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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VIII. Folgen d. Westph. Fr. 1648-1657.
schmolzen. -- In Göttingen von 1000. Häusern
im Kriege 179. niedergerissen oder umgefallen,
237. ledig und wüst stehen geblieben, 137. nur
von Wittwen, 460. von Bürgern oder Fremden
bewohnt. -- In Minden 1625. eine Tillysche
Besatzung, die in zwey Jahren 600. tausend Rthr.
kostete, wovon noch jetzt so genannte Eintheilungs-
capitalien auf den Bürgerhäusern haften. -- In
dem einzigen Würtenbergischen Amte und Stadt
Leonberg 1270. Bürger abgegangen, 885. Häuser
verbranut, 11594. Morgen Aecker unbebaut liegen
geblieben. -- Im ganzen Herzogthume Würtenberg
57721. Haushaltungen eingegangen, 8. Städte,
45. Dörfer, 158. Pfarr- und Schulhäuser, 65.
Kirchen, und 36086. Privathäuser abgebrannt! --
Wenn man mehr solche Verzeichnisse von Ländern
und Städten hätte; würde man da nicht bewun-
dern müßen, daß solche Wunden doch noch so,
wie es geschehen ist, nach hergestelltem Frieden
haben geheilt oder verschmerzt werden können?


IV.

Der Bevölkerung ward zwar damit etwas
aufgeholfen, daß von den abgedankten Kriegshee-
ren viele da, wo sie sich eben befanden, oder wo
es ihnen vorzüglich gefiel, sich verheiratheten und
häuslich niederließen (b). Auch von Flüchtlingen,
die sich in andere Länder begeben hatten, mochten
sich wohl viele in ihrem verlaßenen Vaterlande wieder
einfinden. Aber den vorigen Wohlstand wieder zu

finden,
(b) Im Würtenbergischen blieben auf einmal
zwey tausend Mann von der Schwedischen Armee;
Weiber und Land mochten sie leicht gnug für sich
finden. Sattlers Würtenb. Gesch. Th. 9. S. 97.,
Spittlers Würtenb. Gesch. S. 274.

VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
ſchmolzen. — In Goͤttingen von 1000. Haͤuſern
im Kriege 179. niedergeriſſen oder umgefallen,
237. ledig und wuͤſt ſtehen geblieben, 137. nur
von Wittwen, 460. von Buͤrgern oder Fremden
bewohnt. — In Minden 1625. eine Tillyſche
Beſatzung, die in zwey Jahren 600. tauſend Rthr.
koſtete, wovon noch jetzt ſo genannte Eintheilungs-
capitalien auf den Buͤrgerhaͤuſern haften. — In
dem einzigen Wuͤrtenbergiſchen Amte und Stadt
Leonberg 1270. Buͤrger abgegangen, 885. Haͤuſer
verbranut, 11594. Morgen Aecker unbebaut liegen
geblieben. — Im ganzen Herzogthume Wuͤrtenberg
57721. Haushaltungen eingegangen, 8. Staͤdte,
45. Doͤrfer, 158. Pfarr- und Schulhaͤuſer, 65.
Kirchen, und 36086. Privathaͤuſer abgebrannt! —
Wenn man mehr ſolche Verzeichniſſe von Laͤndern
und Staͤdten haͤtte; wuͤrde man da nicht bewun-
dern muͤßen, daß ſolche Wunden doch noch ſo,
wie es geſchehen iſt, nach hergeſtelltem Frieden
haben geheilt oder verſchmerzt werden koͤnnen?


IV.

Der Bevoͤlkerung ward zwar damit etwas
aufgeholfen, daß von den abgedankten Kriegshee-
ren viele da, wo ſie ſich eben befanden, oder wo
es ihnen vorzuͤglich gefiel, ſich verheiratheten und
haͤuslich niederließen (b). Auch von Fluͤchtlingen,
die ſich in andere Laͤnder begeben hatten, mochten
ſich wohl viele in ihrem verlaßenen Vaterlande wieder
einfinden. Aber den vorigen Wohlſtand wieder zu

finden,
(b) Im Wuͤrtenbergiſchen blieben auf einmal
zwey tauſend Mann von der Schwediſchen Armee;
Weiber und Land mochten ſie leicht gnug fuͤr ſich
finden. Sattlers Wuͤrtenb. Geſch. Th. 9. S. 97.,
Spittlers Wuͤrtenb. Geſch. S. 274.
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[198/0240] VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657. ſchmolzen. — In Goͤttingen von 1000. Haͤuſern im Kriege 179. niedergeriſſen oder umgefallen, 237. ledig und wuͤſt ſtehen geblieben, 137. nur von Wittwen, 460. von Buͤrgern oder Fremden bewohnt. — In Minden 1625. eine Tillyſche Beſatzung, die in zwey Jahren 600. tauſend Rthr. koſtete, wovon noch jetzt ſo genannte Eintheilungs- capitalien auf den Buͤrgerhaͤuſern haften. — In dem einzigen Wuͤrtenbergiſchen Amte und Stadt Leonberg 1270. Buͤrger abgegangen, 885. Haͤuſer verbranut, 11594. Morgen Aecker unbebaut liegen geblieben. — Im ganzen Herzogthume Wuͤrtenberg 57721. Haushaltungen eingegangen, 8. Staͤdte, 45. Doͤrfer, 158. Pfarr- und Schulhaͤuſer, 65. Kirchen, und 36086. Privathaͤuſer abgebrannt! — Wenn man mehr ſolche Verzeichniſſe von Laͤndern und Staͤdten haͤtte; wuͤrde man da nicht bewun- dern muͤßen, daß ſolche Wunden doch noch ſo, wie es geſchehen iſt, nach hergeſtelltem Frieden haben geheilt oder verſchmerzt werden koͤnnen? Der Bevoͤlkerung ward zwar damit etwas aufgeholfen, daß von den abgedankten Kriegshee- ren viele da, wo ſie ſich eben befanden, oder wo es ihnen vorzuͤglich gefiel, ſich verheiratheten und haͤuslich niederließen (b). Auch von Fluͤchtlingen, die ſich in andere Laͤnder begeben hatten, mochten ſich wohl viele in ihrem verlaßenen Vaterlande wieder einfinden. Aber den vorigen Wohlſtand wieder zu finden, (b) Im Wuͤrtenbergiſchen blieben auf einmal zwey tauſend Mann von der Schwediſchen Armee; Weiber und Land mochten ſie leicht gnug fuͤr ſich finden. Sattlers Wuͤrtenb. Geſch. Th. 9. S. 97., Spittlers Wuͤrtenb. Geſch. S. 274.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/240>, abgerufen am 24.11.2024.