Von dem Feuerwort des Franzosen ist mir nichts im Gedächtniß zurückgeblieben, als folgende gute Anekdote.
Ein zur Zeit Ludwig XIV. als Autorität gelten- der diplomatischer Schriftsteller, schließt eine Abhand- lung über die großen Vorrechte, die einem fremden Bothschafter zustehen, mit folgenden Worten: "mais des qu'un Ambassadeur est mort, il rentre aussitot dans la vie privee.
Den 22sten.
Der arme Herzog von York ist nach langem Kran- kenlager endlich gestorben, und jetzt sehr prächtig in Parade aufgestellt. Ich sah ihn noch im Oktober, und fand in ihm schon damals nur noch den Schat- ten des rüstig stattlichen Mannes, den ich in frühe- rer Zeit so häufig in Lady L .... s und in seinem eignen Hause sah, wo sechs Bouteillen Claret, nach Tische getrunken, seine Physiognomie nur unmerklich veränderten. Ich erinnere mich, daß er an einem solchen Abend einst -- es war schon nach Mitter- nacht -- einige seiner Gäste, unter denen sich auch der österreichische Gesandte, Graf Meerveldt, der Graf Beroldingen und ich befanden, in sein schönes Waffenkabinet führte. Wir versuchten mehrere tür- kische Säbel zu schwingen, mochten aber insgesammt
Von dem Feuerwort des Franzoſen iſt mir nichts im Gedächtniß zurückgeblieben, als folgende gute Anekdote.
Ein zur Zeit Ludwig XIV. als Autorität gelten- der diplomatiſcher Schriftſteller, ſchließt eine Abhand- lung über die großen Vorrechte, die einem fremden Bothſchafter zuſtehen, mit folgenden Worten: „mais dès qu’un Ambassadeur est mort, il rentre aussitôt dans la vie privée.
Den 22ſten.
Der arme Herzog von York iſt nach langem Kran- kenlager endlich geſtorben, und jetzt ſehr prächtig in Parade aufgeſtellt. Ich ſah ihn noch im Oktober, und fand in ihm ſchon damals nur noch den Schat- ten des rüſtig ſtattlichen Mannes, den ich in frühe- rer Zeit ſo häufig in Lady L .... s und in ſeinem eignen Hauſe ſah, wo ſechs Bouteillen Claret, nach Tiſche getrunken, ſeine Phyſiognomie nur unmerklich veränderten. Ich erinnere mich, daß er an einem ſolchen Abend einſt — es war ſchon nach Mitter- nacht — einige ſeiner Gäſte, unter denen ſich auch der öſterreichiſche Geſandte, Graf Meerveldt, der Graf Beroldingen und ich befanden, in ſein ſchönes Waffenkabinet führte. Wir verſuchten mehrere tür- kiſche Säbel zu ſchwingen, mochten aber insgeſammt
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Von dem Feuerwort des Franzoſen iſt mir nichts
im Gedächtniß zurückgeblieben, als folgende gute
Anekdote.
Ein zur Zeit Ludwig XIV. als Autorität gelten-
der diplomatiſcher Schriftſteller, ſchließt eine Abhand-
lung über die großen Vorrechte, die einem fremden
Bothſchafter zuſtehen, mit folgenden Worten: „mais
dès qu’un Ambassadeur est mort, il rentre aussitôt
dans la vie privée.
Den 22ſten.
Der arme Herzog von York iſt nach langem Kran-
kenlager endlich geſtorben, und jetzt ſehr prächtig in
Parade aufgeſtellt. Ich ſah ihn noch im Oktober,
und fand in ihm ſchon damals nur noch den Schat-
ten des rüſtig ſtattlichen Mannes, den ich in frühe-
rer Zeit ſo häufig in Lady L .... s und in ſeinem
eignen Hauſe ſah, wo ſechs Bouteillen Claret, nach
Tiſche getrunken, ſeine Phyſiognomie nur unmerklich
veränderten. Ich erinnere mich, daß er an einem
ſolchen Abend einſt — es war ſchon nach Mitter-
nacht — einige ſeiner Gäſte, unter denen ſich auch
der öſterreichiſche Geſandte, Graf Meerveldt, der
Graf Beroldingen und ich befanden, in ſein ſchönes
Waffenkabinet führte. Wir verſuchten mehrere tür-
kiſche Säbel zu ſchwingen, mochten aber insgeſammt
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/359>, abgerufen am 22.11.2024.
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