücklicherweiſe, dem Brannte- wein, der in den engliſchen Weinen ſtark vorherrſcht, einiges Gegengift beizumiſchen. Alle Dienerſchaft ver- läßt nach aufgeſetztem Deſſert das Zimmer, und braucht man friſchen Wein, ſo wird dem Haushof- meiſter geklingelt, der ihn allein hereinbringt. Eine Viertelſtunde bleiben die Damen dann noch ſitzen, denen zuweilen ſüßer Wein beſonders ſervirt wird, und verlaſſen hierauf den Tiſch. Die Herren erheben ſich mit ihnen, einer derſelben öffnet den Damen die Thüre, und ſobald ſie hinausgelaſſen ſind, rückt man traulicher zuſammen, der Wirth nimmt den Platz der Wirthin ein, und die Geſpräche des täglichen Intereſſes beginnen, wobei der Fremde in der Regel ziemlich vergeſſen wird, und ſich meiſtens mit Zuhö- ren begnügen muß. Es ſteht übrigens Jedem frei, den Damen zu folgen, wann er will, eine Freiheit, von der Graf B. und ich heute möglichſt bald Ge- brauch machten, um ſo mehr, da dies jetzt ſogar Mode, und das viele Trinken unfaſhionable wird. Deßhalb hatte auch der Dandy uns bereits devan-
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vietten hingelegt, vor den Hausherrn aber drei Fla-
ſchen Wein, gewöhnlich Claret (Bordeaux-Wein) Port
und Madeira aufgeſetzt. Der Wirth ſchiebt nun dieſe,
entweder in ihren Unterſetzern oder auf einem kleinen
ſilbernen Räderwagen, links zu ſeinem Nachbar.
Jeder ſchenkt ſich ſelbſt, und, ſitzt eine Dame bei
ihm, auch dieſer nach Verlangen ein, und ſo fort,
bis die Runde gemacht iſt, wo ſie denn wieder von
vorn angeht. Einige Kryſtallkrüge mit Eiswaſſer er-
lauben den Fremden glücklicherweiſe, dem Brannte-
wein, der in den engliſchen Weinen ſtark vorherrſcht,
einiges Gegengift beizumiſchen. Alle Dienerſchaft ver-
läßt nach aufgeſetztem Deſſert das Zimmer, und
braucht man friſchen Wein, ſo wird dem Haushof-
meiſter geklingelt, der ihn allein hereinbringt. Eine
Viertelſtunde bleiben die Damen dann noch ſitzen,
denen zuweilen ſüßer Wein beſonders ſervirt wird,
und verlaſſen hierauf den Tiſch. Die Herren erheben
ſich mit ihnen, einer derſelben öffnet den Damen die
Thüre, und ſobald ſie hinausgelaſſen ſind, rückt man
traulicher zuſammen, der Wirth nimmt den Platz
der Wirthin ein, und die Geſpräche des täglichen
Intereſſes beginnen, wobei der Fremde in der Regel
ziemlich vergeſſen wird, und ſich meiſtens mit Zuhö-
ren begnügen muß. Es ſteht übrigens Jedem frei,
den Damen zu folgen, wann er will, eine Freiheit,
von der Graf B. und ich heute möglichſt bald Ge-
brauch machten, um ſo mehr, da dies jetzt ſogar
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/128>, abgerufen am 24.11.2024.
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