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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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4) Merovinger a) Aufkommen 486-561.
Zeit griff Chlodowig die Westgothen an, und nahm
selbst davon, daß sie Arianer wären, einen Haupt-
grund, diesem Kriege den Beyfall seines Volkes
zu verschaffen. Der älteste Fränkische Geschicht-
schreiber führt Chlodowigen über diesen Vorfall
in folgenden Ausdrücken redend ein. Er habe zu
seinem Volke gesagt: "Es ist mir unerträglich, daß
"diese Arianer noch einen so beträchtlichen Theil
"von Gallien inne haben; Laßt uns mit Gottes
"Hülfe hinziehen, und ihr Land unter unsere Bot-
"mäßigkeit bringen." Diese Rede, fährt der Ge-
schichtschreiber fort, habe allen gefallen; darauf
sey Chlodowig mit seinem Kriegsheere nach Poitou
zu aufgebrochen (r). In der That schlug Chlo-
dowig noch im Jahre 507. die Westgothen unter
ihrem Könige Alarich, der dabey umkam, bey Poi-
tiers, und erweiterte dadurch sein Reich mit Au-
vergne und Aquitaine nebst der Stadt Toulouse.
Die Westgothen behielten nur noch einen Theil von
Narbonne oder das heutige Languedoc.

Der Sieg über die Westgothen brachte Chlo-VIII.
dowigen selbst die Ehre zuwege, daß der dama-
lige Kaiser Anastasius zu Constantinopel seine Freund-
schaft suchte, um auch bey einem Angriffe gegen

die
Quodsi tibi bene cum illis conuenerit, prouin-
cia tua melius potest constare." Nic. Coleti
concilia tom. 5. p.
539.
(r) Gregor. Tvron. lib. 2 cap. 37.:
"Chlodouaeus rex ait suis: Valde moleste fero,
quod hi Ariani partem teneant Galliarum. Ea-
mus cum Dei adiutorio, et superatis redigamus
terram in ditionem nostram. Quumque placuis-
set omnibus hic sermo, iam commoto exercitu
Pictauiam dirigit."

4) Merovinger a) Aufkommen 486-561.
Zeit griff Chlodowig die Weſtgothen an, und nahm
ſelbſt davon, daß ſie Arianer waͤren, einen Haupt-
grund, dieſem Kriege den Beyfall ſeines Volkes
zu verſchaffen. Der aͤlteſte Fraͤnkiſche Geſchicht-
ſchreiber fuͤhrt Chlodowigen uͤber dieſen Vorfall
in folgenden Ausdruͤcken redend ein. Er habe zu
ſeinem Volke geſagt: ”Es iſt mir unertraͤglich, daß
„dieſe Arianer noch einen ſo betraͤchtlichen Theil
„von Gallien inne haben; Laßt uns mit Gottes
„Huͤlfe hinziehen, und ihr Land unter unſere Bot-
„maͤßigkeit bringen.” Dieſe Rede, faͤhrt der Ge-
ſchichtſchreiber fort, habe allen gefallen; darauf
ſey Chlodowig mit ſeinem Kriegsheere nach Poitou
zu aufgebrochen (r). In der That ſchlug Chlo-
dowig noch im Jahre 507. die Weſtgothen unter
ihrem Koͤnige Alarich, der dabey umkam, bey Poi-
tiers, und erweiterte dadurch ſein Reich mit Au-
vergne und Aquitaine nebſt der Stadt Toulouſe.
Die Weſtgothen behielten nur noch einen Theil von
Narbonne oder das heutige Languedoc.

Der Sieg uͤber die Weſtgothen brachte Chlo-VIII.
dowigen ſelbſt die Ehre zuwege, daß der dama-
lige Kaiſer Anaſtaſius zu Conſtantinopel ſeine Freund-
ſchaft ſuchte, um auch bey einem Angriffe gegen

die
Quodſi tibi bene cum illis conuenerit, prouin-
cia tua melius poteſt conſtare.” Nic. Coleti
concilia tom. 5. p.
539.
(r) Gregor. Tvron. lib. 2 cap. 37.:
”Chlodouaeus rex ait ſuis: Valde moleſte fero,
quod hi Ariani partem teneant Galliarum. Ea-
mus cum Dei adiutorio, et ſuperatis redigamus
terram in ditionem noſtram. Quumque placuiſ-
ſet omnibus hic ſermo, iam commoto exercitu
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[29/0063] 4) Merovinger a) Aufkommen 486-561. Zeit griff Chlodowig die Weſtgothen an, und nahm ſelbſt davon, daß ſie Arianer waͤren, einen Haupt- grund, dieſem Kriege den Beyfall ſeines Volkes zu verſchaffen. Der aͤlteſte Fraͤnkiſche Geſchicht- ſchreiber fuͤhrt Chlodowigen uͤber dieſen Vorfall in folgenden Ausdruͤcken redend ein. Er habe zu ſeinem Volke geſagt: ”Es iſt mir unertraͤglich, daß „dieſe Arianer noch einen ſo betraͤchtlichen Theil „von Gallien inne haben; Laßt uns mit Gottes „Huͤlfe hinziehen, und ihr Land unter unſere Bot- „maͤßigkeit bringen.” Dieſe Rede, faͤhrt der Ge- ſchichtſchreiber fort, habe allen gefallen; darauf ſey Chlodowig mit ſeinem Kriegsheere nach Poitou zu aufgebrochen (r). In der That ſchlug Chlo- dowig noch im Jahre 507. die Weſtgothen unter ihrem Koͤnige Alarich, der dabey umkam, bey Poi- tiers, und erweiterte dadurch ſein Reich mit Au- vergne und Aquitaine nebſt der Stadt Toulouſe. Die Weſtgothen behielten nur noch einen Theil von Narbonne oder das heutige Languedoc. Der Sieg uͤber die Weſtgothen brachte Chlo- dowigen ſelbſt die Ehre zuwege, daß der dama- lige Kaiſer Anaſtaſius zu Conſtantinopel ſeine Freund- ſchaft ſuchte, um auch bey einem Angriffe gegen die (q) VIII. (r) Gregor. Tvron. lib. 2 cap. 37.: ”Chlodouaeus rex ait ſuis: Valde moleſte fero, quod hi Ariani partem teneant Galliarum. Ea- mus cum Dei adiutorio, et ſuperatis redigamus terram in ditionem noſtram. Quumque placuiſ- ſet omnibus hic ſermo, iam commoto exercitu Pictauiam dirigit.” (q) Quodſi tibi bene cum illis conuenerit, prouin- cia tua melius poteſt conſtare.” Nic. Coleti concilia tom. 5. p. 539.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/63>, abgerufen am 10.05.2024.