harmlosen Briefe -- sie haben mehr Gnade daselbst gefunden, als Du je im Traume ge- hofft, und dürfte ich mich etwas orientalisch ausdrücken, was besser zu deiner exotischen Erscheinung paßt, so würde ich sagen: daß aus dem unansehnlichen Feuerstein der edelste Stahl einen hellleuchtenden Rubin geschla- gen, daß die Sonne das Stückchen Glas durch ihre Strahlenkraft einen Augenblick zum Brennspiegel erhoben hat -- mit einem Wort, um plan zu sprechen ....... hier ergriff ich ein schon in der Tasche bereit gehaltenes Papier, und las, wie auf der Tribüne der französischen Deputirtenkammer, den Rest meiner Rede, und die Nr. 59. der Jahr- bücher für wissenschaftliche Kritik, dem er- staunten Geiste vor *).
Dieser (ein sanft aschgrauer, also nach den Regeln der Uniformirung des Zwischen- reichs, schon beinahe halbseliger) war bei der ersten Nennung des salomonischen Na- mens etwas erblaßt, dann schnell erröthet, und hörte hierauf, ohne ein Wort zu spre- chen, dem Anschein nach tief in sich ver- sunken, andächtig zu.
*) O Eitelkeit!
harmloſen Briefe — ſie haben mehr Gnade daſelbſt gefunden, als Du je im Traume ge- hofft, und duͤrfte ich mich etwas orientaliſch ausdruͤcken, was beſſer zu deiner exotiſchen Erſcheinung paßt, ſo wuͤrde ich ſagen: daß aus dem unanſehnlichen Feuerſtein der edelſte Stahl einen hellleuchtenden Rubin geſchla- gen, daß die Sonne das Stuͤckchen Glas durch ihre Strahlenkraft einen Augenblick zum Brennſpiegel erhoben hat — mit einem Wort, um plan zu ſprechen ....... hier ergriff ich ein ſchon in der Taſche bereit gehaltenes Papier, und las, wie auf der Tribuͤne der franzoͤſiſchen Deputirtenkammer, den Reſt meiner Rede, und die Nr. 59. der Jahr- buͤcher fuͤr wiſſenſchaftliche Kritik, dem er- ſtaunten Geiſte vor *).
Dieſer (ein ſanft aſchgrauer, alſo nach den Regeln der Uniformirung des Zwiſchen- reichs, ſchon beinahe halbſeliger) war bei der erſten Nennung des ſalomoniſchen Na- mens etwas erblaßt, dann ſchnell erroͤthet, und hoͤrte hierauf, ohne ein Wort zu ſpre- chen, dem Anſchein nach tief in ſich ver- ſunken, andaͤchtig zu.
*) O Eitelkeit!
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0020"n="XII"/>
harmloſen Briefe —ſie haben mehr Gnade<lb/>
daſelbſt gefunden, als Du je im Traume ge-<lb/>
hofft, und duͤrfte ich mich etwas orientaliſch<lb/>
ausdruͤcken, was beſſer zu deiner exotiſchen<lb/>
Erſcheinung paßt, ſo wuͤrde ich ſagen: daß<lb/>
aus dem unanſehnlichen Feuerſtein der edelſte<lb/>
Stahl einen hellleuchtenden Rubin geſchla-<lb/>
gen, daß die Sonne das Stuͤckchen Glas<lb/>
durch ihre Strahlenkraft einen Augenblick zum<lb/>
Brennſpiegel erhoben hat — mit einem Wort,<lb/>
um plan zu ſprechen ....... hier ergriff<lb/>
ich ein ſchon in der Taſche bereit gehaltenes<lb/>
Papier, und <hirendition="#g">las</hi>, wie auf der Tribuͤne der<lb/>
franzoͤſiſchen Deputirtenkammer, den Reſt<lb/>
meiner Rede, und die Nr. 5<hirendition="#b">9</hi>. der Jahr-<lb/>
buͤcher fuͤr wiſſenſchaftliche Kritik, dem er-<lb/>ſtaunten Geiſte vor <noteplace="foot"n="*)">O Eitelkeit!</note>.</p><lb/><p>Dieſer (ein ſanft aſchgrauer, alſo nach<lb/>
den Regeln der Uniformirung des Zwiſchen-<lb/>
reichs, ſchon beinahe halbſeliger) war bei<lb/>
der erſten Nennung des ſalomoniſchen Na-<lb/>
mens etwas erblaßt, dann ſchnell erroͤthet,<lb/>
und hoͤrte hierauf, ohne ein Wort zu ſpre-<lb/>
chen, dem Anſchein nach tief in ſich ver-<lb/>ſunken, andaͤchtig zu.</p><lb/></div></front></text></TEI>
[XII/0020]
harmloſen Briefe — ſie haben mehr Gnade
daſelbſt gefunden, als Du je im Traume ge-
hofft, und duͤrfte ich mich etwas orientaliſch
ausdruͤcken, was beſſer zu deiner exotiſchen
Erſcheinung paßt, ſo wuͤrde ich ſagen: daß
aus dem unanſehnlichen Feuerſtein der edelſte
Stahl einen hellleuchtenden Rubin geſchla-
gen, daß die Sonne das Stuͤckchen Glas
durch ihre Strahlenkraft einen Augenblick zum
Brennſpiegel erhoben hat — mit einem Wort,
um plan zu ſprechen ....... hier ergriff
ich ein ſchon in der Taſche bereit gehaltenes
Papier, und las, wie auf der Tribuͤne der
franzoͤſiſchen Deputirtenkammer, den Reſt
meiner Rede, und die Nr. 59. der Jahr-
buͤcher fuͤr wiſſenſchaftliche Kritik, dem er-
ſtaunten Geiſte vor *).
Dieſer (ein ſanft aſchgrauer, alſo nach
den Regeln der Uniformirung des Zwiſchen-
reichs, ſchon beinahe halbſeliger) war bei
der erſten Nennung des ſalomoniſchen Na-
mens etwas erblaßt, dann ſchnell erroͤthet,
und hoͤrte hierauf, ohne ein Wort zu ſpre-
chen, dem Anſchein nach tief in ſich ver-
ſunken, andaͤchtig zu.
*) O Eitelkeit!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/20>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.