Daß dabei ein halb Duzend Zeitungen auf dem Tisch liegen müssen, in denen jeder liest, wie es ihm ge- fällt, versteht sich von selbst.
Die Herren gehen nun entweder auf die Jagd oder andern Geschäften nach, der Wirth desgleichen, ohne sich im Geringsten weiter um die Gäste zu beküm- mern, (eine wahre Wohlthat!) und erst eine halbe Stunde vor Tisch, findet man sich Abends in elegan- ter Toilette im Salon wieder zusammen.
Wie es bei Tafel hergeht, habe ich Dir auch schon einmal beschrieben, und nur einer seltsamen Sitte nicht erwähnt, die ich, obgleich scabrös, der Vollstän- digkeit wegen nicht übergeben darf, und welcher man nach der Entfernung der Damen, auf eine höchst un- genirte Weise und immediat neben dem Tische ihren Lauf läßt; ein Ueberbleibsel der Barbarei, welches unsern Begriffen von Schicklichkeit höchst widerstre- bend ist.
Mir fiel dies besonders heute auf, wo ein alter Admiral, der wahrscheinlich wegen der Anwesenheit des Lord Melvilles in seine Staatsuniform gekleidet war, wohl eine halbe Viertelstunde zu diesem Experi- ment gebrauchte, während wir so lange, wie aus ei- ner Dachtraufe, die letzten Spuren eines schon längst vorübergegangenen Gewitterregens zu hören glaubten.
England ist das wahre Land der Contraste. Du haut et du bas auf jedem Schritt. So serviren, bei allem übrigen Luxus, doch in den besten Häusern
Daß dabei ein halb Duzend Zeitungen auf dem Tiſch liegen müſſen, in denen jeder liest, wie es ihm ge- fällt, verſteht ſich von ſelbſt.
Die Herren gehen nun entweder auf die Jagd oder andern Geſchäften nach, der Wirth desgleichen, ohne ſich im Geringſten weiter um die Gäſte zu beküm- mern, (eine wahre Wohlthat!) und erſt eine halbe Stunde vor Tiſch, findet man ſich Abends in elegan- ter Toilette im Salon wieder zuſammen.
Wie es bei Tafel hergeht, habe ich Dir auch ſchon einmal beſchrieben, und nur einer ſeltſamen Sitte nicht erwähnt, die ich, obgleich ſcabrös, der Vollſtän- digkeit wegen nicht übergeben darf, und welcher man nach der Entfernung der Damen, auf eine höchſt un- genirte Weiſe und immediat neben dem Tiſche ihren Lauf läßt; ein Ueberbleibſel der Barbarei, welches unſern Begriffen von Schicklichkeit höchſt widerſtre- bend iſt.
Mir fiel dies beſonders heute auf, wo ein alter Admiral, der wahrſcheinlich wegen der Anweſenheit des Lord Melvilles in ſeine Staatsuniform gekleidet war, wohl eine halbe Viertelſtunde zu dieſem Experi- ment gebrauchte, während wir ſo lange, wie aus ei- ner Dachtraufe, die letzten Spuren eines ſchon längſt vorübergegangenen Gewitterregens zu hören glaubten.
England iſt das wahre Land der Contraſte. Du haut et du bas auf jedem Schritt. So ſerviren, bei allem übrigen Luxus, doch in den beſten Häuſern
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Daß dabei ein halb Duzend Zeitungen auf dem Tiſch
liegen müſſen, in denen jeder liest, wie es ihm ge-
fällt, verſteht ſich von ſelbſt.
Die Herren gehen nun entweder auf die Jagd oder
andern Geſchäften nach, der Wirth desgleichen, ohne
ſich im Geringſten weiter um die Gäſte zu beküm-
mern, (eine wahre Wohlthat!) und erſt eine halbe
Stunde vor Tiſch, findet man ſich Abends in elegan-
ter Toilette im Salon wieder zuſammen.
Wie es bei Tafel hergeht, habe ich Dir auch ſchon
einmal beſchrieben, und nur einer ſeltſamen Sitte
nicht erwähnt, die ich, obgleich ſcabrös, der Vollſtän-
digkeit wegen nicht übergeben darf, und welcher man
nach der Entfernung der Damen, auf eine höchſt un-
genirte Weiſe und immediat neben dem Tiſche ihren
Lauf läßt; ein Ueberbleibſel der Barbarei, welches
unſern Begriffen von Schicklichkeit höchſt widerſtre-
bend iſt.
Mir fiel dies beſonders heute auf, wo ein alter
Admiral, der wahrſcheinlich wegen der Anweſenheit
des Lord Melvilles in ſeine Staatsuniform gekleidet
war, wohl eine halbe Viertelſtunde zu dieſem Experi-
ment gebrauchte, während wir ſo lange, wie aus ei-
ner Dachtraufe, die letzten Spuren eines ſchon längſt
vorübergegangenen Gewitterregens zu hören glaubten.
England iſt das wahre Land der Contraſte. Du
haut et du bas auf jedem Schritt. So ſerviren, bei
allem übrigen Luxus, doch in den beſten Häuſern
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/388>, abgerufen am 22.11.2024.
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