Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.4) Letzte Sächs. Kaiser 974-1024. war, und den Teutschen Thron durch freye Wahlbestiegen hatte. Gegen Arduin von Ivrea, der ihm die Lombardische Krone streitig machte, hatte er Mühe aufzukommen. Nach dessen Tode kam er jedoch zum ruhigen Besitze. Nur mit dem Pabste Benedict dem VIII. gieng er desto nachthei- ligere Bedingungen ein. Derselbe übergab ihm vorerst einen goldenen Apfel als ein Sinnbild der Erdkugel, zum Zeichen, daß er als Römischer Kai- ser sich solle schmeichlen können, Herr der Welt zu seyn; aber auch zur Erinnerung, daß er die- sen Vorzug aus den Händen des Pabstes empfan- gen habe. Und dann wurde festgesetzt, daß kein Fürst jemals die kaiserliche Würde sich anmaßen sollte, wenn ihn nicht der Pabst erst dazu tüchtig befunden und gekrönt hätte. So sieng schon Hen- rich das Canzleyceremoniel an, daß er bis zum Empfang der Kaiserkrone sich nur Römischer Kö- nig, nach der Krönung erst Römischer Kaiser schrieb. Hingegen an statt, daß seit Carls und Otto des Großen Zeiten keine Pabstwahl für rechtmäßig an- erkannt worden war, wenn sie nicht der Kaiser genehmiget hatte, so ward jetzt die Pabstwahl von dieser Einschränkung frey gemacht. Auch im Teutschen Kirchenstaate zeigte sichVII. mit- J 2
4) Letzte Saͤchſ. Kaiſer 974-1024. war, und den Teutſchen Thron durch freye Wahlbeſtiegen hatte. Gegen Arduin von Ivrea, der ihm die Lombardiſche Krone ſtreitig machte, hatte er Muͤhe aufzukommen. Nach deſſen Tode kam er jedoch zum ruhigen Beſitze. Nur mit dem Pabſte Benedict dem VIII. gieng er deſto nachthei- ligere Bedingungen ein. Derſelbe uͤbergab ihm vorerſt einen goldenen Apfel als ein Sinnbild der Erdkugel, zum Zeichen, daß er als Roͤmiſcher Kai- ſer ſich ſolle ſchmeichlen koͤnnen, Herr der Welt zu ſeyn; aber auch zur Erinnerung, daß er die- ſen Vorzug aus den Haͤnden des Pabſtes empfan- gen habe. Und dann wurde feſtgeſetzt, daß kein Fuͤrſt jemals die kaiſerliche Wuͤrde ſich anmaßen ſollte, wenn ihn nicht der Pabſt erſt dazu tuͤchtig befunden und gekroͤnt haͤtte. So ſieng ſchon Hen- rich das Canzleyceremoniel an, daß er bis zum Empfang der Kaiſerkrone ſich nur Roͤmiſcher Koͤ- nig, nach der Kroͤnung erſt Roͤmiſcher Kaiſer ſchrieb. Hingegen an ſtatt, daß ſeit Carls und Otto des Großen Zeiten keine Pabſtwahl fuͤr rechtmaͤßig an- erkannt worden war, wenn ſie nicht der Kaiſer genehmiget hatte, ſo ward jetzt die Pabſtwahl von dieſer Einſchraͤnkung frey gemacht. Auch im Teutſchen Kirchenſtaate zeigte ſichVII. mit- J 2
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4) Letzte Saͤchſ. Kaiſer 974-1024.
war, und den Teutſchen Thron durch freye Wahl
beſtiegen hatte. Gegen Arduin von Ivrea, der
ihm die Lombardiſche Krone ſtreitig machte, hatte
er Muͤhe aufzukommen. Nach deſſen Tode kam
er jedoch zum ruhigen Beſitze. Nur mit dem
Pabſte Benedict dem VIII. gieng er deſto nachthei-
ligere Bedingungen ein. Derſelbe uͤbergab ihm
vorerſt einen goldenen Apfel als ein Sinnbild der
Erdkugel, zum Zeichen, daß er als Roͤmiſcher Kai-
ſer ſich ſolle ſchmeichlen koͤnnen, Herr der Welt
zu ſeyn; aber auch zur Erinnerung, daß er die-
ſen Vorzug aus den Haͤnden des Pabſtes empfan-
gen habe. Und dann wurde feſtgeſetzt, daß kein
Fuͤrſt jemals die kaiſerliche Wuͤrde ſich anmaßen
ſollte, wenn ihn nicht der Pabſt erſt dazu tuͤchtig
befunden und gekroͤnt haͤtte. So ſieng ſchon Hen-
rich das Canzleyceremoniel an, daß er bis zum
Empfang der Kaiſerkrone ſich nur Roͤmiſcher Koͤ-
nig, nach der Kroͤnung erſt Roͤmiſcher Kaiſer ſchrieb.
Hingegen an ſtatt, daß ſeit Carls und Otto des
Großen Zeiten keine Pabſtwahl fuͤr rechtmaͤßig an-
erkannt worden war, wenn ſie nicht der Kaiſer
genehmiget hatte, ſo ward jetzt die Pabſtwahl von
dieſer Einſchraͤnkung frey gemacht.
Auch im Teutſchen Kirchenſtaate zeigte ſich
endlich unter dieſer Regierung ein bisher nicht
ſo bemerklich geweſener Einfluß des paͤbſtlichen
Stuhles, da mehr unter deſſelben, als unter des
Kaiſers eignem Anſehen das neue Biſthum Bam-
berg errichtet wurde; nicht wie bisher unſere
Kaiſer und Koͤnige Biſthuͤmer errichtet hatten, wo
erſt neue Laͤnder von ihnen erobert und zur Chriſt-
lichen Religion gebracht worden waren; ſondern
mit-
VII.
J 2
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