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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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4) Einige Eigenheiten der T. Verf.


IV.
Einige Eigenheiten der Teutschen Verfassung,
wie sie insonderheit von den Zeiten des dreyßig-
jährigen Krieges und Westphälischen Friedens
her merklich geworden.


I. Vortheile der Teutschen Verfassung, daß unsere Lan-
desherren eigentlich nur die Gewalt haben sollen Gutes,
nichts Böses zu thun. -- II. III. Nur der Wahn, Herr
des Landes zu seyn, und eine unglückliche Nacheiferungssucht
hat oft üble Folgen. -- IV. Vor den Zeiten des dreyßig-
jährigen Krieges war unter den Fürsten noch eine ganz an-
dere Lebensart. -- V. Der Aufwand fieng aber schon an
merklich zu steigen. -- VI. VII. Auf dem Westphälischen
Friedenscongresse entstand vollends der Streit über Rang
und Excellenz zwischen republicanischen und churfürstlichen
Gesandten, -- VIII-X. und die Churfürsten setzen sich Kö-
nigen gleich. -- XI. XII. Das veranlaßte aber wieder Nach-
eiferung der Fürsten und anderer Stände. -- XIII. Einige
Häuser wurden selbst durch den Westphälischen Frieden merk-
lich vergrößert. -- Auch bequemten sich immer mehrere,
das Recht der Erstgebuhrt einzuführen, -- XIV. und die
Nachgebohrnen nicht sowohl mit einer eignen Botmäßigkeit,
als nur mit jährlichen Geldzahlungen zu versorgen.



Alles zusammengenommen, was der TeutschenI.
Verfassung eigen ist, wie sie der Westphä-
lische Friede nunmehr eigentlich auf festen Fuß ge-
setzt hat, zeigt sich ein Hauptvortheil derselben dar-
in, daß, wenn alles in der gehörigen Ordnung
ist, ein jeder Landesherr Mittel und Wege gnug
hat, in seinem Lande Gutes zu thun, und, wenn
er hingegen Böses thun möchte, entweder Land-
stände dagegen ins Mittel treten, oder auch alle
und jede Unterthanen noch bey einem höhern Rich-
ter Hülfe suchen können. -- Gewiß im Ganzen

eine
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4) Einige Eigenheiten der T. Verf.


IV.
Einige Eigenheiten der Teutſchen Verfaſſung,
wie ſie inſonderheit von den Zeiten des dreyßig-
jaͤhrigen Krieges und Weſtphaͤliſchen Friedens
her merklich geworden.


I. Vortheile der Teutſchen Verfaſſung, daß unſere Lan-
desherren eigentlich nur die Gewalt haben ſollen Gutes,
nichts Boͤſes zu thun. — II. III. Nur der Wahn, Herr
des Landes zu ſeyn, und eine ungluͤckliche Nacheiferungsſucht
hat oft uͤble Folgen. — IV. Vor den Zeiten des dreyßig-
jaͤhrigen Krieges war unter den Fuͤrſten noch eine ganz an-
dere Lebensart. — V. Der Aufwand fieng aber ſchon an
merklich zu ſteigen. — VI. VII. Auf dem Weſtphaͤliſchen
Friedenscongreſſe entſtand vollends der Streit uͤber Rang
und Excellenz zwiſchen republicaniſchen und churfuͤrſtlichen
Geſandten, — VIII-X. und die Churfuͤrſten ſetzen ſich Koͤ-
nigen gleich. — XI. XII. Das veranlaßte aber wieder Nach-
eiferung der Fuͤrſten und anderer Staͤnde. — XIII. Einige
Haͤuſer wurden ſelbſt durch den Weſtphaͤliſchen Frieden merk-
lich vergroͤßert. — Auch bequemten ſich immer mehrere,
das Recht der Erſtgebuhrt einzufuͤhren, — XIV. und die
Nachgebohrnen nicht ſowohl mit einer eignen Botmaͤßigkeit,
als nur mit jaͤhrlichen Geldzahlungen zu verſorgen.



Alles zuſammengenommen, was der TeutſchenI.
Verfaſſung eigen iſt, wie ſie der Weſtphaͤ-
liſche Friede nunmehr eigentlich auf feſten Fuß ge-
ſetzt hat, zeigt ſich ein Hauptvortheil derſelben dar-
in, daß, wenn alles in der gehoͤrigen Ordnung
iſt, ein jeder Landesherr Mittel und Wege gnug
hat, in ſeinem Lande Gutes zu thun, und, wenn
er hingegen Boͤſes thun moͤchte, entweder Land-
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[183/0225] 4) Einige Eigenheiten der T. Verf. IV. Einige Eigenheiten der Teutſchen Verfaſſung, wie ſie inſonderheit von den Zeiten des dreyßig- jaͤhrigen Krieges und Weſtphaͤliſchen Friedens her merklich geworden. I. Vortheile der Teutſchen Verfaſſung, daß unſere Lan- desherren eigentlich nur die Gewalt haben ſollen Gutes, nichts Boͤſes zu thun. — II. III. Nur der Wahn, Herr des Landes zu ſeyn, und eine ungluͤckliche Nacheiferungsſucht hat oft uͤble Folgen. — IV. Vor den Zeiten des dreyßig- jaͤhrigen Krieges war unter den Fuͤrſten noch eine ganz an- dere Lebensart. — V. Der Aufwand fieng aber ſchon an merklich zu ſteigen. — VI. VII. Auf dem Weſtphaͤliſchen Friedenscongreſſe entſtand vollends der Streit uͤber Rang und Excellenz zwiſchen republicaniſchen und churfuͤrſtlichen Geſandten, — VIII-X. und die Churfuͤrſten ſetzen ſich Koͤ- nigen gleich. — XI. XII. Das veranlaßte aber wieder Nach- eiferung der Fuͤrſten und anderer Staͤnde. — XIII. Einige Haͤuſer wurden ſelbſt durch den Weſtphaͤliſchen Frieden merk- lich vergroͤßert. — Auch bequemten ſich immer mehrere, das Recht der Erſtgebuhrt einzufuͤhren, — XIV. und die Nachgebohrnen nicht ſowohl mit einer eignen Botmaͤßigkeit, als nur mit jaͤhrlichen Geldzahlungen zu verſorgen. Alles zuſammengenommen, was der Teutſchen Verfaſſung eigen iſt, wie ſie der Weſtphaͤ- liſche Friede nunmehr eigentlich auf feſten Fuß ge- ſetzt hat, zeigt ſich ein Hauptvortheil derſelben dar- in, daß, wenn alles in der gehoͤrigen Ordnung iſt, ein jeder Landesherr Mittel und Wege gnug hat, in ſeinem Lande Gutes zu thun, und, wenn er hingegen Boͤſes thun moͤchte, entweder Land- ſtaͤnde dagegen ins Mittel treten, oder auch alle und jede Unterthanen noch bey einem hoͤhern Rich- ter Huͤlfe ſuchen koͤnnen. — Gewiß im Ganzen eine I. M 4

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/225>, abgerufen am 21.11.2024.