Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.II. Mittlere Zeiten a) 888-1235. führen. So bekam der Pabst das Heft in dieHände, um allen Christlichen Völkern Gesetze vor- schreiben zu können, und um Kaiser und Könige und Fürsten und Edle nach Gutfinden zu entfer- nen, so oft ihre nähere Anwesenheit nur den Ab- sichten des päbstlichen Stuhls im Wege zu stehen schien. Was hätte aber kräftiger wirken können, als auf solche Art die Lenkung aller weltlichen Mächte in seiner Gewalt zu haben, und auf alle Fälle so- wohl die Macht der Könige und Fürsten als den Kern ganzer Völker und Staaten zu entkräften? XIV. Freylich hatten diese Züge auf der andern Seite XV. Alles das zeigte nun zwar noch nicht gleich un- unthä-
II. Mittlere Zeiten a) 888-1235. fuͤhren. So bekam der Pabſt das Heft in dieHaͤnde, um allen Chriſtlichen Voͤlkern Geſetze vor- ſchreiben zu koͤnnen, und um Kaiſer und Koͤnige und Fuͤrſten und Edle nach Gutfinden zu entfer- nen, ſo oft ihre naͤhere Anweſenheit nur den Ab- ſichten des paͤbſtlichen Stuhls im Wege zu ſtehen ſchien. Was haͤtte aber kraͤftiger wirken koͤnnen, als auf ſolche Art die Lenkung aller weltlichen Maͤchte in ſeiner Gewalt zu haben, und auf alle Faͤlle ſo- wohl die Macht der Koͤnige und Fuͤrſten als den Kern ganzer Voͤlker und Staaten zu entkraͤften? XIV. Freylich hatten dieſe Zuͤge auf der andern Seite XV. Alles das zeigte nun zwar noch nicht gleich un- unthaͤ-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0184" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Mittlere Zeiten <hi rendition="#aq">a</hi>) 888-1235.</hi></fw><lb/> fuͤhren. So bekam der Pabſt das Heft in die<lb/> Haͤnde, um allen Chriſtlichen Voͤlkern Geſetze vor-<lb/> ſchreiben zu koͤnnen, und um Kaiſer und Koͤnige<lb/> und Fuͤrſten und Edle nach Gutfinden zu entfer-<lb/> nen, ſo oft ihre naͤhere Anweſenheit nur den Ab-<lb/> ſichten des paͤbſtlichen Stuhls im Wege zu ſtehen<lb/> ſchien. Was haͤtte aber kraͤftiger wirken koͤnnen,<lb/> als auf ſolche Art die Lenkung aller weltlichen Maͤchte<lb/> in ſeiner Gewalt zu haben, und auf alle Faͤlle ſo-<lb/> wohl die Macht der Koͤnige und Fuͤrſten als den<lb/> Kern ganzer Voͤlker und Staaten zu entkraͤften?</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">XIV.</hi> </note> <p>Freylich hatten dieſe Zuͤge auf der andern Seite<lb/> in der Folge wieder heilſame Wirkungen, da eine<lb/> ſolche Gemeinſchaft zwiſchen abend- und morgen-<lb/> laͤndiſchen Gegenden aus letzteren in jene mehr<lb/> Kenntniſſe und Geſchicklichkeiten verbreitete, und<lb/> neue Reizungen und Gegenſtaͤnde zur Schifffahrt<lb/> und Handlung an die Hand gab. Aber das ent-<lb/> ſtand dann doch ganz unabſichtlich daraus, ohne<lb/> daß es zum eigentlichen Entwurfe und Hauptzwecke<lb/> gehoͤrte. Auch zeigten ſich ſolche heilſame Folgen<lb/> meiſt erſt in entfernteren Zeiten, und nach Art der<lb/> goͤttlichen Vorſehung, wie ſolche ganz uͤber alle Er-<lb/> wartung oft Boͤſes noch zum Guten zu lenken weiß.<lb/> Allemal waren es fuͤr diejenigen, denen es zu gute<lb/> kam, ſehr theuer erkaufte Vortheile.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">XV.</hi> </note> <p>Alles das zeigte nun zwar noch nicht gleich un-<lb/> ter Henrich dem <hi rendition="#aq">IV.</hi> ſeine volle Wirkung, auch nach-<lb/> her nicht zu gleicher Zeit auf einmal, ſondern ſo,<lb/> wie in der Natur die meiſten Veraͤnderungen bey-<lb/> nahe unbemerkt und nur ſtuffenweiſe hervorgebracht<lb/> werden. Aber die wirkende Kraft blieb doch nie<lb/> <fw place="bottom" type="catch">unthaͤ-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0184]
II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
fuͤhren. So bekam der Pabſt das Heft in die
Haͤnde, um allen Chriſtlichen Voͤlkern Geſetze vor-
ſchreiben zu koͤnnen, und um Kaiſer und Koͤnige
und Fuͤrſten und Edle nach Gutfinden zu entfer-
nen, ſo oft ihre naͤhere Anweſenheit nur den Ab-
ſichten des paͤbſtlichen Stuhls im Wege zu ſtehen
ſchien. Was haͤtte aber kraͤftiger wirken koͤnnen,
als auf ſolche Art die Lenkung aller weltlichen Maͤchte
in ſeiner Gewalt zu haben, und auf alle Faͤlle ſo-
wohl die Macht der Koͤnige und Fuͤrſten als den
Kern ganzer Voͤlker und Staaten zu entkraͤften?
Freylich hatten dieſe Zuͤge auf der andern Seite
in der Folge wieder heilſame Wirkungen, da eine
ſolche Gemeinſchaft zwiſchen abend- und morgen-
laͤndiſchen Gegenden aus letzteren in jene mehr
Kenntniſſe und Geſchicklichkeiten verbreitete, und
neue Reizungen und Gegenſtaͤnde zur Schifffahrt
und Handlung an die Hand gab. Aber das ent-
ſtand dann doch ganz unabſichtlich daraus, ohne
daß es zum eigentlichen Entwurfe und Hauptzwecke
gehoͤrte. Auch zeigten ſich ſolche heilſame Folgen
meiſt erſt in entfernteren Zeiten, und nach Art der
goͤttlichen Vorſehung, wie ſolche ganz uͤber alle Er-
wartung oft Boͤſes noch zum Guten zu lenken weiß.
Allemal waren es fuͤr diejenigen, denen es zu gute
kam, ſehr theuer erkaufte Vortheile.
Alles das zeigte nun zwar noch nicht gleich un-
ter Henrich dem IV. ſeine volle Wirkung, auch nach-
her nicht zu gleicher Zeit auf einmal, ſondern ſo,
wie in der Natur die meiſten Veraͤnderungen bey-
nahe unbemerkt und nur ſtuffenweiſe hervorgebracht
werden. Aber die wirkende Kraft blieb doch nie
unthaͤ-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |